Gemeinderat: Hochschule erarbeitet in Studie verschiedene Möglichkeiten für den Murgtalaufstieg

Mit einem Thema, das die Baiersbronner Bürger bereits seit vielen Jahrzehnten beschäftigt, befasste sich der Gemeinderat bei der letzten Sitzung der Legislaturperiode: Diskutiert wurden mögliche Varianten für den Ausbau der Landesstraße 350.

Baiersbronn. Das Teilstück der Landesstraße 350, auch Schönegründer Steige oder Murgtalaufstieg genannt, befindet sich zwischen dem Knotenpunkt Bundesstraße 462 vor der Firma Haist in Huzenbach und dem Knotenpunkt an der Bundesstraße 294 vor Besenfeld. Zwar liegen, wie Bürgermeister Michael Ruf bestätigte, für einen verbesserten Murgtalaufstieg bereits mehrere Planungen vor. Diese wurden jedoch "aus den unterschiedlichsten Gründen immer wieder eingestellt oder verworfen".

Grundlage für Planungen war das aktuelle Verkehrsaufkommen

Im Zuge der Untersuchungen zum Lärmaktionsplan und der damit verbundenen Diskussion über mögliche Gegenmaßnahmen wurde auch wiederholt über die Möglichkeit einer überörtlichen Verkehrsführung über die Landesstraße 350 (Schönegründer Steige) als gangbare alternative Straßenführung diskutiert. Für weitere Untersuchungen war es Ruf nun gelungen, Christian Holldorb von der Karlsruher Hochschule für Technik und Wirtschaft zu gewinnen.

Unter seiner Regie, Holldorb ist ein anerkannter Experte für Infrastruktur und Verkehr, erarbeiteten 16 angehende Bauingenieure im Rahmen ihrer Studienarbeiten in vier Arbeitsgruppen alternative Trassierungsvarianten für einen Murgtalaufstieg. Untersucht wurden dabei ein Ausbau der vorhandenen Schönegründer Steige, ein weitergehender Ausbau der vorhandenen Trasse mit zusätzlichen Kehren, eine sogenannte "richtlinienkonforme" Neuplanung und – wohl eher als visionäre Variante – eine Trassenführung, die bereits im Ortsteil Schwarzenberg beginnt und somit weitere Teilorte entlasten könnte.

Grundlage der Planungen war das aktuelle Verkehrsaufkommen auf der Schönegründer Steige von 2800 Autos und 620 Lastwagen in 24 Stunden und ein erwartetes Verlagerungspotenzial von bis zu 1800 Autos und 200 Lastwagen zusätzlich. Was den "starken Binnenverkehr mit rund 14 000 Fahrzeugen pro Tag innerhalb Baiersbronns" anbelangt, beurteilten dies die Experten als ein "hausgemachtes Problem", von dem man auch mit einer Umgehungsstraße nicht wegkomme.

Gemeinsam mit Sandro Falk, einem der an der Studie beteiligten Studenten, erläuterte Holldorb anschließend, welche konkreten Maßnahmen für die einzelnen Varianten notwendig sind: Da wurden sowohl große Abgrabungen und Anschüttungen als auch eine zweite Fahrspur bergaufwärts eingeplant. Diese sei notwendig, so Holldorb, "damit Lastwagen besser überholt werden können und die Strecke damit für Autofahrer attraktiver ist". Gedacht haben die Planer auch an den viel begangenen Wanderweg, der die L 350 kreuzt; dieser soll durch eine Überführung entschärft werden. Bei der "richtlinienkonformen Variante" soll die Trassenführung zudem mit zusätzlichen Kehren und mit zusätzlicher Straßenlänge aufgeweitet werden. Beides ist notwendig, um die Steigung etwas abzumildern.

Bei der untersuchten Trassenführung ab Schwarzenberg, mithilfe derer weitere Ortsteile entlastet werden könnten, wären eine Neubaustrecke von 5,1 Kilometern, ein Tunnel mit 141 Metern Länge und eine 455 Meter lange Talbrücke über das Murgtal hinweg notwendig. Die grob geschätzten Kosten belaufen sich – je nach Variante – zwischen zehn Millionen für die Ausbauvariante und 65 Millionen Euro für die Schwarzenberg-Variante.

Angesichts der untersuchten Varianten und bezogen auf eine Kosten-Nutzen-Relation stufte Holldorb die Neubau- und die Ausbauvariante der L 350 auf der bestehenden Trasse als die geeignetsten ein. Gleichzeitig verwies der Verkehrsexperte aber darauf, dass auch diese nur geringe Entlastungswirkungen für den Baiersbronner Ortskern und eher moderate Fahrzeitverkürzungen generierten.

Das Gremium nahm diesen informativen Bericht interessiert zur Kenntnis. Bürgermeister Michael Ruf sicherte zu, sich weiterhin mit Nachdruck, unter anderem auch durch Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium, darum zu bemühen, dass der Murgtalaufstieg baldmöglichst ausgebaut und die entsprechenden Fördermittel dafür bewilligt werden.