Diese drei wollen für die CDU in den Landtag (von links): Dörte Conradi, Roland Tralmer und Nicole Hoffmeister-Kraut. Fotos: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Conradi, Tralmer, Hoffmeister-Kraut? Hochspannung und wundersamer Mitgliederzuwachs bei der CDU vor Landtags-Nominierung

Von Steffen Maier

Zollernalbkreis. Eine Woche vor der Entscheidung, welchen Kandidaten die CDU Zollernalbkreis im Wahlkreis Balingen bei der Landtagswahl 2016 ins Rennenschickt, steht die Partei unter Hochspannung. Der Wahlkampf der drei Bewerber führt derweil zu einer enormen Mobilisierung.

Fest steht, dass die drei Bewerber Dörte Conradi, Roland Tralmer und Nicole Hoffmeister-Kraut vor dem entscheidenden Tag in Albstadt nicht nur bei der Tour durch alle Orts- und Stadtverbände im Wahlkreis versucht haben, die CDU-Mitglieder von sich zu überzeugen. Vielmehr sammeln sie – wortwörtlich – ihre Truppen.

Üblicherweise verzeichnet die CDU Zollernalb nach Angaben des stellvertretenden Kreisvorsitzenden Roman Waizzenegger monatlich zwischen fünf und zehn neue Mitglieder. Im Mai, nachdem Nicole Hoffmeister-Kraut ihre Bewerbung bekannt gemacht hatte, waren es schon einige mehr: 22. Im Juni waren es dann noch mehr: 142. Angeblich verteilen sich diese neuen Mitglieder ungefähr gleichmäßig auf die Stadt- und Ortsverbände im Wahlkreis.

Solch starke Mitgliederzuwächse sind bei Parteien insbesondere vor wichtigen Entscheidungen nicht unüblich. Die einen reden dann von "professionellem Wahlkampf", die anderen von Schmu. Dass man das mitunter weit, aber gleichwohl erfolgreich treiben kann, zeigte exemplarisch im Jahr 1988 die Nominierung von Paul-Stefan Mauz zum Kandidaten der CDU im Nachbarwahlkreis Hechingen-Münsingen: Mauz trat damals gegen den Abgeordneten Theo Götz an, und er obsiegte auch dank der mehr als 100 Stimmen von Trigema-Mitarbeitern. Diese waren kurz vor der Nominierungsversammlung Mitglieder der Partei geworden, nachdem Trigema-Chef Wolfgang Grupp Beitrittserklärungen unter seinen Beschäftigten hatte verteilen lassen. Damit hatte sich der aufgrund seines besonderen geographischen Zuschnitts auch "Bananen-Wahlkreis" genannte Wahlkreis 61 diesen Namen auch im übertragenen Sinne verdient.

Die starke Mobilisierung zugunsten der CDU Zollernalb hat ganz sicher mit der anstehenden, wichtigen Entscheidung zu tun: Gesucht wird der Nachfolger von Günther-Martin Pauli, der im nächsten Jahr nach 15 Jahren aus dem Landtag ausscheidet, und nach aller Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte wird am Freitag, 10. Juli, in der Zollern-Alb-Halle in Tailfingen (Beginn: 19 Uhr) nicht nur ein Kandidat aufgestellt, sondern der nächste Landtagsabgeordnete gekürt. Die Partei hat im Kreis das Mandat quasi sicher. All das macht die Nominierung besonders – und den Wahlkampf der drei Bewerber Dörte Conradi, Roland Tralmer und Nicole Hoffmeister-Kraut so spannend und interessant. Stimmberechtigt sind 964 der rund 1200 CDU-Mitglieder im Kreis; ihr Votum nicht abgeben dürfen die CDUler aus Hechingen, Jungingen und Burladingen – diese drei Städte gehören landtagswahltechnisch zum Nachbarwahlkreis Hechingen-Münsingen.

Zunächst hatten im April Dörte Conradi (Burladingen) und Roland Tralmer (Albstadt) ihre Ambitionen erklärt. Die Gefechtslage schien übersichtlich. Beide sind politisch in der CDU schon lange zuhause, beide haben die klassische Ochsentour hinter sich.

Dass Conradi (47) nicht im Wahlkreis wohnt, muss kein Nachteil sein; zwar hat sie damit keinen Stadtverband hinter sich, dessen Mitglieder sie in der Nominierungsversammlung wählen könnten, in der Kreis-CDU hat sie gleichwohl viele Unterstützer.

Roland Tralmer (48) ist ebenfalls das, was man einen treuen Parteisoldaten nennt. Auf dem Papier ist er schon deswegen ernst zu nehmen, weil er Vorstand des stärksten Stadtverbands im Kreis ist. Die Brisanz zwischen Conradi und Tralmer liegt darin, dass die eine die Nachfolgerin des anderen an der Spitze des Kreisverbands ist.

So richtig Schwung ins Bewerberkarussell brachte die Balingerin Nicole Hoffmeister-Kraut (43). Innerhalb des Trios ist sie in Sachen Parteizugehörigkeit zwar eindeutig das Küken – der CDU gehört sie erst seit 2009 an –, allerdings hat sie in ihrer kurzen politischen und ehrenamtlichen Karriere schon eindrücklich auf sich aufmerksam gemacht. Dass sie ein Spross der Kraut-Bizerba-Familie ist und zudem selbst Familie hat, sind Pluspunkte innerhalb einer Partei, die sich selbst als wirtschaftsfreundlich und werteorientiert beschreibt.

Damit ist es nun ein Wahlkampf zwischen einem Mann und zwei Frauen. Es treten zwei alte Partei-Hasen und eine frisch-fröhlich daherkommende Bewerberin gegeneinander an. Es wird in der Nominierungsversammlung in Tailfingen wohl auch um Rivalitäten zwischen den großen Stadtverbänden Albstadt und Balingen gehen. Mit anderen Worten: Es knistert.

Bis zur Nominierungsversammlung in Tailfingen kommen keine neuen Mitglieder mehr hinzu, weil Anträge stets in Sitzungen des Kreisvorstands bearbeitet werden und eine solche vor dem 10. Juli nicht mehr terminiert ist. Offiziell will die CDU die hohe Zahl der neuen Mitglieder nur dahingehend kommentieren, dass man sich über Zugänge immer freue und hoffe, dass sie der Partei möglichst lange erhalten bleiben mögen. Ansonsten setze man auf einen "fairen Wettkampf" der drei Bewerber.