Tekie Tsehaye (rechts) steht an der Maschine, die er bedient. Bei seiner Ausbildung in der Firma Rau haben ihn (von links) Aleksandra Vohrer, Dina Endress und Manuela Rau unterstützt. Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Tekie Tsehaye aus Eritrea ist Lehrling bei der Frommerner Firma Rau / Vermittlung durch die IHK

Das Gespräch könnte beginnen, doch die Hauptperson fehlt: Tekie Tsehaye. Er arbeitet noch an seiner Maschine, stößt dann aber zur Gruppe. Der Eritreer ist anerkannter Flüchtling und absolviert bei der Frommerner Firma Rau eine Ausbildung zum Holzbearbeitungsmechaniker.

Balingen-Frommern. Der 29-Jährige, der in Ebingen wohnt, ist im zweiten Lehrjahr und hat die Zwischenprüfung bereits bestanden. Er soll nach Abschluss der dreijährigen Ausbildung auch übernommen werden. "Tekie Tsehaye ist ein gelungenes Beispiel für Integration durch Ausbildung", hält denn auch Christoph Heise, Pressesprecher der IHK Reutlingen, fest.

Mit dieser Einrichtung kam Michaela Rau, Personalleiterin bei der Firma Rau, in Kontakt, als sie vor einigen Jahren nach den riesigen Flüchtlingsströmen nach Möglichkeiten suchte, wie ihre Firma einen Beitrag zur Integration der Ankömmlinge leisten könnte. Auch Ausbildungsleiterin Dina Endress machte sich "schlau" und arbeitete schließlich mit IHK-Integrationsberaterin Aleksandra Vohrer zusammen, und zwar im Rahmen des IHK-Projekts "Integration durch Ausbildung".

"Wir sind an einer passgenauen Vermittlung interessiert", erläutert Vohrer. Es sei nicht so einfach, eine geeignete Person zu finden mit einer entsprechenden schulischen Vorbildung und ausreichenden Sprachkenntnissen. Sie setzte sich daher mit lokalen Bildungsträgern in Verbindung – die Wahl fiel schließlich auf den Eritreer. Als dieser auch Interesse zeigte, folgte zunächst ein Praktikum und anschließend eine einmonatige Einstiegsqualifizierung, obwohl Tsehaye zu dem Zeitpunkt die Anerkennung als Flüchtling noch nicht hatte. Die Einstiegsqualifizierung wurde aufgrund seiner guten Leistungen als erstes Ausbildungsjahr anerkannt.

"Es ist alles gut, mir gefällt die Firma", sagt Tekie Tsehaye. Er habe zunächst schon Bedenken und auch Ängste gehabt, zumal er nach Göppingen zum Blockunterricht musste, blickt er zurück. Diese wurden ihm vor allem von Dina Endress genommen, die ihn dorthin begleitete und immer wieder half, Hürden zu überwinden. Es sei schon ein größerer Aufwand als bei einem "normalen" Auszubildenden, "doch er hat sich gelohnt", hält Endress fest. "Wir haben nur gute Rückmeldungen erhalten", betont sie: "Alle haben an einem Strang gezogen."

Aufgrund dieser Erfahrungen spricht laut Manuela Rau nichts dagegen, nach Tsehaye wieder einen Flüchtling auszubilden. "Wir wissen jetzt ja, wie es geht", sagte sie weiter. Und aufgrund des Fachkräftemangels hofft sie, dass der Ebinger nach der Ausbildung auch bleibt. Tsehaye kann sich das ebenso vorstellen wie auch, einen weiteren Schritt zu machen: einen Antrag auf Niederlassung zu stellen.

Das Projekt "Integration durch Ausbildung" läuft seit 2016 und wird vom Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau gefördert. Die IHK Reutlingen bringt dabei Betriebe und Geflüchtete zusammen. Seit 2016 haben 48 Flüchtlinge im Rahmen dieses Projekts eine duale Ausbildung begonnen. Die ersten haben sie bereits abgeschlossen und arbeiten jetzt als Fachkräfte.