Viel Applaus erntete das Ensemble der Studiobühne mit "Blütenträume" schon bei den ersten Aufführungen. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Studiobühne überzeugt mit dem Stück "Blütenträume" / Sechs weitere Aufführungen geplant

Das Premierenwochenende der Neuen Studiobühne mit dem Stück "Blütenträume" von Lutz Hübner unter der Regie von Daniela Burkhardt war für das Ensemble ein erfolgreicher Einstieg in die Spielzeit.

Baiersbronn/Freudenstadt. Im Musiksaal des Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums in Baiersbronn starteten die Aufführungen des Saaltheaterstücks mit einem witzig aufbereiteten und aktuellen Thema: die Angst vor der Einsamkeit im Alter und Möglichkeiten, dagegen anzugehen.

Eine bunte Truppe aus ganz unterschiedlichen Charakteren trifft sich im Flirtkurs "55plus" mit dem Ziel, nicht mehr einsam, sondern zu zweit durchs Leben zu gehen. Eingestreute Filmszenen in Interviewform zeigen die Ehepaare, die aus dem Flirtkurs hervorgegangen sind 20 Jahre später.

Junger dynamischer Kursleiter stößt an seine Grenzen

Der junge dynamische Kursleiter Jan (Bernd-Lothar Welcher) ist mit den lebenserfahrenen Mittsechzigern überfordert und hat von Beginn an kein Verständnis für die Sorgen und Nöte seiner verzweifelten Kursteilnehmer. Er will sein psychologisches Konzept durchziehen und stößt dabei an seine Grenzen.

Die ständig mosernde Britta, gespielt von Dagmar Buchter, hat an allem und jedem etwas auszusetzen, ihre Mimik und ihre gespielte Empörung sind überzeugend. Jeder der Teilnehmer hat sein eigenes Päckchen zu tragen, nach und nach kommen ganz persönliche Schicksale zutage, verpackt in sprühenden Wortwitz und mit viel Spaß dargeboten. Die Dialoge der grandios spielenden Darsteller wirken echt und lassen tief blicken. Die Spielfreude kommt auch beim Publikum an, das aus dem Lachen nicht mehr herauskommt. Die Zuschauer verfolgen gespannt, was passiert. In dem quirligen Geschehen auf der Bühne erkennt sich gewiss so mancher wieder.

Nicht nur bei den Auftritten der immer wieder auftauchende Putzkolonne und den feurigen Liebesszenen mit Hausmeister Carlos und Putzfrau Karla bleibt kein Auge trocken, sondern auch die russische Putzfrau Olga, die allen Klischees entspricht, sorgt für Dauerlachen im Publikum. Ob der eitle und selbstverliebte Friedrich (Clemens Schmid) oder der schüchterne Ulf (Harald Schneider) – alle haben ihre Vorgeschichte und suchen nach dem großen Glück. "Wir sind alle einsam. Aber keiner sagt einem, woran das liegt", erklärt die verzweifelte Julia (Vanessa Schmidt), die nur gekommen ist, weil der Flirtkurs "30Plus" abgesagt wurde. Nun hofft sie, von der Lebenserfahrung der Älteren zu lernen.

Reich an Lebenserfahrung ist auch die Witwe Gila (Regine Müller), die von ihren Kindern nur noch zum Babysitten und Putzen gebraucht wird. "Und das Putzzeug muss ich auch noch selber mitbringen", stöhnt sie. Schräg und eigenwillig präsentiert sich auch der Automechaniker Heinz (Otto Gaiser). Gaiser schlägt in seiner Rolle nicht nur den ungeliebten Flirt-Coach kurzerhand nieder, sondern brilliert auch als humorvoller, bodenständiger Schwabe. Frieda, gespielt von Regina Braun, will nach der aufopferungsvollen Pflege ihres Mannes wieder am Leben teilnehmen. Am Ende wird Seminarleiter Jan samt seiner Assistentin Jeanette (Lena Bässler) gefeuert, und die Akteure nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Sie beschließen, eine Abschiedsfeier zu machen. Gemeinsam mit der verführerischen Putzfrau Olga (Christel Günther) und dem Hausmeister Carlos (Sadik Varol), der in der Putzfrau Karla (Gisela Gretenkort) seine große Liebe gefunden hat, steigt die große Sause. Am Ende haben sie die Lösung aller Probleme gefunden. Sie gründen eine Kommune und ziehen zusammen.

Eine herrlich hinreißende Komödie, die das Alter nicht als Bürde, sondern als Chance erscheinen lässt und dabei gelungene Unterhaltung bietet. Viel Applaus gab es am Ende für die Vorstellung des überzeugend und professionell spielenden Ensembles. Insgesamt noch sechs weitere Vorstellungstermine an verschiedenen Orten sind geplant.

Weitere Informationen: www.neue-studiobuehne.de

19. Oktober: Schweizer-Saal im Stadthaus Freudenstadt, 20. Oktober: Freie Waldorfschule Freudenstadt, 21. Oktober: Freie Waldorfschule Freudenstadt (Beginn 17 Uhr), 2. November: Kurhaus Huzenbach, 3. November: Musiksaal des Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums Baiersbronn, 4. November: Kulturpark Glashütte Buhlbach. Beginn ist (wenn nicht anders angegeben) jeweils um 20 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr.