Die Weite der Natur erleben – das können die Besucher des Nationalparks Schwarzwald. Deren Zahl – im vergangenen Jahr waren es rund 23 .000 Gäste –­ könnte sich in den nächsten Jahren nach Prognosen von Tourismusexperten gut verzehnfachen. Foto: Lohmüller

Konzept für Nationalparkregion vorgestellt. Marke Schwarzwald soll authentisch vermarktet werden.

Baiersbronn - Nach zwei Jahren Expertentätigkeit ist es so weit: Das Tourismuskonzept für die Nationalparkregion steht. Am Donnerstag wurde das rund 200 Seiten umfassende Strategiepapier vorgestellt.

"Wir als Region möchten jetzt durchstarten, um den touristischen Mehrwert des Nationalparks auch generieren zu können", versicherte Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Dabei sei der Verein der Nationalparkregion, dem die umliegenden Gemeinden und Städte des Nationalparks und der Landkreis Freudenstadt angehören, der richtige Partner. Wichtige Voraussetzung für die künftige Arbeit: Die Mitglieder des Vereins haben sich auf einer Klausurtagung Ende vergangener Woche über die künftige Finanzierung des Vereins einigen können, wie Patrik Schreib, Geschäftsführer der Nationalparkregion, mitteilte.

"Ich freue mich, dass wir eine tragfähige Lösung gefunden haben", so Schreib, "denn mit dem Nationalpark haben wir die einmalige Chance, uns als Region neu aufzustellen und nicht nur touristisch, sondern auch gesamtgesellschaftlich weiterzuentwickeln." Von Panoramatafeln bis zur gemeinsamen Marketingstrategie werde das Tourismuskonzept der Nationalparkregion bald an vielen Punkten sichtbar werden, so Schreib.

Kernpunkt des Papiers ist eine authentische Vermarktung der Marke Schwarzwald, damit liegt die Region nach Expertenmeinung voll im Trend: Nach der neuesten Wertestudie stehen bei den Deutschen Natur, Nachhaltigkeit und gemeinsame Familienerlebnisse auf den ersten Plätzen. Genau diese Werte will die Region auf vielfältige Weise vermitteln, so Schreib, um Übernachtungs- und Gästezahlen zu steigern.

Vor allem auch das Thema Nachhaltigkeit habe bei der Entwicklung des Konzepts eine große Rolle gespielt, um Tourismus und Naturschutz unter einen Hut zu bringen. Daher sei die Strategie zur touristischen Weiterentwicklung mit dem Wegekonzept für den Park und dem Verkehrskonzept, das im nächsten Jahr fertig sein soll, abgestimmt worden, wie Nationalparkdirektor Wolfgang Schlund betonte.

"Unsere Aufgabe ist Naturschutz und Bildung, aber nicht Marketing, deshalb brauchen wir Profis aus der Region, die diese Aufgabe übernehmen", so Schlund. Ein Großteil dessen, was touristisch gewollt ist, passiere nicht im Park, sondern außerhalb, betonte auch Natalie Beller, Sachbearbeiterin für Tourismus und Verkehr beim Nationalpark. Sie sieht das Tourismuskonzept auch als Konzept zur regionalen Weiterentwicklung, in das sich der Nationalpark weiterhin finanziell einbringen werde.

Einen Eindruck davon, wie viel die Region künftig vom Nationalpark abschöpfen könnte, vermitteln die prognostizierten Besucherzahlen für das künftige Besucherzentrum auf dem Ruhestein: 2016 besuchten rund 23 000 Gäste das bisherige Naturschutzzentrum. Diese Zahl soll nach Fertigstellung des Neubaus nach Schätzungen des Nationalparks auf jährlich rund 100 000 Besucher klettern.

Tourismusexperten gehen mit ihren Prognosen sogar noch weiter: Sie rechnen mit 250 000 bis 300 000 Besuchern pro Jahr. Das neue Nationalparkzentrum und die Ausstellung sind auf 300 000 Gäste pro Jahr ausgelegt, sodass mit beiden Schätzungen umgegangen werden könnte.

Eine Berechnung des Besucherpotenzials mit Auswirkungen auf den Verkehr erfolgt derzeit im Rahmen des Verkehrskonzepts. Zum jetzigen Planungszeitpunkt sind rund 400 bis 500 Parkplätze beim Besucherzentrum Ruhestein vorgesehen, wodurch die Fläche aber an Spitzentagen bereits maximal ausgeschöpft wäre. Ein festes Ziel ist laut Schlund daher die Optimierung des Öffentlichen Personennahverkehrs, um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. "Derzeit besuchen lediglich zwei Prozent der Gäste den Nationalpark mit öffentlichen Verkehrsmitteln", so Schlund. Diese Zahl soll mit dem Verkehrsmodell für die Region in den nächsten zehn Jahren auf 20 Prozent gesteigert werden.