Mit Fragen zu Europa, dem wachsenden Populismus und dem Stellenwert der Kirche haben sich die Teilnehmer des Pfarrkonvents in Straßburg beschäftigt. Fotos: Kröger Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Europa, Populismus und Austausch im Mittelpunkt des Pfarrkonvents mit umfangreichem Programm

Balingen/Straßburg. 30 Pfarrer aus dem Kirchenbezirk Balingen haben Straßburg besucht.

Fünf Tage lang war ein Großteil der Pfarrerschaft des Dekanats Balingen dort zu Gast, um sich mit theologischen, gesellschaftlichen und politischen Fragen zu beschäftigen.

Mitten im Europaviertel untergebracht, im gastfreundlichen, katholisch geführten Centre Culturel Saint Thomas, erwartete die Delegation ein volles Programm: Referenten aus den verschiedensten Fachbereichen gaben Einblicke in ihr Betätigungsfeld.

Über die Arbeit der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in Straßburg und Brüssel berichtete der Executive Secretary to CEC, Sören Lenz. Er betonte, wie wichtig die Arbeit dieses ökumenischen Dachverbandes der Kirchen in Europa sei, wenn es um ethische Interessen und die Verständigung zwischen den Kulturräumen Ost- und Westeuropas gehe.

Anschließend führte ein Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung, der in Straßburg als Dolmetscher arbeitet, die Reisegruppe durch das Europaviertel. Ein stets präsentes Thema war, wie Kirche dem Thema Rechtspopulismus adäquat und im besten Sinne evangelisch begegnen kann. Eva Harasta, Studienleiterin der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, zeigte Standpunkte, Gefahren und Chancen in diesem weiten Feld auf.

Auch ein Besuch im Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte stand auf dem Plan. Teil dieser Führung war ein Austausch mit der Leiterin der deutschen Juristenabteilung des Gerichts.

Auch die Arbeit im EU-Parlament wurde den Pfarrern von einem "Insider" geschildert: Der Friedensforscher und ehemalige EU-Abgeordnete Tobias Pflüger gab Einblicke über die Arbeit auf dem europäischen Parkett. Schwerpunkt seines Berichts lag auf den Herausforderungen an ein modernes und freies Europa, das sich mehr und mehr mit dem Erstarken des Rechtspopulismus und Nationalismus befassen müsse.Eine knappe Woche mit vollem Programm ging für die Pfarrerschaft natürlich nicht ohne Besichtigung der Stadt Straßburg zu ende. Eine kleine Exkursion zur zeitgleich stattfindenden Elsass-Etappe der Tour de France hatte ebenso Platz im Zeitbudget wie auch der kollegiale Austausch unter den Pfarrern darüber, was in den jeweiligen Kirchengemeinden "zwischen Haigerloch und Ostrach so dran ist".

Ein Zwischenfazit dieser Exkursion könnte nach Ansicht der Teilnehmer lauten: Europa, seine Herausforderungen und seine Chancen, seien nicht in einer politischen Blase in Straßburg oder Brüssel abgekapselt. Europa passiere in den Kirchengemeinden, in den Kommunen, in den Köpfen der Menschen vor Ort. Nur da, wo Ängste vor der Idee Europas abgebaut würden, wirkten auch die Einrichtungen der EU und des Europäischen Rates nicht bloß wie die Manifestation eines Machtgeklüngels.

Kirche als prägender Teil einer modernen Gesellschaft müsse mit den Vorbehalten, mit den Ängsten und Sorgen der Glieder umgehen und sie ernst nehmen.