So soll die Hütte nach dem Entwurf von Architekt Albert Vögele einmal aussehen. Foto: SchwPrivat

Waldgenossenschaft Seebach nimmt rund 2,5 Millionen Euro in die Hand. Familie Zepf übernimmt Bewirtung.

Seebach/Baiersbronn - Die Landschaft der bewirteten Wanderhütten in der Region wird immer bunter. Zu Weihnachten soll sie um die Grindenhütte erweitert sein. Auf dem höchsten Berg in Württemberg, der Hornisgrinde, in 1155 Metern Höhe, mit fantastischem Blick hinunter auf den Mummelsee.

Die Bodenplatte war schon vorbereitet. Vor wenigen Tagen stand an der Hangkante, an der Stelle des abgebrannten Hornisgrinden-Hotels, noch ein hässlicher Schuppen aus Nachkriegszeiten. Dieser musste vor wenigen Wochen Platz machen. Die neue Hütte wird, zum Teil ein-, zum Teil zweigeschossig, am Fuß des massiven Hornisgrindenturms gebaut.

Rund 2,5 Millionen Euro Kosten

Bauherrin ist die Waldgenossenschaft Seebach, die auch Besitzerin des Mummelsee-Hotels ist. Die Kosten belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Die Hütten-Pläne hat Architekt Albert Vögele aus Freudenstadt gezeichnet, ebenso wie seinerzeit die Pläne des vor zehn Jahren neu erbauten Mummelseehotels. Bewirtet wird die Hütte von der Baiersbronner Hotelierfamilie Zepf vom Vier-Sterne-Hotel Auerhahn in Hinterlangenbach. Junior Nicolas (27), der seinen Bachelor an der Hotelfachschule in Ravensburg gemacht hat, wird den Betrieb in der Hütte leiten. Die Familie Zepf bewirtet seit fast 20 Jahren auch die Rasthütte am Seibelseckle sowie die Skibar am nahen Skilift.

Seebachs Bürgermeister Reinhard Schmälzle erinnerte beim symbolischen Spatenstich an die wechselvolle Geschichte der Gastronomie auf der Hornisgrinde, zunächst im Hotel, danach in mehr oder weniger komfortablen, über 13 Jahre andauernden Provisorien im und beim Turm. Seit 2005 gibt es Pläne für eine neue Hütte, 2015 wurden sie genehmigt. Frank Scherer, Landrat des Ortenaukreises, habe den Platz der künftigen Hütte als den "wertvollsten Standort im Ortenaukreis" bezeichnet.

Die Hütte wird auf Seebacher Gemarkung gebaut, keine 400 Meter entfernt vom bekannten Dreifürstenstein, der wiederum zum Teil auf Gemarkung Baiersbronn und damit im Kreis Freudenstadt liegt. Eine Reihe wichtiger Schwarzwald-Wanderwege kreuzt sich auf der Hornisgrinde, mit 1163 Metern höchste Erhebung im Nordschwarzwald. Mit der Hütte, so Schmälzle, werde die "Revitalisierung" der Schwarzwaldhochstraße fortgesetzt, die von Baden-Baden bis zur Alexanderschanze bei Kniebis verschiedene touristische Anziehungspunkte vorsieht.

Weitere Hütte: Auch am Ruhestein tut sich was

Vorsitzender Markus Huber war mit dem gesamten Verwaltungsrat seiner Waldgenossenschaft Seebach gekommen. Er begrüßte neben Vertretern der Baufirmen Fallert und Theurer auch Kreisbaumeister Axel Gallus und Bauamtsleiter Thomas Schaub vom Landratsamt Offenburg, die letztlich die Baugenehmigung erteilt hatten. Laut Huber wird die Hütte in ihrem Untergeschoss Lager, Technik und sanitäre Anlagen, im Erdgeschoss die Gastronomie mit etwa 120 Sitzplätzen, Küche und Sonnenterrassen enthalten sowie im ersten Geschoss eine Galerie und Büroräume. Das massiv gebaute und holzverkleidete Haus werde wohl eher zu einem "Restaurant mit Hüttenambiente" ausgebaut.

Als ausgesprochen sportliches Ziel bezeichnete Architekt Albert Vögele das Vorhaben, die Hütte bis zum Jahresende fertigzustellen. Dies könne nur in guter Zusammenarbeit mit den Handwerkern gelingen. Die etwa 1000 Meter lange, freie Zufahrt zur Hornisgrinde wird derzeit von einer Schranke hinter dem Mummelseehotel versperrt und ist nur mit Sondergenehmigungen möglich, etwa für Behinderte. Die Absperrung soll, so Bürgermeister Schmälzle, durch eine sogenannte intelligente Schranke ersetzt werden. Diese lasse die Zufahrt nur für eine bestimmte Zahl von Fahrzeugen zu, die dann nahe der Hütte geparkt werden können. Sondergenehmigungen bleiben möglich.

An der Schwarzwaldhochstraße entsteht wohl in absehbarer Zeit eine weitere Hütte. Für das Ende November 2016 abgebrannte "Grenzstüble" am Ruhestein liegt seitens der Gemeinde Seebach die Genehmigung für einen Neubau vor. Der bisherige Inhaber, Heinrich Stern, wolle jedoch mit Rücksicht auf sein Alter selbst keine neue Hütte bauen. Der Auftrag für einen Neubau sei noch nicht vergeben, so Schmälzle.

Der 1163 Meter hohe Hornisgrindegipfel mit dem 23 Meter hohen Aussichtsturm und dem Grindenhotel waren bis 1942 ein beliebtes Ausflugsziel der Region. Nach der Beschlagnahmung durch die deutsche Luftwaffe und später durch das französische Militär blieb der 1910 vom Schwarzwaldverein Achern erbaute Turm nahezu 60 Jahre für die Öffentlichkeit verschlossen. Mit dem Rückkauf der Liegenschaften im Jahr 1999 verfolgten die Gemeinde und die Waldgenossenschaft Seebach das Ziel, die Hornisgrinde in Verbindung mit dem Naturschutz wieder zum Ausflugsziel zu machen. Dazu wurden bisher über 20 Gebäude entfernt sowie Zäune abgerissen. Seit Mai 2005 ist der Turm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.