Wissenschaftler Hubert Sauter kann viel vermitteln. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Hubert Sauter engagiert sich ehrenamtlich als Mentor am Richard-von-Weizsäcker-Gymnasium

"Kochen und Chemie haben vieles gemeinsam", sagt Hubert Sauter. "Für beides braucht man fundierte Kenntnisse und Fertigkeiten beim Umgang mit Materie – und bisweilen noch mancherlei mehr." Sauter engagiert sich ehrenamtlich als Mentor von Schülern.

Baiersbronn. Seine "Mentees", wie er den Kreis an wissbegierigen Schülern nennt, die er regelmäßig in einer Art Gesprächskreis empfängt, haben die Möglichkeit, sich weiterzubilden und können viel von dem charismatischen Naturwissenschaftler lernen. "Als ich 2004 mit 60 Jahren in Pension ging, war es gleich mein Wunsch, meine Zeit sinnvoll und ehrenamtlich einzusetzen. Nach und nach reifte der Entschluss, mich am örtlichen Gymnasium zu engagieren", erinnert sich der gebürtige Pfälzer.

Von großen und kleinen Fragen des Lebens

Seit 2011 hat sich Hubert Sauter nun die persönliche Begleitung und individuelle Förderung von einigen Schülern – unterstützt von der Schulleitung des Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums – als Mentor zur Aufgabe gemacht. "Als mich die Schülerin Laura anrief und fragte, ob mein Angebot noch gilt, bildete sich eine Gruppe aus vier Leuten, die regelmäßig zu mir kamen." Zurzeit sind es zwei "Mentees", mit denen Sauter regelmäßig die großen und kleinen Fragen des Lebens erörtert. Das Coaching übernehme er ehrenamtlich und unentgeltlich.

Sein Lebenslauf ist so abgerundet und beeindruckend wie mancher Spitzenwein, den der Weinkenner und Bordeaux-Fan gerne zusammen mit einem guten Essen genießt. Lange Zeit lebte Sauter in Freiburg. Dort hat er promoviert und lernte auch seine damalige Frau kennen.

"Bereits mit 13 Jahren war mir klar, dass ich Chemiker werden möchte, daheim habe ich dank des Einsatzes meiner Mutter ein kleines Labor eingerichtet und war von Beginn an von der Chemie fasziniert", erzählt er.

Doch eine geradlinige Karriere war schon damals nichts für den Individualisten. Auch wegen der ganz anderen, sprachlich-literarischen Interessenslage seiner Frau, wie er augenzwinkernd zugibt, war nach dem ersten Semester Chemiestudium erst einmal Schluss. "Hauptsächlich ist es mir auf den Geist gegangen, in der Chemie anfangs so viele Fakten auswendig lernen zu müssen."

Es folgten zwei Semester Philosophie und Psychologie, bevor er reumütig zu seiner großen Liebe, der Chemie, zurückkehrte. "Ich profitiere allerdings noch heute von diesen zwei geistes- und humanwissenschaftlich geprägten Semestern. Es ist mir wichtig, auch den Schülern zu vermitteln, sich im Leben breit aufzustellen", so der Mentor.

Sein Forscherdrang zog ihn zum Chemiekonzern BASF, wo er fast 30 Jahre lang Forschungsprojekte leitete. Er ist Miterfinder und treibende Kraft hinter der neuen Stoffklasse der Strobilurine und dem Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff F 500, ein Mittel gegen Pilzkrankheiten. "Auch heute noch macht BASF Umsätze in dreistelliger Millionenhöhe mit dem Wirkstoff", sagt Sauter. Dafür wurde er mit zahlreichen Preisen gewürdigt. Auch für den Deutschen Zukunftspreis war er nominiert. Unter anderem wurde er von der American Chemical Society als "Hero of Chemistry" ausgezeichnet.

Ein "Hero", also Held, ist Sauter auch für seine "Mentees". Sogar nach dem Abitur halten noch viele Kontakt zu ihm und suchen seinen Rat. "Mir ist es überaus wichtig, dass ich die Jugendlichen zum Staunen und zum eigenen Nachdenken bringe, das hilft, die verschiedensten Themenfelder sinnstiftend und kreativ zu verknüpfen und die Eigenmotivation zu wecken." Wie so etwas aussehen kann, erklärt er ganz einfach am Beispiel des Wortes Gluten. "Was ist Gluten und warum heißt das so?", haben wir uns in einem unserer Treffen gefragt und die Antwort im Lateinwörterbuch gefunden. "Gluten bedeutet Leim, und wie man ja weiß, fehlt bei glutenfreien Produkten das Kleber-Eiweiß, also der Leim oder Kleber. Von dort aus kamen wir dann zur Frage, ob die Silbe ›glu‹ sprachlich mit der gleichen Bedeutung noch in anderen Fremdwörtern vorkommt und landeten bei den Gluonen, das sind Gebilde, die für den Zusammenhalt von Materie, also sozusagen für den ›Leim‹, sorgen. Und schon waren wir in der Elementarteilchen-Physik."

Hier liegt auch Sauters Hauptziel bei der Betreuung der Schüler: Die Kreativitätsförderung und das Verknüpfen von Wissen auf vielen Gebieten. "Dinge, die Schule heute schon aus Zeitmangel nicht mehr leisten kann", sagt er. "Mir geht es zum Beispiel auch um statistische Sachen, um Wahrscheinlichkeit und Prognosen. Der Gini-Koeffizient war zur Bundestagswahl 2013 im Zusammenhang mit Verteilungsgerechtigkeit in aller Munde, nur wenige wussten, was das überhaupt ist, meine ›Mentees‹ gehörten zu den Wissenden", erzählt Sauter etwas stolz.

Er hat Spaß an der Arbeit mit jungen Menschen, das hält ihn jung. Und auch das Leben in Baiersbronn gefällt dem Feinschmecker sehr. "Ich bin wegen der Kulinarik hergekommen und geblieben. Heute gehören zu meinen guten Freunden viele Menschen aus der Gastronomie, und die Weinabende, bei denen mein Freund Christian professionell kocht, sind immer ein tolles Ereignis", schwärmt er.

Das Angebot des Coachings und Mentorings durch Hubert Sauter ist bevorzugt für Schüler der Oberstufe des Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums gedacht. Neben der Förderung der individuellen Persönlichkeitsentwicklung ist der Hauptschwerpunkt die transdisziplinäre Allgemeinbildung. Dabei wird auch Eigeninitiative der Schüler erwartet. Das Coaching ist flexibel und findet nach Absprache individuell oder in kleinen Gruppen bei Sauter zuhause statt. Ein festes Konzept gibt es nicht, es orientiert sich am individuellen Bedarf. Weitere Informationen erteilt Hubert Sauter unter Telefon 07442/ 504 38