Pfarrer Albrecht Schäfer wechselt nach Metzingen. Der Abschiedsgottesdienst ist am 29. Oktober. Foto: Michel Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Pfarrer Albrecht Schäfer wechselt nach 14 Jahren von Klosterreichenbach nach Metzingen

Die Kisten sind gepackt. Am Dienstag kommt der Umzugswagen. Pfarrer Albrecht Schäfer wechselt nach Metzingen – nach 14 Jahren als Geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Klosterreichenbach/Röt.

Baiersbronn-Klosterreichenbach. Albrecht Schäfer übernimmt die geschäftsführende Pfarrstelle der Gesamtkirchengemeinde Metzingen. Zu der Kirchengemeinde gehören 6300 Mitglieder bei zurzeit vier Pfarrern. Zum Vergleich: In der Gesamtkirchengemeinde Klosterreichenbach sind es 1700 Mitglieder und 1,5 Pfarrstellen. Die Personalverantwortung in Metzingen werde wesentlich größer sein, er werde für weit mehr Personal zuständig sein, so Schäfer.

14 Jahre lang war er Pfarrer in Klosterreichenbach. Jetzt freue er sich auf eine neue Herausforderung, sagt er mit Blick auf die Zukunft, um dann aber auf die Vergangenheit zurückzublicken. Gestern habe er Fotos angeschaut, erzählt er. Da werde deutlich, mit wie vielen Menschen man verbunden ist, wie viele man begleitet habe, manche bis zum Erwachsenwerden, manche bis zum Tod. Dabei sei die Begleitung in schweren Zeiten des Lebens das Verbindendere, stellt Schäfer fest. Am Anfang sei dabei die menschliche Nähe das Entscheidende. "Das Zentrale ist, dass man da ist." Erst später kommt die Religion – zum Beispiel in der Frage nach dem Warum.

Lebensbegleitende Aussage

Und welche Antwort hat er angesichts von Schicksalsschlägen und Trauer auf das Warum? Das Wesentliche am christlichen Glauben sei, dass der Mensch auch wenn er leidet nicht allein ist, die Botschaft, dass "ich nie verlassen bin, weder von Gott noch von den Menschen". So heiße es ja auch in der Schöpfungsgeschichte: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei." Das "Du bist nicht allein" sei eine lebensbegleitende Aussage. Sie gelte nicht nur in schweren Zeiten, sondern auch im ganz normalen Leben.

Warum Pfarrer immer wieder mal wechseln? "Es ist gut, wenn mal jemand anders kommt", sagt Schäfer. Die Akzeptanz für ihn und seine Familie sei in Klosterreichenbach sehr hoch gewesen. Auch seine Frau Bettina hat sich stark im Gemeindeleben engagiert. Neben ihrer Arbeit als Erzieherin im Jakobuskindergarten in Röt hat sie sich auch ehrenamtlich für die Kirchengemeinde eingesetzt – von der Mitgestaltung von Gottesdiensten über die Kinderbibelwoche bis zum Einstudieren des Krippenspiels. Sie sucht noch eine neue Stelle als Erzieherin.

Wenn die Schäfers umziehen, dann diesmal als Paar. Aber Platz für ihre vier Kinder, die inzwischen alle flügge geworden sind, ist auch im Pfarrhaus in Metzingen. Carmen ist Lehrerin und bleibe hier, Fabian bleibe im Osterhof, wo er sein soziales Jahr absolviere, Elena und Daniel studieren in Tübingen. "Die Heimat der Kinder ist Klosterreichenbach", sagt Schäfer.

Seine Zeit in Klosterreichenbach war unter anderem geprägt von Bauarbeiten, wobei die größte die Sanierung der Münsterkirche im Zug der Ortskernsanierung war. Aber auch in der Petruskirche in Heselbach und in der Jakobuskirche in Röt standen Arbeiten an. Ein weiteres großes Projekt war die energetische Sanierung des evangelischen Gemeindehauses in Klosterreichenbach.

Das Thema Baumaßnahmen bringt Schäfer auf Veränderungen in der Kirchengemeinde. Auch da habe sich viel getan. Als einen Schwerpunkte nennt der Pfarrer die Gottesdienste. Es ging darum, sie so zu gestalten, dass sie ein Stück mehr den Menschen entsprechen. So gibt es heute eine Gottesdienst AG, die Laienmitarbeiter und Kirchenbesucher werden stärker eingebunden, im Anschluss an den Gottesdienst ist der Kirchenkaffee Standard, und beim Gottesdienst im Abendlicht sind Musiker zu hören, die in der Regel bei Gottesdiensten eher nicht spielen. So sind im Januar die Murgtalmusikanten mit dabei.

Als einen weiteren Schwerpunkt nennt Schäfer die Glaubenskurse. Sie sind eingeführt worden, um Erwachsenen die Möglichkeit zu bieten, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Aber auch die Weiterentwicklung der Kindergartenarbeit und die Leitbildentwicklung vor rund zehn Jahren waren Schwerpunkte seiner Arbeit. So ist eines der Stichworte im Leitbild die Offenheit. "Willkommenskultur ist uns wichtig", erklärt Schäfer. Und das werde auch gelebt.

Begegnung auf Augenhöhe

Pfarrerin Iris Sönning habe ganz eigene Impulse in der Kirchengemeinde gesetzt, zum Beispiel den Ostergarten, der seit sechs Jahren alle zwei Jahre stattfindet. Ob die Zusammenarbeit mit ihr oder mit dem Kirchengemeinderat, das sei eine runde Sache. Die Kirchengemeinde sei eine Gemeinde, die offen für Impulse sei, aber auch Impulse gebe. Da sei der Begriff gute Chemie zuwenig, es sei ein gemeinsamer Geist, ein Sichbegegnen auf Augenhöhe.

Verabschiedet hat sich Schäfer schon bei vielen – von den Senioren bis zu den Schülern. Der Abschied in der Schule sei schon besonders berührend gewesen. Die Kinder zogen ein kleines Resümee zum Reli-Unterricht Was besonders gut ankam? Die "coolen Basteleien" und die "fetzigen Lieder".

Der Abschiedsgottesdienst ist am Sonntag, 29. Oktober, ab 9.30 Uhr in der Münsterkirche. Er wird von Pfarrer Schäfer und seiner Kollegin Iris Sönning gehalten. Die Entpflichtung übernimmt Dekan Werner Trick. Im Anschluss folgen Grußworte und ein Stehempfang.