Eng ging es auf der Poetry-Slam-Bühne zu: Am Dichterwettstreit beteiligten sich (von links) Stefan Unser als Moderator, Anna Teufel, Mailin Fritz, Artem Zolotarov, der Gewinner Richard König aus Tübingen, Gülsen Ergün-Karagkiozidou und Moritz Konrad. Dabei waren auch Marc Vogt, stellvertretender VHS-Leiter, und Bürgermeister Michael Ruf. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Richard König siegt beim ersten Baiersbronner Poetry-Slam zum Semesterstart der Volkshochschule

Beim ersten Baiersbronner Poetry-Slam siegte der Sprachkünstler Richard König aus Tübingen. Er setzte sich in einer Art Stichwahl gegen Anna Teufel und Mailin Fritz durch.

Baiersbronn. Das Publikum im rappelvollen Lokal Schaukelpferd spendete den Teilnehmern an dem abendfüllenden Dichterwettstreit frenetisch Beifall. Die traditionelle Semestereröffnung der Kreisvolkshochschule beschritt dieses Mal einen anderen Weg. Auf Vorschlag der Baiersbronner Außenstellenleiterin Nava Fallscheer-Bosch wählten die Verantwortlichen ein noch verhältnismäßig junges Kulturangebot: einen Poetry-Slam.

Mit im Boot saßen die Murgtalgemeinde und "Schaukelpferd"-Hausherr Jürgen Schulzke. Sechs Kandidaten stellten sich dem Votum der Gäste. Krankheit verhinderte die Teilnahme des einen oder anderen im Vorfeld angekündigten Wettstreiters. Auch die eingeplante Singer-Songwriterin Maike Angelina Köncke musste passen. Dafür legte sich Moderator Stefan Unser aus Malsch bei Karlsruhe, Poetry-Slam-Landessieger von 2016, umso mehr ins Zeug. Bevor das wackere halbe Dutzend Wettstreiter das Wort ergreifen konnte, hob Bürgermeister Michael Ruf in einem Grußwort auf die Bedeutung der Veranstaltung ab. Er freute sich über den "überwältigenden Zuspruch" zum Poetry-Slam. Dass dieser zustande gekommen war, sei dem guten Netzwerken unter den Beteiligten zu verdanken. Seine Anerkennung galt auch Jürgen Schulzke, der mit dem "Schaukelpferd" sowohl kulinarische als auch kulturelle Akzente setze.

Die Kreisvolkshochschule, so hob Ruf hervor, biete andauernd eine "hochwertige Dienstleistung" für die Einwohner in der Region. Sie mache ein attraktives Angebot für das Prinzip des lebenslangen Lernens.

Poetry-Slam ist ein moderner Dichterwettstreit mit hohem Unterhaltungswert, bei dem allerdings nicht viel mehr zu holen ist als ein lorbeerbekränztes Haupt. Jedenfalls bietet diese Kulturform Menschen jeden Alters und Bildungsgrads sowie jeder Herkunft ein Forum für die Selbstdarstellung. Vielfältig sind die verbalen Ausdrucksformen und die Art der Performance. Stefan Unser unterrichtete das Publikum über die Regeln des friedlichen Wettkampfs, bevor er Richard König (Tübingen), Gülsen Ergün-Karagkiozidou (Herrenberg), Moritz Konrad, Anna Teufel (beide Karlsruhe), Artem Zolotarov (Mainz) und Mailin Fritz (Debütantin aus Dornstetten) auf die kleine Bühne bat.

Besucher als Jury

Die Gäste erfuhren, dass die Texte selbst verfasst sein müssen. Es dürfen keine Requisiten und keine Verkleidungen eingesetzt werden. Der Vortrag musste in sechs Minuten abgeschlossen sein. Insbesondere gilt für diese Veranstaltungen: "Respect the Poets!" Nebenbeschäftigungen wie Daddeln auf dem Handy und Störungen jeder Art sind tabu.

Den Besuchern war die Rolle der Jury zugedacht. Sie bewerteten mit "Applaus und Radau" auf einer Skala von eins bis zehn, von Stefan Unser vorgegeben, die einzelnen Vorträge. Demnach qualifizierten sich für die Endrunde mit neuen Texten Richard König als späterer Sieger, Anna Teufel und Mailin Fritz.

Die Entscheidungen fielen sehr knapp aus, weil die Kandidaten mit ihren originellen Beiträgen, abgelesen oder auswendig vorgetragen, mimisch und gestisch unterstützt, sowohl inhaltlich als auch formal zu überzeugen wussten. Da ging es beispielsweise um Begegnungen, Gefühle, Heimat, Vorurteile oder soziale Medien in Kurzprosa, Lyrik oder auch in Rap-Gestalt als Selbst- und Fremdspiegelung. Kein Problem hatten einzelne Kandidaten damit, ihre mitunter beträchtliche Aufregung einzugestehen, was vom Publikum wohlwollend und verständnisvoll aufgenommen wurde. Stefan Unser betonte die "super Atmosphäre" beim Dichterwettstreit und bedauerte, dass er "nur" zum Moderieren eingesetzt sei. Aber ganz lassen konnte es der Meister dann doch nicht: Zum Abschluss trug er souverän ein Wortspiel vor, das mit "wollen", "möchten" und "erwarten" gekonnt jonglierte.