Gut gelaunt nahm Reha-Patientin Yvonne Sperr am Bad Wildbader Stäffeleslauf teil. Foto: Quellenhof Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Yvonne Speer ist wegen Multipler Sklerose zur Reha in Wildbad – und nimmt am Stäffeleslauf teil

Bad Wildbad. Per Zufall hat Yvonne Speer das Plakat zum Stäffeleslauf in Bad Wildbad entdeckt. Die 48-Jährige aus Inzlingen am Dreiländereck von Deutschland, Schweiz und Frankreich, ist gerade im Quellenhof in Reha. Bereits zum dritten Mal ist sie in Bad Wildbad zur Behandlung ihrer Multiplen Sklerose (MS), die sie vor 28 Jahren diagnostiziert bekam.

Die vitale Frau, die als Wanderführerin sportlich aktiv ist, wusste gleich, dass sie bei diesem außergewöhnlichen Lauf mitmachen will. Chefarzt Peter Flachenecker erteile ihr nach Absprache auch die ärztliche Genehmigung für ihr ambitioniertes Vorhaben.

Im Training, bei dem die Bergbahn für alle Trainingsbegeisterten gesperrt wurde, konnte Speer die ungewohnte Strecke gleich testen. Ihr Motto: Kontinuität – laufen, laufen, laufen, bis man ankommt. "Alle haben mich überholt, aber ich bin trotzdem weitergelaufen", schildert sie. Ihre Trainingszeit der 1987 Stufen sei für sie nebensächlich. Wichtig sei für sie das Gefühl, und das war "super". Den Muskelkater am nächsten Tag verheimlicht sie nicht, "den hat man schon gemerkt". Die letzte Trainingsmöglichkeit vor dem Lauf ließ sie deshalb sausen und schonte sich stattdessen.

Ausgeruht, aber aufgeregt ging sie in den Wettkampf, an der mit bis zu 52 Prozent Steigung steilen Treppe: "Mein Herz hat bis obenhin geklopft". Um 19.45 Uhr war es dann so weit: Yvonne wurde auf die 300 Meter hohe "Wand" geschickt.

Am Ziel gibt es zuerst mal ein Bier

Dabei wurde sie von den Fans an der Strecke angefeuert. 26.34 Minuten später erreichte sie voller Adrenalin und Stolz das Ziel, und wurde von einigen Quellenhof-Mitarbeitern begrüßt, die als "Team Sana" teilnahmen. Ihr Bekannter versorgte die "Finisherin" gleich mit einem kühlen Bier, das einigen Feuerwehrangehörigen nicht unverborgen blieb: "Das könnten wir jetzt nicht", scherzte ein Feuerwehrmann, der in voller Montur mitgelaufen war.

"Das hat so Spaß gemacht", äußert sich die Sportlerin und blickt gleich in die Zukunft: "Ich mache privat normal mehr, das war noch nicht mein Limit". Aber eines weiß sie schon jetzt: Ihren nächsten Reha-Aufenthalt will die Fünftplatzierte ihrer Altersklasse wieder in den Mai legen, dem Monat des Bad Wildbader Stäffeleslaufs.

Speer hat, wie der Lauf zeigt, die Krankheit inzwischen voll akzeptiert – das war aber nicht immer so, schildert sie: "Mit Anfang 20 wurde ich anfänglich wie eine Schlaganfallpatientin behandelt, da MS in den 1980er-Jahren noch nicht so bekannt war. Erst 1991 sei die Diagnose MS offiziell gestellt worden und dann erst behandelt worden. In dieser Phase prägten Depressionen ihren Alltag. Das Schlüsselerlebnis sei eine Begegnung mit einer Frau im Rollstuhl gewesen, die ihr neuen Lebensmut geschenkt hat. Seitdem hadert sie nicht mehr: "Ich genieße das Leben und mache das Beste draus". Nur einen Freund, das hätte sie schon gerne, sagt die sympathische Frau.