Christel Köhle-Hezinger referiert morgen im Volksbankstudio

Baiersbronn. In zweiten Vortrag der Reihe "Baiersbronner Geschichte(n)" des Heimat- und Kulturvereins widmet sich Christel Köhle-Hezinger am morgigen Mittwoch, 22. Oktober , ab 19 Uhr im Volksbankstudio in Baiersbronn dem Leben der Dorfbevölkerung im 19. Jahrhundert.

Das alte Dorf verband seit dem Mittelalter die Menschen auf eine heute kaum mehr vorstellbare Weise. Es funktionierte als eine Genossenschaft, wie die Volkskundlerin sagt: Rechte und Pflichten, Geben und Nehmen waren genau definiert – je nach Stand, Amt, Funktion, Nutzen. Der Alltag der Menschen und die Dorfherrschaft, das Arbeiten und Feiern, Leben und Sterben, Erben und Teilen – alles war bis ins Detail geregelt. Weltliche und kirchliche Herrschaft waren eng ineinander verzahnt.

Dorfgerichte und Kirchenkonvente suchten in gemeinsamer Anstrengung die "Sittlichkeit" im Dorf aufrechtzuhalten, zu regeln und zu kontrollieren, was nicht immer gelang. "Das Sach", der Besitz, war die Lebensgrundlage, die es zu erhalten und auch mehren galt für künftige Generationen. Die Gemarkung, ihre Böden, die Feldflur und ihr Anbau waren ein gemeinsam zu pflegender Schatz, Wasser und Wald waren "Sache aller", ihr Erhalt im Sinne der Dorfordnung genau definiert. Es ging um "das Maß", um das, was angemessen war, etwa in der Viehhaltung und der Düngung, die dem jeweils bewirtschafteten Land zu entsprechen hatte. Wer dagegen verstieß, musste mit harten Strafen rechnen. Zur Idealisierung taugen die Blicke auf das alte Dorf kaum – die Dorfgemeinschaft war ein Not- und Zweckverband. Die Referentin versucht, die Lebensgrundlagen und -zusammenhänge der alten Dorfkultur aufzudecken, zu verstehen und zu deuten – aus heutiger Sicht. Christel Köhle-Hezinger studierte Volkskunde, Germanistik und Landesgeschichte. Sie lehrte Empirische Kulturwissenschaft an den Universitäten Stanford, Tübingen, Marburg und Jena.