Das Schild ist unbeschädigt – ganz anders als das Gebäude: Blick auf die "Mühlengeist"-Brandruine. Vor drei Jahren wütete hier das Feuer, jetzt steht das 1550 Quadratmeter große Grundstück zum Verkauf. Foto: Maier

Eher das Grundstück als die Immobilie: Eigentümer Siegfried Reiter will drei Jahre nach dem Brand "loslassen".

Balingen - Na, Interesse? In Balingen ist mit dem "Mühlengeist" eines der am schönsten gelegenen Gastronomie-Grundstücke zu haben. Eigentümer Siegfried Reiter will das einst so beliebte Ausflugslokal verkaufen, in das er seit den 1990er-Jahren viel Herzblut gesteckt hatte.

Drei Jahre sind ins Land gegangen seit dem Großbrand. Drei Jahre, so Reiter, in denen er mit seinen Bemühungen um den Wiederaufbau nicht voran kam. "Ich hätte es gerne gemacht, ich wollte unbedingt", sagte er gestern telefonisch aus Frankreich gegenüber unserer Zeitung. Er habe das Mobiliar zusammen, er habe Balken für den Wiederaufbau besorgt, sogar ein altes Mühlenrad. "Aber es soll wohl einfach nicht sein", sagt Reiter. Er hört sich frustriert an.

Seit dem Brand am 2. August 2010 hatte sich Reiter mit den Versicherungen auseinandergesetzt. Mittlerweile habe man sich verglichen, sagt er. Lange und bis heute ziehen sich auch die Prüfungen der Stadt hin, was auf dem Gelände künftig erlaubt sein soll und wie gebaut werden darf: Anfang 2012 hatte der Gemeinderat das Verfahren für einen Bebauungsplan für das Gebiet rund um die Stadtmühle und das dazugehörige "Mühlengeist"-Gebäude in Gang gesetzt. Dieses befinde sich aktuell noch "in Bearbeitung", sagte Stadtplaner Michael Wagner gestern. Reiter kontert, dass es möglicherweise schneller gegangen wäre, wenn er seinen Lebensmittelpunkt nicht in Frankreich hätte. Wie auch immer: Nach drei Jahren des Wartens sei es für ihn genug. Er wolle nun "nicht mehr Altem nachheulen", sondern "etwas Neues angehen". Jetzt sei der Zeitpunkt da, den "Mühlengeist" samt Grundstück (1556 Quadratmeter) loszulassen. Der Preis liegt bei 245.000 Euro; der Verkauf läuft über das in Balingen ansässige Immobilienbüro Christiana Baur.

Reiter hatte das denkmalgeschützte Gebäude, das Teil des Stadtmühle-Ensembles ist, im Jahr 1994 gekauft. Nach der Renovierung eröffnete er das Lokal im Mai 1998, mit großem Erfolg: Die Gäste kamen in Scharen. Nach rund eineinhalb Jahren verpachtete er die Gaststätte an den Mann, der wegen des zerstörerischen Feuers im August 2010 im vergangenen Jahr vom Landgericht Hechingen zu einer viereinhalbjährigen Gefängnisstrafe wegen Brandstiftung verurteilt worden war.

"Gut gelaufen" sei der "Mühlengeist" immer, sagt Siegfried Reiter. Das Grundstück liege idyllisch nahe der Eyach, mitten im Grünen und doch nahe an der Stadt. "Ich bin sicher", so Reiter, "dass dort auch in Zukunft eine Gastronomie prima funktioniert." Er wünsche sich, dass sich ein Käufer findet, der vor Ort in Balingen verwurzelt ist. So könne auch der Wiederaufbau möglicherweise schneller geregelt werden.

Das ehemalige "Mühlengeist"-Gebäude selbst kann nach drei Wintern ohne Schutz wohl nurmehr abgerissen werden. Der Denkmalschutz sei mit dem verheerenden Feuer vor drei Jahren "erloschen", so Stadtplaner Wagner. Klar sei, so Wagner weiter, dass ein Gebäudeneubau entsprechend dem bisherigen Umfang möglich sei, am besten passend zum Stadtmühle-Ensemble. Die Stadt wolle einer künftigen Gastronomie an diesem Ort nicht im Wege stehen, vielmehr sei sie mit Blick auf die Kleine Landesgartenschau im Jahr 2023 von besonderer Bedeutung.

Mit dem derzeit laufenden Bebauungsplanverfahren solle insbesondere die bisher unbefriedigende Zufahrts- und Parksituation in dem Grüngebiet gelöst werden. "Das war ja immer Fluch und Segen des 'Mühlengeists'", sagt Wagner: "Die Gaststätte war erfolgreich, und das war gut so. Aber dieser Erfolg bedeutete zugleich, dass viel Verkehr durch das Naturgebiet brauste. Und das war eher nicht so gut." Die Stadt warte nun gespannt ab, ob sich ein Käufer für das Grundstück finde, so Wagner.