Vor 28 Jahren hat Richard Osswald (rechts) das Ostereierschießen in Ostdorf ins Leben gerufen, um den Bau den Schützenhauses voranzutreiben. Inzwischen ist die sechstägige Veranstaltung aus dem Jahreskalender des Teilorts nicht mehr wegzudenken. Foto: Hennings

Vor Ostern gibt’s den Meisterschuss: In Ostdorf trägt der Schützenverein bis Samstag das Ostereierschießen aus.

Balingen-Ostdorf - Ostern ohne Ostereier? Nicht nur in Ostdorf ist das unvorstellbar. Außergewöhnlich ist im Teilort aber die Eier-Beschaffung: Statt auf den Markt geht’s dafür traditionell ins Schützenhaus. Bis Samstag noch findet dort das Ostereierschießen statt.

Groß ist am Dienstagabend der Andrang im Ostdorfer Schützenhaus: Die Warteschlange vor der Kasse ist meterlang, die Gaststätte im Nebenraum bis auf den letzten Platz gefüllt. Und an jedem der 16 Schießstände visieren Schützen ihr Ziel an. Es scheint, als wäre ganz Ostdorf auf den Beinen, um sich vor dem Osterfest mit bunt bemalten Eiern einzudecken.

Die Regel ist simpel: Aus zehn Metern wird mit dem Luftdruckgewehr auf eine runde Scheibe geschossen. Trifft der Schütze ins Schwarze, darf er ein Ei mit nach Hause nehmen. Gelingt ein "Zehner", also ein Schuss in die Mitte, bekommt er gleich zwei Eier. Fünf Versuche kosten zwei Euro; für Kinder unter zwölf Jahren liegen Lasergewehre bereit.

Bereits zum 28. Mal trägt der Schützenverein das Ostereierschießen aus. Wenig los war noch am vergangenen Samstag bei der Eröffnung, die "Hauptkampftage" liegen jedoch seit jeher unter der Woche. Mitmachen kann jeder, Gelegenheit dazu gibt’s noch am heutigen Gründonnerstag ab 18 Uhr sowie am Karsamstag ab 13 Uhr. Geschossen wird, bis der Vorrat an Eiern aufgebraucht ist.

"Die Veranstaltung ist in der ›K-Woche‹ vor Ostern eine echte Attraktion geworden. Es kommen Gruppen aus Betrieben und Vereinen sowie Familien und Kameraden", meint Organisator Richard Osswald.

Als Vorsitzender hatte er vor fast 30 Jahren vom Ostereierschießen eines Vereins in Rheinland-Pfalz gehört, und dieses prompt auch in Ostdorf ins Leben gerufen. "Wir brauchten ja Geld, um unser Schützenhaus bauen zu können", erinnert er sich. Geschossen wurde daher anfangs in einem Zelt.

Diese Zeiten sind vorbei, auch dank der Einnahmen konnte der Bau bald verwirklicht werden. 500 Ostereier wechselten in den Anfangszeiten den Besitzer, inzwisschen sind es zwischen 12.000 und 13.000 pro Jahr. "Damit sind wir sehr zufrieden", sagt Osswald, "bis auf wenige Ausnahmen ist das Schießen stetig gewachsen".

Bezogen werden die Eier von Bauern in der Region. Der Rekord liegt bei 14.000 Eiern. "Dann sorgte aber der Amoklauf in Winnenden für einen Einbruch", sagt der Vorsitzende Alfred Scheffczyk. Inzwischen haben sich die Zahlen laut Osswald wieder stabilisiert: "Wir sind sogar in einer Größenordnung, in der wir bald an unsere Kapazitätsgrenze stoßen."

Für die Sicherheit sorgt die Standaufsicht. Und damit sich die Schützen besser konzentrieren können, trennt diese ein Absperrband vom Trubel der Warteschlange.

Helfen kann das auch beim sogenannten Meisterschuss, einer besonderen Herausforderung für motivierte Schützen: Dafür wird die Zielscheibe umgedreht, sodass nur eine weiße Fläche ohne Kreise zu sehen ist. Osswald: "Wer es trotzdem schafft, einen 'Zehner' zu schießen, bekommt dafür zehn Eier."