Holger Klein, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lebenshilfe Zollernalb, begrüßt die Gäste und führt durch den Abend. Die Lebenshilfe feierte in der Balinger volksbankmesse ihr 50-jähriges Bestehen. Im Hintergrund die Musiker von "Groove Inclusion, der inklusiven Bigband aus dem Unteren Remstal. Foto: Deregowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: 50-jähriges Bestehen der Einrichtung mit rotem Teppich und gut 600 Gästen in der Balinger Messehalle gefeiert

Alle Menschen sollen gleichermaßen am Leben teilhaben – dazu zählen auch jene mit Behinderung. Dieses Ziel verfolgt die Lebenshilfe Zollernalb seit 50 Jahren. Sie feierte dieses Jubiläum in der Balinger Messehalle.

Balingen. Stimmungsvolle Beleuchtung, lange Tafeln und eine Bühne ließen die Messehalle einer Mischung aus Lounge und Ballsaal gleichen. In diesem Ambiente hatte die Lebenshilfe rund 600 Gästen den roten Teppich ausgerollt. Stiftungsratvorsitzender Eberhard Wiget und Vorstandsvorsitzender Holger Klein schüttelten zur Begrüßung zahllose Hände von Mitarbeitern, Ehrenamtlichen, Kooperationspartnern, Gönnern und Weggefährten. Sie alle erwartete ein Abend mit Musik und Rück- wie Einblicken.

Die Anfänge seien vergleichsweise klein gewesen, sagte Eberhard Wiget in seiner Ansprache. Noch vor der Kreisreform, also vor Bestehen des Zollernalbkreises, wurden die Grundlagen für die Lebenshilfe Zollernalb in Hechingen gelegt. 1967 wurde dort die Kreisvereinigung gegründet. Wenige Jahre später kam eine Balinger Kreisvereinigung hinzu. Am 1. März 1974 wurde aus beiden der Verein Lebenshilfe für Behinderte Zollernalb. Seither habe sich die Lebenshilfe erfreulich entwickelt. So wurden Betriebsgesellschaften gegründet – unter Einbeziehung von Kommungen und Landkreis. Organisatorisch ist die Lebenshilfe heute als Stiftung aufgestellt. Wiget konstatierte: "Sie steht mitten im Leben und blickt selbstbewusst in die Zukunft."

Ohne die vielen Unterstützer wäre dies jedoch nicht möglich gewesen, betonte Wiget und sprach ihnen Dank aus. Zu ihnen zählen der Zollernalbkreis als Hauptfinanzier – Landrat Günther-Martin Pauli vergab der Lebenshilfe die Note 1 –, während Städte und Gemeinden die "kommunale Familie" bilden. Vereine, Unternehmen und Ehrenamtliche gehören ebenso zu den Kooperationspartnern.

Für den musikalischen Part war "Groove Inclusion" zuständig. Etwa die Hälfte der 25 Musikanten habe eine Behinderung, erklärte Jazzschlagzeuger Holger Bihr die Zusammensetzung der inklusiven Bigband aus dem Unteren Remstal, die seit 2014 besteht. Und die hatte es in sich: mit Swing, Blues und Gassenhauern neueren Datums wussten die Musiker das Publikum zum Mitsingen und Tanzen zu bewegen.

Mit diesem bunten Konzert wechselten sich thematisch abgegrenzte Interviewrunden ab. Alfred Schmieg aus Weilstetten – laut Holger Klein: "unser erster Mitarbeiter" – verriet etwa, wie er bei der Lebenshilfe Werkstattleiter geworden ist. Noch bevor er von der Lebenshilfe hörte, hatte er in Frommern in der Möbelindustrie gearbeitet. "Die Welt aus Zahlen und Reklamationen" sei aber nie seine gewesen, weshalb er sich auf eine Zeitungsannonce der Lebenshilfe meldete. Von da an hatte Schmieg seinen Weg gefunden. Ob er ihn noch einmal gehen würde, wollte Hans-Peter Schreijäg, Chefredakteur des Schwarzwälder Boten und an diesem Abend Interviewleiter, wissen. "Ja", betonte Schmieg und schob nach, dass es ein "zauberhafter" Weg mit Höhen und Tiefen gewesen sei.

Auch die Wohnangebote der Lebenshilfe Zollernalb kommen an. Patrick Frisch, seit acht Jahren Bewohner der AWG Gartenstraße in Albstadt-Ebingen, schätzt das Leben mitten in der Stadt. Sowohl mit seinen Mitbewohnern als auch den Betreuern verstehe er sich gut. Ähnlich geht es Ivan Sremec. Er ist Mieter eines Appartements in Bisingen und schätzt seine Selbstständigkeit. Nur einen Wunsch hatte der Rollstuhlfahrer: Die Gehwege in Bisingen könnten behindertengerecht angepasst werden, lautete die einzige Kritik an diesem Abend, der ansonsten voll des Lobes war.