Nach einer Geldautomaten-Sprengung in Waldorf im Februar (Archiv). Foto: dpa/Rene Priebe

Zerstörte Räume, beschädigte Fassaden, Glassplitter auf dem Boden: Kriminelle attackieren immer häufiger Geldautomaten. Die Zahlen erreichen nunmehr Rekordwerte.

Wie deutschlandweit befinden sich auch in Baden-Württemberg die Fälle von Geldautomatensprengungen auf einem Höchststand. Im Jahr 2022 gab es mit 34 Angriffen auf Geldautomaten eine Steigerung um zehn Fälle im Vergleich zum Jahr davor, wie es in einer in Stuttgart veröffentlichten Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hieß. Bei elf Angriffen blieb es demnach bei einem Versuch. Insgesamt seien im Jahr 2022 rund 2,5 Millionen Euro erbeutet worden. Der geschätzte Schaden liege in Höhe von vier Millionen Euro. Die Aufklärungsquote für das Jahr 2022 liegt laut dem Innenministerium bei 15 Prozent.

Bundesweit gab es im vergangenen Jahr nach Angaben des Bundeskriminalamtes 496 Geldautomatensprengungen - nach 392 Attacken ein Jahr zuvor. Es war der höchste Stand seit Beginn der statistischen Erfassung 2005. Die durch Sprengungen verursachten Schäden werden auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. Weil Täter verstärkt hochgefährlichen Sprengstoff einsetzen, wächst auch die Sorge, dass Menschen verletzt werden.

Täter gehen hoch spezialisiert vor, so das Innenministerium

Bei den Tätern handelt es sich laut dem Stuttgarter Innenministerium häufig um aus dem Ausland operierende und in Deutschland überregional tätige Gruppen, die hoch spezialisiert vorgehen. Die Fälle werden beim Landeskriminalamt gebündelt. Das Sprengen von Geldautomaten habe seit einigen Jahren den „klassischen“ Banküberfall nahezu abgelöst, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) kürzlich.

Die Landeskriminalämter Bayern und Baden-Württemberg führen seit mehr als einem Jahr gemeinsame Ermittlungen zu einer deutschlandweiten Serie von Geldautomatensprengungen durch. Baden-Württemberg ist dabei mit mindestens 17 Fällen betroffen. Beginnend ab dem 30. Januar 2023 konnten in diesem Ermittlungskomplex bislang zwölf Haftbefehle vollstreckt werden. Es werde weiterhin ermittelt.

In einem weiteren Fall wurden im Jahr 2022 nach einer Serie von Angriffen auf Geldautomaten mit entwendeten Hydraulikspreizgeräten sechs Tatverdächtige festgenommen. Darüber hinaus wurden in den Jahren 2022 und 2023 sieben weitere Tatverdächtige im Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen durch die regionalen Polizeipräsidien festgestellt. Es handelte sich dabei um lokal beziehungsweise regional agierende Täter, welche überwiegend Einzelstraftaten begangen hatten.

Ein Runder Tisch soll helfen

Das Innenministerium wies in seiner Antwort auf den Runden Tisch Geldautomatensprengungen hin. Im November hatte sich die Deutsche Kreditwirtschaft bei dem Runden Tisch im Bundesinnenministerium zu verstärkten Schutzmaßnahmen bereiterklärt. Dazu zählen Einbruchmeldeanlagen im Selbstbedienungsfoyer und Videoüberwachung, geringere Bargeldhöchstbestände sowie Einfärbesysteme. Im Alarmfall wird das in den Geldkassetten enthaltene Geld eingefärbt und so weitgehend unbrauchbar gemacht. Auch nächtliche Schließungen der Standorte sind eine Option. Sollte sich zeigen, dass die Präventionsmaßnahmen von den Banken nicht ausreichend umgesetzt würden, dann stünden gesetzliche Verpflichtungen im Raum, hieß es bei der letzten Frühjahrskonferenz der Innenminister von Bund und Ländern.