Autor Georg Felsberg präsentierte im "Schaukelpferd" einige seiner Kurzgeschichten. Foto: Frey Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Georg Felsberg entführt bei Lesung nach Asien / Von humpelnden Hunden und Sehnsuchtsorten

Zu einer besonderen Veranstaltung hatte die Außenstelle der Kreisvolkshochschule in Baiersbronn eingeladen. Georg Felsberg, früher Fernsehreporter, Moderator und Redakteur bei der ARD, las im "Schaukelpferd" einige seiner Kurzgeschichten.

Baiersbronn. Der frühere Reporter Georg Felsberg ist bekennender Asien-Fan, und dort spielen auch seine Geschichten. Bereits 14-mal hat Felsberg den indischen Subkontinent bereist, im Herbst wird er wieder nach Indien aufbrechen. Mit Hilfe einer Karte zeigte der Autor seinen Zuhörern die von ihm bereisten Länder. Wobei man bei einer indischen Karte vorsichtig sein müsse, denn da würden missliebige Länder wie das frühere Ceylon, heute Sri Lanka, einfach ausradiert.

Seine erste Geschichte spielte in Mumbai und handelte von einem Apfelsinenhändler namens Samir. Die Preise für seine Apfelsinen legt Samir nach einem sehr eigenen System fest. Je nach Einschätzung der Vermögensverhältnisse seiner Kunden schwanken diese zum Teil erheblich. Generell zahlen vermögende Ausländer erheblich mehr als Einheimische und subventionieren damit seine Ware. Als Felsberg ihm vorschlug, doch auch Bananen in sein Sortiment aufzunehmen und das Angebot damit zu vergrößern, lehnte Samir das entrüstet ab. Er sei schließlich Apfelsinenhändler und kein Bananenhändler. Und niemals würde er Bananen verkaufen, denn sonst würden ja die Bananenhändler bald auch Apfelsinen verkaufen.

Aus dem heutigen Varanasi, früher Bengalen, erzählte Felsberg die Geschichte einer Höllenfahrt. Er hatte einen verhängnisvollen Fehler begangen, in dem er dem Fahrer einer motorisierten Rikscha bestätigt hatte, er sei ein sehr guter Fahrer. Und das stellte der Rikschafahrer denn auch mit dieser "Höllenfahrt" unter Beweis.

Außerdem erzählte der Autor vom elenden Leben der hinkenden Hunde in Indien. Verletzt, mit räudigem Fell und in ständiger Angst, leben die Tiere auf den Straßen und zwischen den Müllbergen, wo sie häufig ein qualvolles Ende finden. Ausgelöst durch die massive Landflucht, wird der Platz in den überfüllten Großstädten immer geringer. Die Schwächsten wie diese Tiere – in Indien sind Hunde nichts wert – leiden am meisten darunter. Und dann entführte Felsberg seine Zuhörer schließlich nach Nagaland, ein indischer Bundesstaat. Gelegen in der Nähe von Assam, in der Grenzregion zu Myanmar, sei er nur unter schwierigen Bedingungen zu erreichen. Mal fährt ein Bus, mal nicht. Wenn er fährt, dann entweder zu spät, manchmal auch viel zu früh, auf jeden Fall immer überfüllt.

Touristisch kaum erschlossen

Dennoch sei es für ihn ein Sehnsuchtsort, ein Zauberland, "gespenstisch" schön, so der Autor. Eigentlich empfiehlt er, solle man diesen Ort eher nicht besuchen, um seine Träume davon nicht zu zerstören. Touristisch sei Nagaland kaum erschlossen, es gebe so gut wie keine Unterkünfte. Die Bevölkerung sei sehr gastfreundlich, und obwohl es fast nichts gebe, seien die Menschen dort glücklich.

In der Geschichte "Sagt der Koch" spricht Felsberg über das Problem der Müllentsorgung, mit dem der gesamte Subkontinent zu kämpfen habe. Mit "Krabbenloch" beschrieb Felsberg den Klimawandel und seine Folgen auch für die Krabbenfischer. Es sei kaum Küstenschutz möglich. Klimaveränderungen und Korruption fressen das Land auf, während Dürre, Überschwemmungen und Armut blieben, so sein Fazit.

Das Problem der Bevölkerungsexplosion illustrierte Felsberg an einem allein lebenden Rikschafahrer in Madurai, der bedauert, nicht wenigstens eine Tochter zu haben, die ihn im Alter unterstützen könne. Nach Felsbergs Angaben werden in Indien jeden Monat bis zu 50 000 weibliche Föten abgetrieben, da Söhne für die Eltern einen wesentlich höheren Stellenwert hätten.

So gab es noch viele Geschichten. Was wahr ist und was wahr sein könnte, liegt oft nahe beieinander, so die Einschätzung des Autors und Erzählers. Das Publikum dankte ihm mit viel Beifall für seine spannenden Geschichten aus dieser fremden Welt.

Das Team des "Schaukelpferds" wies schon auf die nächste Veranstaltung hin: einen Poetry-Slam am 18. Oktober.