Kommunales: Heranwachsende benoten die Entwürfe für das Balinger Jugendhaus / Komitee wählt aus

Ideen aus 25 Balinger Schulklassen und aus zwei Online-Beratungen sind in die Entwürfe für das geplante Jugendhaus eingeflossen. Jetzt hatten junge Menschen aus der Stadt noch einmal die Möglichkeit, drei Alternativen in Augenschein zu nehmen und mit den Architekten darüber zu diskutieren.

Balingen. In der Mensa des Gymnasiums stellten am Freitagnachmittag Vertreter der drei in die Endrunde gelangten Architektenbüros ihre Entwürfe vor. Zwar waren auch Gemeinderäte, Jugend- und Verwaltungsmitarbeiter da. Doch sie wirkten zeitweise wie Statisten: Die wichtigsten Akteure waren knapp 50 Balinger Jugendliche.

Mehrheitlich waren es Mädchen, die sich vor den drei Pinnwänden ballten und sich viele Details zeigen ließen. Für manchen der in Wettbewerben erprobten Architekten war das ein spürbar ungewohntes, keineswegs aber unkritisches Publikum – im Gegenteil.

Im direkten Kontakt mit den Erwachsenen übten sich die Heranwachsenden in freundlicher Zurückhaltung. Untereinander wurden sie oft deutlicher: "Klar ist es modern, aber es ist kacke", sagte eine Schülerin zu ihren Freundinnen, während sie gemeinsam den Entwurf 3 begutachteten. "Alles voll Glas, da kann dich jeder anstarren."

Das zeigt, wie unterschiedlich die Anforderungen an das künftige Jugendhaus sein können. Um ein nach Alter, Geschlecht, Schulart und Einzugsbereich zu differenzierendes Stimmungsbild der jungen Balinger zu gewinnen, konnten diese anschließend einen "Jury-Bogen" ausfüllen und jedem Entwurf Schulnoten zu den Aspekten Außen- und Innengestaltung sowie rationaler und emotionaler Wirkung des Gebäudes geben.

"Wir haben überwiegend für Entwurf 3 gestimmt", sagte ein Jugendlicher, der mit seinen Freunden an einem der Tische saß und die gelben Bogen ausfüllte. Also genau die gegenteilige Meinung zum selben Konzept – warum? "Das sieht am krassesten aus, nicht so wie ein normales Haus."

Egal ob Mädchen oder Jungen: Die meisten Jugendlichen schritten von Skizze zu Skizze, hörten den Architekten zu, bohrten gelegentlich nach, diskutierten in Grüppchen, während sie auf den Fragebogen die Noten vergaben, kurz: waren hör- und spürbar mit Eifer und Einsatz dabei.

Wie seit November, als es zuerst um die Frage nach dem künftigen Standort und dann um die Formulierung von Zielen und Ideen für das neue Gebäude ging. Wie bei den Gesprächen in den Klassen. Wie seit per März im WhatsApp-Chat. Wer sich einbringen wollte, hatte Gelegenheit gehabt – eine vorbildliche Jugendbeteiligung.

Auf dieser Grundlage wurden der Architektenwettbewerb ausgeschrieben und aus 18 Beiträgen von der "Baujury" die nun vorliegenden drei Alternativen ausgewählt. Dieser Jury, formal "Komitee ›Ein Jugendhaus für Balingen – Planen im Dialog‹" genannt, gehören neben sechs Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie fünf Gemeinderäten, einem aus jeder Fraktion, auch sechs Jugendliche als Stimmberechtigte an. Und sie wird faktisch auch darüber entscheiden, welches der drei Stuttgarter Architektenbüros im Juli den Auftrag erhalten kann, in den Eyach-Auen an der Hindenburgstraße anstelle der alten DRK-Garagen das neue Jugendhaus zu bauen.

Denn die Benotung am Freitag ergibt lediglich ein Stimmungsbild, ein Indiz dafür, was die Jugendlichen wollen – oder, wie es eines der Komitee-Mitglieder formulierte: "Futter für die Entscheidung" des zuständigen Gremiums. Zwar liegt die formale Entscheidung, ob das Jugendhaus tatsächlich gebaut wird, beim Balinger Gemeinderat. Über Ja oder Nein zu diesem mehr als zwei Millionen Euro kostenden Vorhaben stimmt dieser voraussichtlich in seiner Sitzung am Dienstag, 24. Juli, ab. Die "Baujury" wird aber nach Beratung des bisherigen Beteiligungsprozesses und der Abstimmungsergebnisse vom Freitag bereits im Juni den Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs auswählen.

 Die drei jetzt in der Endauswahl befindlichen, überarbeiteten Jugendhausentwürfe sind ab kommenden Montag, 7. Mai, auf der Homepage der Stadt Balingen einzusehen.