Die Unternehmen der Baubranche sind zufrieden. Foto: Berg Foto: Schwarzwälder-Bote

Konjunktur: IHK-Präsident Christian O. Erbe: "Besser kann es nicht mehr werden"

Die Ergebnisse einer IHK-Umfrage zeigen: Der Arbeitsmarkt ist das größte Problem. "Die Konjunktur steht in ihrem Zenit. Besser kann es nicht mehr werden", kommentiert IHK-Präsident Christian O. Erbe die Daten.

Reutlingen/Zollernalbkreis. Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Aussichten zusammenfasst, liegt wie schon im Frühsommer bei 144 Punkten. Seit Anfang 2015 ist der Index nicht mehr gefallen.

Die Lage der heimischen Betriebe bleibt exzellent, 61 Prozent bezeichnen sie als "gut" und 35 Prozent als "befriedigend", ihre Aussichten sehen die meisten Firmen mindestens gleichbleibend (52 Prozent) oder sogar besser (40 Prozent). In der Region boomt vor allem der Bau. 92 Prozent der Betriebe sind vollauf zufrieden und auch der Ausblick ist sehr gut: 31 Prozent der Bauunternehmen erwarten noch einmal eine Steigerung. Vor vier Monaten waren es noch 17 Prozent.

Sehr gut gestimmt ist auch der Einzelhandel. Fast die Hälfte der Händler schaut positiv nach vorne, 20 Prozent mehr als im Mai. Ganz ähnlich sieht es in der Industrie aus: Mittlerweile sehen fast 60 Prozent die Lage als "gut" an.

Mehr als 42 Prozent erhoffen sich bessere Geschäfte für die kommenden Monate. Regionales Sorgenkind bleibt das Gastgewerbe. Nur noch 35 Prozent der Betrieb sieht die Lage als "gut" an – 13 Prozent weniger als vor vier Monaten.

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge steht nach Angaben der IHK seit mehreren Jahren auf hohem Niveau. Zum Ausbildungsstart am 1. September lag sie bei mehr als 2400 und damit um 3,6 Prozent über dem Vorjahr.

Zu den Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung zählen die befragten Betriebe vor allem den Arbeitsmarkt. 50 Prozent der Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als Problem, steigende Arbeitskosten nennen 45 Prozent.

Zu den Top-3-Konjunkturrisiken zählt außerdem eine nachlassende Inlandsnachfrage, die 46 Prozent der Betriebe befürchten. "Vielen Unternehmen fehlen immer häufiger die richtigen Mitarbeiter", weiß Erbe. Das dämpfe am Ende die wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Das Thema Zuwanderung muss aus seiner Sicht von der neuen Koalition in Berlin angegangen werden: "Wir brauchen schnell eine Regierungsbildung. Die Unternehmen erwarten, dass klare Signale kommen und die Wirtschaft planen kann."

Was den Außenhandel betrifft, geht die Zahl der Optimisten leicht zurück. Grund sind die Unsicherheiten im Geschäft mit den USA sowie die Sanktionen gegen Russland. "Wir plädieren dafür, die Russland-Sanktionen auslaufen zu lassen", sagt Erbe. Mit Blick auf den Brexit erwartet er einen "weichen Austritt". Die britische Regierung sollte sich bald zu diesem Weg durchringen. "Die Europäer haben großes Interesse, Großbritannien als Handelspartner zu erhalten".

An der Umfrage haben sich 372 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Bau, Groß- und Einzelhandel sowie dem Dienstleistungssektor, darunter Hotel- und Gaststättengewerbe, beteiligt.