Migranten: Caritas und Diakonie bieten Neuankömmlingen Unterstützung / Mittlerweile sind viele angekommen

Zollernalbkreis. Ziel ist es, Zugewanderte zu einem selbstständigen Leben ohne staatliche Unterstützung zu befähigen: Seit 2005 finden Migranten im Zollernalbkreis Hilfe bei der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE). Die Wohlfahrtsverbände Caritas Schwarzwald-Alb-Donau, die Caritas für das Dekanat Zollern und die Diakonische Bezirksstelle Balingen leisten Orientierungshilfe für EU-Bürger, Spätaussiedler und alle Ratsuchenden mit Migrationsgeschichte.

2018 wurde das Angebot im Kreis um den Jugendmigrationsdienst (JMD) für Migranten im Alter von zwölf bis 27 Jahre erweitert. Die Erfahrung zeigt: Viele Jugendliche haben noch keine Vorstellung davon, welchen Beruf sie ausüben möchten. "Wir helfen ihnen, ihre Kompetenzen zu erkennen und ihre Passion zu finden", betont Sonja Störzer vom Caritasverband für das Dekanat Zollern.

In der Beratung geht es aber häufig auch um die Suche nach Deutschkursen, Freizeitmöglichkeiten und Schulangelegenheiten. Die meisten Ratsuchenden wollen arbeiten. Doch die Bearbeitung für die Anerkennung von Abschlüssen dauert oft Jahre und verzögert die Integration in die Arbeitswelt. Hinzu kommt die schwierige Wohnungssuche für Menschen mit Migrationsgeschichte.

Wer nicht arbeitet, ist auf Leistungen des Jobcenters angewiesen, und Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen sind rar. Auch Kindergartenplätze sind begrenzt. Und die Probleme hören hier nicht auf: Viele Menschen versuchen seit Jahren, die Familie nachzuholen, scheitern aber an bürokratischen Hürden in Deutschland und in ihren Heimatländern. "Diese Trennungszeit von der Familie ist für viele emotional hoch belastend", weiß Patricia Kramer von der Diakonie Balingen. "Wer Angst um die Familie hat, kann nur schwer eine neue Sprache lernen oder sich auf eine Ausbildung konzentrieren."

Das Arbeitsfeld wird nicht langweilig – dafür sorgt auch die Politik

Auch die Politik sorgt dafür, dass das Arbeitsfeld nicht langweilig wird: Vielfache Gesetzesänderungen führten in den vergangenen Jahren dazu, dass mit immer neuen Verfahren und Anträgen umzugehen war. "Für Neuzugewanderte schaffen diese ständigen Änderungen immer neue Orientierungslosigkeit", sagt Emil Weiss vom Caritasverband für das Dekanat Zollern.

Auch andere Beratungsdienste, Behörden oder Ehrenamtliche wenden sich an MBE und JMD mit Fragen. Eine gute Kooperation mit Behörden und Organisationen im Landkreis ist daher unerlässlich: "Unser Ziel ist es, die Zugewanderten zum selbständigen Leben ohne staatliche Unterstützung zu befähigen", resümiert Lili Oster ihre 15-jährige Tätigkeit. "Aber so ein Integrationsprozess dauert meist mehrere Jahre."

Doch es gibt auch Positives zu berichten: Viele Menschen seien angekommen, weiß man bei der Migrationsberatung. "Sie haben Arbeit gefunden und sind mit ihrer Familie vereint." Es seien diese "kleinen Schicksale", die die langwierige Arbeit lohnenswert mache.

Der Landkreis hat einen wichtigen Beitrag geleistet

Auch der Landkreis habe einen wichtigen Beitrag geleistet. In der Hochphase der Flüchtlingsbewegung seien zusätzliche Stellen für die Flüchtlingsarbeit geschaffen worden. Die Kooperation zur Zeit der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten trage heute Früchte und habe ein wirksames Netzwerk geschaffen.