Gisela Schwarz, Beatus Widmann und Christoph Braunmiller (von links) haben auf den offenen Brief aus der Kirchengemeinde Balingen-Ost reagiert. Foto: Hertle

Kirche: Widmann: Stelle der Pfarrerin von Balingen-Ost gesichert. Konzept schon lange bekannt.

Balingen - Auf Gesprächsbereitschaft setzt Dekan Beatus Widmann angesichts des offenen Briefs von Mitgliedern des evangelischen Kirchengemeinderats Balingen-Ost mit schweren Vorwürfen gegen das Dekanat im Zuge der Umsetzung des Pfarrplans.

Widmann hat gestern nach der Rückkehr aus dem Urlaub auf den Brief reagiert. Darin werden ihm unter anderem "willkürliche Entscheidungen", "Geheimverhandlungen" und "Missachtung der Sorgfaltspflicht" vorgeworfen. Auch werde die Umsetzung des Pfarrplans mit Reduzierung von Stellen bereits zum 1. Januar 2017 statt 2018 vorgenommen.

Streitpunkt: Die 100-Prozent-Stelle von Pfarrerin Angelika Schoblocher wird zum 1. Januar 2017 geteilt. Zu 50 Prozent arbeitet sie in Balingen-Ost, und sie soll die übrigen 50 Prozent anderweitig im Kirchenbezirk ableisten, etwa für Krankheits- und Urlaubsvertretungen. Dafür übernimmt der Heselwanger Pfarrer Christof Seisser mit die Betreuung der Gemeindeglieder in Balingen-Ost.

Widmann stellte klar, dass sich die Gremien der evangelischen Landeskirche und die Kirchengemeinderäte vor Ort bereits seit 2010 mit dem Pfarrplan beschäftigen, dessen dritte Stufe bis 2018 umgesetzt wird. Der Plan für den Kirchenbezirk Balingen sei, so Widmann, unter Beteiligung der Gremien diskutiert und mit großer Mehrheit in der Herbstsynode 2012 beschlossen worden.

Es ist nach seiner Meinung sinnvoll, diesen Schritt für Balingen-Ost bereits 2017 zu vollziehen im Rahmen des Prozesses SPI (Struktur-Pfarrplan-Immobilien). Die Kirchengemeinde Engstlatt und Heselwangen kommen zur Gesamtkirchengemeinde Balingen, und 2019 finden die nächsten Kirchenwahlen statt. Der Dekan betont, dass die Kirchengemeinde Balingen-Ost in allen Phasen beteiligt gewesen sei; er selbst habe mehrfach mit den Kirchengemeinderäten gesprochen. Das Gremium will, wie berichtet, seine Tätigkeit ruhen lassen.

Der Dekan und sein Stellvertreter Christoph Braunmiller, Pfarrer von Engstlatt, traten Befürchtungen entgegen, das Gemeindehaus von Balingen-Ost werde nicht mehr zur Verfügung stehen. "Es ist Gottesdienstort", bekräftigte Widmann. Ziel des SPI-Prozesses sei, die Präsenz der Kirche in der Fläche zu sichern. Man spreche über Dinge wie Gemeindegrenzen, Personalstellen und erst viel später über Immobilien.

Doch Braunmiller und Widmann machten klar, dass auch in Zukunft Stellen abgebaut werden müssen: "Es werden weitere Zumutungen kommen." Ängste zu schüren, sei nicht der angemessene Umgang mit dem Thema, so der Dekan. Er lade die Vertreter der Kirchengemeinde Balingen-Ost ein, sich an diesem Prozess konstruktiv zu beteiligen.

Es sei sichergestellt, dass die Kirchengemeinden – auch Balingen-Ost – bei Stellenneubesetzungen mitentscheiden könnten: "Kein Bischof und kein Dekan kann von oben nach Gutsherrenart beschließen", so Widmann.

Der Dekan, Braunmiller und Gisela Schwarz, die Vorsitzende der Bezirkssynode Balingen, kreideten den Verfassern des offenen Briefes allerdings an, dass dieser nicht von der Vorsitzenden des Kirchengemeinderats unterzeichnet und just dann lanciert worden sei, als Widmann und Schoblocher sich im Urlaub befunden hätten: "Das geht eigentlich nicht." Schwarz kritisierte auch mangelnde Bereitschaft aus Balingen-Ost, diese Veränderungen anzunehmen und den Weg mitzugehen.