Bizarre Schönheit: Seltene Pilze wie dieser Tannenstachelbart sind im Gebiet des Nationalparks wieder heimisch. Foto: Popa Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Nationalpark bietet Lebensräume

Region. Der Nationalpark Schwarzwald bietet mit seiner zunehmenden Naturnähe auch der faszinierenden Welt der Pilze eine immer attraktivere Heimat. Viele seltene Pilzarten siedeln sich an den ursprünglichsten Stellen des Parks wieder an.

Pilze sind für den Menschen in vielerlei Hinsicht sehr faszinierend, heißt es in einer Pressemitteilung der Nationalpark-Leitung. Oft wirken sie fremd und entziehen sich einer klaren Einordnung. Manche Arten seien eine begehrte Delikatesse, andere wiederum könnten tödlich giftig sein. Einige tauchten über Nacht, scheinbar aus dem Nichts, auf und seien genauso schnell wieder verschwunden.

"Oft werden Pilze im alltäglichen Sprachgebrauch zu den Pflanzen gezählt", erklärt Pilzexperte Flavius Popa, "tatsächlich bilden die echten Pilze als Lebewesen ein eigenes Reich und sind näher verwandt mit den Tieren." Weltweit seien bisher rund 100 000 Arten bekannt, die jedoch nur einen Bruchteil der geschätzten Vielfalt von bis zu 5,1 Millionen Arten ausmachen. Pilze hätten wichtige Funktionen in der Natur. Sie bauen Streu und Holz ab, andere spielen als Parasiten eine entscheidende Rolle im Ökosystem. Wieder andere Arten bildeten mit einem anderen Lebewesen eine Partnerschaft, die für beide Seiten von Vorteil sei. Dazu zählten Waldbäume und krautige Pflanzen. Sie sind in der Lage, komplexe chemische Verbindungen zu knacken. Eine Vielzahl von Arten habe sich darauf spezialisiert, abgestorbenes Holz abzubauen. Dadurch kämen die Stoffe zurück in die Kreisläufe. "Ohne Pilze würden wir buchstäblich in abgestorbenem Holz versinken", so Marc Förschler, der Leiter des naturwissenschaftlichen Fachbereichs des Nationalparks.

Im Nationalpark-Gebiet sind wieder häufig Arten nachweisbar, die in hiesigen Wäldern aufgrund der geringen Menge und Qualität an Totholz selten geworden oder sogar ganz verschwunden waren, so Flavius Popa. Hier komme das Leitmotiv des Nationalparkparks Schwarzwald zum Tragen: Natur Natur sein lassen. Dies sei Voraussetzung dafür, dass auch für Pilze geeignete Lebensräume entstehen und erhalten bleiben. Viele dieser seltenen Arten wie der Wohlriechende Schichtpilz (Cystostereum murrayi) wurden in den Bannwäldern und den über einen längeren Zeitraum nicht bewirtschafteten Wäldern im Nationalpark Schwarzwald gefunden. So konnten in den Gebieten Wilder See und Hoher Ochsenkopf eine Reihe von Naturnähezeigern mehrfach nachgewiesen werden. Neben dem beeindruckenden Tannstachelbart (Hericium alpestre) seien es auch viele unauffällige Arten wie der Tannen-Kugelschwamm (Camarops tubulina), die dem aufmerksamen Betrachter verraten, wie ursprünglich eine Naturlandschaft ist. Insgesamt seien im Nationalparkgebiet bisher mehr als 800 Pilzarten nachgewiesen. Ein Großteil davon finde sich auf der Roten Liste gefährdeter Arten Deutschlands.