Die Beteiligten des Teleintensivmedizin-Projekts beim Auftakt am Zollernalb-Klinikum in Albstadt. Foto: Zollernalb Klinikum Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Zollernalb-Klinikum und Tübinger Uniklinikum starten groß angelegtes Digitalisierungsprojekt: "Die Patienten profitieren"

Die Digitalisierung nimmt kontinuierlich Fahrt auf in der Medizin mit enormem Potenzial: Die Patienten profitieren durch bessere Diagnostik, individuellere Behandlungen und einfacheren Austausch von Informationen zwischen Praxis und Klinik.

Zollernalbkreis. Das Zollernalb-Klinikum mit seinen Standorten Albstadt und Balingen sowie das Universitätsklinikum Tübingen gaben nun den Startschuss für ein Digitalisierungsprojekt in der Intensivmedizin. Im Zentrum steht dabei die Entwicklung einer standortübergreifenden Informations- und Kommunikationsplattform, wodurch am Zollernalb-Klinikum die Patientenversorgung mit der digitalen Anbindung an das Universitätsklinikum weiter verbessert werden soll.

Telemedizin soll in die Regelversorgung integriert werden

"Im Bereich der Telemedizin wird derzeit sehr viel geforscht, auch bei uns im Haus", bestätigt Martin Holderried, Leiter der medizinischen Strategieentwicklung am Universitätsklinikum Tübingen: "Das Ziel unserer klinisch orientierten Digitalisierungsprojekte ist es, sektorenübergreifend mit den beteiligten Behandlern die Möglichkeiten der Digitalisierung für Pflegekräfte, Ärzte und insbesondere Patienten zu nutzen und erfolgreich in die Regelversorgung zu integrieren."

Für den intensivmedizinischen Bereich heißt das konkret: Sämtliche klinische Daten wie Krankheitsverlauf, Vorbefunde, Vitalparameter oder aktuelle Blutwerte werden im Computersystem erfasst. Bisher aufwendige, manuelle Dokumentationen von Ärzten und Pflegekräften gehen dadurch deutlich zurück, denn die relevanten Daten werden automatisiert und mit Patientenbezug vom Computersystem an die Medizingeräte übertragen.

Ein weiterer Vorteil sei, dass mehrere Personen aus unterschiedlichen Bereichen – OP oder Station – auf die Informationen im System zugreifen können. "Diese wenigen Beispiele zeigen bereits die Arbeitserleichterung bei gleichzeitiger Sicherung und Verbesserung der Patientenversorgung durch die Digitalisierung", so Holderried.

In den kommenden Monaten soll die Digitalisierung im Bereich der Intensivmedizin an den beiden Standorten Albstadt und Balingen in den klinischen Alltag überführt werden. "Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Tübingen wollen wir nach über einem Jahr intensiver Vorbereitung mit diesem zukunftsorientierten Projekt eine weitere Verbesserung der Patientenversorgung im gesamten Klinikum erreichen", so der Vorsitzende Geschäftsführer des Zollernalb-Klinikums, Gerhard Hinger, während des Projektauftakts in Albstadt: "Im Zentrum steht dabei die Entwicklung einer standortübergreifenden Informations- und Kommunikationsplattform für die Intensivmedizin."

Daten können intern und standortübergreifend ausgetauscht werden

Voraussetzung für das Projekt war die fachliche Konzeption eines Telemedizin-Netzwerks von Krankenhäusern unterschiedlicher Versorgungsstufen in Baden-Württemberg. Dadurch können medizinische Informationen sowohl klinikumsintern als auch standortübergreifend digital ausgetauscht werden. "Ein wesentliches Ziel unseres innovativen Telemedizin-Projekts ist, die bedarfsorientierte Zusammenarbeit der Krankenhäuser für die Sicherung und Verbesserung von Qualität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Patientenversorgung zu fördern", betont Holderried, der gemeinsam mit Helene Häberle, Leiterin der operativen Intensivmedizin des Uniklinikums Tübingen, dieses Großprojekt mit Unterstützung vom Landesministerium für Soziales und Integration leitet.

Aktuelle Studien zeigten, dass sich im Bereich der Therapie hochkomplexer Erkrankungen die Zusammenarbeit der Experten aus Medizin und Pflege positiv auf das Behandlungsergebnis auswirke. "Genau daran knüpft unser Teleintensivmedizin-Projekt mit dem Zollernalb-Klinikum an", erläutert Peter Rosenberger, Ärztlicher Direktor der Anästhesiologie und Intensivmedizin Tübingen bei der Auftaktveranstaltung in Albstadt. Häberle ergänzt: "Die Konsile und Fallbesprechungen via Videokonferenz mit Einsicht in die medizinischen Informationen werden uns in Echtzeit ermöglichen, gemeinsam die Diagnostik und Therapie hochkomplexer Patienten noch besser direkt am Zollernalb-Klinikum und damit heimatnah für die Patienten durchführen zu können."

Zur Evaluierung des Gesamtprojekts wird von Anfang an eine wissenschaftliche Begleitung mit Schwerpunkten im Bereich der Versorgungsforschung, des Qualitätsmanagements, der Teamarbeit und des Teamlernens sowie der Informationstechnologie durchgeführt. Die dafür angewandten Methoden wurden ebenfalls beim Projektauftakt in Albstadt vorgestellt. Die anwesenden Mitarbeiter des Zollernalb-Klinikums betonten, dass die wissenschaftliche Begleitung bedeutend sei, um die Projektergebnisse sowohl nach innen als auch nach außen transparent darstellen zu können.

Der Grundstein für die Gesundheit 4.0 in der Intensivmedizin im Zollernalb-Klinikum ist gelegt, jetzt geht es an den Roll-out im klinischen Alltag: "Eine schöne und herausfordernde Aufgabe", betonten bei der Auftaktveranstaltung alle Projektbeteiligten.