In die andere Richtung: Das Schild ­"Balingen 972 Kilometer" steht in Royan vor dem Palais des Congrès. Das Pendant ist vor dem Balinger Rathaus zu finden. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Städtepartnerschaft: 90-köpfige Delegation besucht Royan / Freundschaft besteht seit 40 Jahren

Mit so vielen Reisenden auf einmal war die französische Bahngesellschaft überfordert: Da am letzten Septemberwochenende im Nachbarland zahlreiche Großveranstaltungen anstehen, gab es für die 90 Mitglieder der Balinger Delegation am Freitag keine Plätze im TGV. Deshalb geht’s nun einen Tag früher los.

Balingen/Royan (sth). Ein Problem dürfte damit wohl keiner haben. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder bedauert, dass bei den stets straffen Programmen an drei Tagen wenig Zeit bleibe. Die haben die Balinger nun. Der etwas längere Aufenthalt passt dabei prima: Die Städtepartnerschaft zwischen Balingen und Royan besteht seit ziemlich genau 39 Jahren, im Oktober 1980 in Royan sowie zwei Jahre später in Balingen wurde sie per Vertrag von den damaligen Rathauschefs Edmund Merkel und Philippe Most feierlich besiegelt. Das 40-jährige Bestehen dürfte bei den Besuchen in den nächsten Jahren gebührend gefeiert werden.

Nach der Anreise der 90-köpfigen Delegeation am Donnerstag, 26. September, steht der Freitag nun erst einmal zur freien Verfügung. Erst am Abend findet der offizielle Empfang der Delegation um Oberbürgermeister Helmut Reitemann im Rathaus statt – und nicht wie sonst im Palais des Congrès direkt nach dem Aussteigen aus dem Bus von der TGV-Endstation in Angoulème.

Für die Freunde aus Balingen haben sich die französischen Partner und Gastfamilien einiges einfallen lassen. Und nehmen sich Zeit. Am Freitag sind die Balinger bei den Gastfamilien, können die Stadt besichtigen, am Strand flanieren oder zwischen Hafen und Markthalle bummeln. Am Abend dann wird es offiziell, wenn der Empfang im Rathaus stattfindet. Der Royaner Bürgermeister Patrick Marengo und das Team um die Partnerschaftsbeauftragte Lyliane Isendick-Malterre werden die Schwaben willkommen heißen.

Hochherrschaftlich und historisch wird der Samstag. Zunächst steht die Besichtigung der Zitadelle von Blaye im Weinbaugebiet Médoc auf dem Programm. Blaye liegt am östlichen Ufer der Gironde, Bordeaux ist nicht weit entfernt. Die Zitadelle wurde im 17. Jahrhundert zum Schutz des Hafens errichtet. Das Mittagessen – französisch gelebt mit einer Weinverkostung – wird im Schloss Marquis de Vauban serviert. Abends findet dann der Partnerschaftsabend statt, traditionell eine Sause mit Essen und Musik. Gearbeitet wird allerdings auch. Und zwar am Sonntag früh noch vor dem Gottesdienst in der Kirche Notre Dame.

Neben der offiziellen Delegation – Bürgermeister, Gemeinderäte – sind auch jede Menge Privatleute dabei, die den Partnerschaftsbesuch nutzen, um langjährige Freunde im Nachbarland zu sehen. Zudem Vertreter der Musikschule, Radfahrer und Judosportler, eine Abordnung der Pfadfinder und der Sunshine Dancer.

Und die Frommerner Volkstänzer: Sie gehörten mit zu den Ersten, die im Rahmen der damals neu begründeten Städtepartnerschaft im Jahr 1980 nach Royan fuhren. Die Volkstänzer übergaben damals eine Einladung an eine französische Folkloregruppe. Zum Gegenbesuch kam die "Groupe folklorique Aunis er Saintonge". Daraus entstand eine Freundschaft zwischen beiden Gruppen. Zwar pflegen einige Familien noch diese Freundschaft, aber der letzte Gruppenbesuch in Frankreich war 2008. "Es ist also höchste Zeit, diese Freundschaft weiter zu pflegen", so Manfred Stingel. Die "Danzfreunde" werden nun mit dabei sein, einige der Mitglieder waren bereits vor rund 40 Jahren in Royan.