Soziales: Vom Flüchtling zum Mitbürger: Helfer tauschen sich bei Treffen über Erfahrungen aus

Erfahrungen und Wünsche standen im Fokus bei einem Treffen unter dem Titel "Vom Flüchtling zum Mitbürger – Integration gemeinsam gestalten: Ehrenamt". Rund 20 ehrenamtliche Flüchtlings- und Integrationshelfer waren in den Rosensaal gekommen, um sich auszutauschen.

Baiersbronn. Das Treffen war der erste Teil einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe, die unter dem Titel "Vom Flüchtling zum Mitbürger" steht und von Nanette Popp, Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte der Gemeinde, initiiert wurde. Die Moderation des Abends übernahmen Thomas Pfohl von "Taten.drang" und Danijel Paric vom Polis Institut, die schon bei vergangenen Workshops in der Gemeinde die Leitung übernommen hatten.

Es sei ihr auch darum gegangen, den Ehrenamtlichen eine Plattform zu geben, um sich darüber auszutauschen, was gut in der Flüchtlingsarbeit ist, was sie stört und wie man das ändern kann, erklärte Nanette Popp. Das ehrenamtliche Engagement gehe zurück, es sei längst nicht mehr so stark wie 2015, und wenn eine neue Flüchtlingswelle kommen sollte, brauche man nicht nur motivierte Menschen, sondern auch den Erfahrungsschatz, aus dem man schöpfen könne, erklärte die Flüchtlingsbeauftragte.

Auf einer großen Schautafel zeigten verschiedene Zeitungsberichte, was bereits in der Integrationsarbeit bewegt wurde. "Was motiviert den Ehrenamtlichen, sich im Bereich Integration zu engagieren?", lautete die erste Frage des Abends. Die ehrenamtlichen Helfer führten dafür viele Gründe ins Feld. Neben Nächstenliebe und Dankbarkeit wurden auch Neugier auf fremde Kulturen und der Wunsch zu helfen als Motivationsgründe angeführt. "Wir wollten einfach den negativen Stimmungen der Nachbarn entgegenwirken", sagte einer der Teilnehmer.

Vieles wurde auf kleinen gelben Zetteln festgehalten, sodass am Ende eine große Schautafel gespickt mit vielen Motivationsgründen herauskam.

In der zweiten Diskussionsrunde ging es um den Austausch über Erlebnisse und Probleme. Dabei kamen neben persönlichen auch allgemeine Negativerfahrungen, unter anderem in Sachen Bürokratie, zur Sprache. "Was hindert mich bei meinem Engagement?", lautete die Fragestellung, zu der viele Probleme geschildert wurden. Seit Nanette Pop ihre Stelle angetreten habe, sei vieles besser geworden, machten die ehrenamtlichen Helfer deutlich. Aus den Reihen der Helfer kam auch die Forderung, die Flüchtlings- und Integrationsstelle dauerhaft zu besetzen. Außerdem fehle in Baiersbronn und Umgebung eine Begegnungsstätte für die ausländischen Mitbürger, wo sie sich untereinander treffen können.

Als größte Probleme schilderten die Helfer Sprachbarrieren und zu bürokratische Wege, die nur allzu oft ins Leere laufen würden. Überlastete Mitarbeiter in den zuständigen Ämtern, eine Flut an Anträgen, unverständliches Bürokratendeutsch und das Fehlen von qualifizierten Dolmetschern nannten die Helfer als Gründe für wiederkehrende Probleme bei der ehrenamtlichen Tätigkeit.

Die Helfer der Kleiderkammer appellierten an die Spender, nur tragbare Kleidung abzugeben. Die Kleiderkammer sei keine Müllabladestelle. "Spannend war es, wie aus verschiedenen Perspektiven die Dinge gesehen werden. Aber es war eine faire und konstruktive Rückmeldung", lobte Diskussionsleiter Thomas Pfohl.

Am Ende gab es noch eine Wunschliste, dabei stand ganz oben der Satz "Schön wäre es, wenn sich etwas ändern würde". Mehr Verständnis in der Bevölkerung und mehr Dolmetscher würden helfen, aber auch größere Unterkünfte für die Geflüchteten und längere Öffnungszeiten im öffentlichen Dienst, damit Behördengänge auch für Berufstätige nach ihrer Arbeit möglich sind.

Zwei weitere Veranstaltungen sind geplant – Mitte Juli mit den Geflüchteten und Ende des Jahres mit dem Gemeinderat und den Bezirks- und Ortschaftsräten. Dort sollen die Ergebnisse präsentiert und die Frage beantwortet werden, wie man in Baiersbronn mit den Wünschen und Problemen umgeht.