"Ist ein Zentralklinikum alternativlos?", fragt der Balinger SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Teufel (links). Finanzdezernent Christoph Heneka, Landrat Günther Martin Pauli und der Ärztliche Direktor des Zollernalb-Klinikums, Michael Bitzer (rechtes Bild, von links) liefern dafür hieb- und stichfeste Argumente. Fotos: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Klinik-Debatte: Argumente für einen Ausbau zum Zentralklinikum werden weitgehend entkräftet

Wenn ein Zentralklinikum alternativlos ist, warum nicht am Standort Balingen, wo sowieso schon fast 90 Millionen investiert worden sind? Es war die zentrale Frage, die der Balinger SPD-Fraktionsvorsitzende bei der SPD-Infoveranstaltung im Landratsamt in den Raum stellte.

Balingen. Er wolle die Angelegenheit keineswegs nur durch die "Balinger Brille" betrachten, sondern durch die "Zollernalbkreis-Brille", präzisierte Teufel. Und schob gleich die nächsten Fragen nach: Warum der Standort Balingen nicht untersucht worden sei? Der Ausbau würde nur ein Drittel von dem kosten, was für einen Neubau auf der grünen Wiese veranschlagt sei. Warum also nicht? Nur aus Angst davor, dass die Albstädter Patienten das Krankenhaus in Balingen meiden würden? Klar, es sei nicht einfach, ein Krankenhaus aufzugeben, aber "da werden die Albstädter durchaus falsch eingeschätzt". Das Argument, dass das Klinikum auf Albstädter Gemarkung stehen müsse, sei "nicht rational".

Landrat Günther-Martin Pauli konterte, dass es hier allein um Geld gehe: "Wir wollen ein Krankenhaus, das zukunftsfähig ist." Und am Standort in Balingen sei es das nun mal nicht – allein schon wegen der zu geringen Fläche. 5,5 Hektar brauche man, in Balingen stünden gerade mal drei Hektar zur Verfügung. Es sei falsch, dass der Standort Balingen nicht weiter untersucht worden sei. Das sei er sehr wohl, mit dem Ergebnis, dass es die schlechteste Variante von allen wäre. Die Erfahrung, dass eine Großbaustelle an einem laufenden Krankenhaus Auswirkungen habe, die habe man bereits nach der Schließung des Standorts Hechingen gemacht. "Es ist kein leichter Spaziergang, der uns bevorsteht."

Der Ärztliche Direktor des Klinikums, Michael Bitzer, bekräftigte den Standpunkt aller Chefärzte: Die Versorgung könne in Zukunft nur gewährleistet werden mit einem Zentralklinikum mit Zentrumsbildung, Herzkatheter, Stroke Unit, Krebsbehandlung, "sonst wird alles in der Grundversorgung enden". Es gehe nicht nur um Kosten, sondern um die Patientensicherheit. Würde man den Status quo beibehalten, würde Albstadt in einigen Jahren geschlossen, Balinger nur noch eine Portalklinik für Tübingen. "Wir müssen eine gute Lösung anbieten, einen Standort, der von allen Seiten akzeptiert wird, sonst werden wir Schiffbruch erleiden."

Vor 2024 werde es keine Fördermittel geben, sagte Finanzdezernent Christoph Heneka. Bis dahin müssten die beiden Häuser in Albstadt und Balingen voll funktionsfähig bleiben und noch besser ausgestattet werden. Anton Reger, Erster Bürgermeister in Albstadt, seinerzeit Verfechter der Zwei-Standort-Lösung, betonte, dass Albstadt und Balingen als Mittelzentren ein Klinikum haben müssten, um in Zukunft für Fachkräfte attraktiv zu bleiben. "Der Neubau ist auch nicht teurer als die Minuszahlen, die sich über Jahrzehnte anhäufen."