Maßarbeit: Die Arbeiten entlang der Enztalbahn schreiten gut voran. Projektleiter Frank Weißmann (mitte) von der AVG-Bahnmeisterei Forbach überprüft mit dem Zollstock die richtige Lage der neu eingepassten Schienen am Bahnhof in Neuenbürg Foto: AVG

Projektleiter mit Baufortschritt zufrieden. Schweres Gerät im Einsatz. Spezial-Maschine kostet 40.000 Euro am Tag.

Bad Wildbad/Pforzheim - Meter für Meter frisst sich der gelbe Lindwurm durchs Brötzinger Tal. Seine Nahrung: Eisenbahnschwellen, Schotter und Schienen. Der 400 Meter lange Koloss aus Stahl ist ein Spezialzug, den die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) in diesen Tagen zur Instandsetzung einsetzt.

Wo noch bis vor wenigen Jahren menschliche Muskelkraft notwendig war, kommt heute Technik zum Einsatz und erledigt diese Arbeit in einem Zug. Denn mit dem 600 Tonnen schweren Schienenfahrzeug, das in ganz Europa zum Einsatz kommt, erfolgt die Auswechslung der Schwellen in einem automatisierten Fließbandverfahren.

"Bei seiner Fahrt frisst der Zug vorne das komplette Gleisbett samt Schwellen und Schienen und spuckt hinten das neue wieder aus", erklärt Frank Weißmann, Leiter der AVG-Bahnmeisterei Forbach, dieses Wunderwerk der Technik, das viele Arbeitsgänge auf einmal erledigt.

Hochleistungsmaschine aus Fuhrpark eines Bauunternehmens

Neunzehn Mann Besatzung sind notwendig, um den komplexen Betrieb dieser kleinen Fabrik auf Schienen zu unterstützen und zu überwachen. Zunächst hebt der Gleisumbauzug die Schienen an. Dann entfernen große Greifzähne die alten und 70 Kilogramm schweren Schwellen aus Stahl, die über einen Portalkran zu den an den Zug angehängten Materialwagen sofort abtransportiert werden. Gleichzeitig wird der Schotter im Gleisbett nach außen gedrückt, um Platz für die neuen Gleisschwellen aus Beton zu schaffen, die über einen zweiten Kran angeliefert werden. Sobald die Schwellen verlegt sind, fädelt der Zug die zuvor entnommenen Schienen wieder ein.

Die Hochleistungsmaschine stammt aus dem Fuhrpark eines schwäbischen Bauunternehmens. Ihr Einsatz kostet rund 40.000 Euro am Tag.

Ungefähr 200 Meter pro Stunde legt der Gleisumbauzug bei seiner Arbeit zurück und benötigt so nur knapp zwei Tage für den Schwellentausch auf dem rund 2,5 Kilometer langen Teilstück südwestlich der Goldstadt. Was beim Schwellenwechsel im Schritttempo passiert, ist eigentlich High-Speed: "Ohne diese Spezialmaschine würden wir mehrere Wochen für die Erneuerung dieses Gleisstückes brauchen. Auch der Personalaufwand wäre um ein Vielfaches höher", beschreibt Weißmann die Vorzüge des Gleisumbauzuges. Der Wechsel der Gleisschwellen auf diesem Teilstück der Linie S6 im Brötzinger Tal ist nur eine von insgesamt 20 Einzelbaumaßnahmen, die auf der Stadtbahnstrecke zwischen Pforzheim und Bad Wildbad in den Sommerferien durchgeführt werden, bis der Bahnverkehr hier ab dem 10. September wieder rollt.

Auch auf dieser Baustelle ist Vieles noch schweißtreibende Schwerstarbeit mit menschlicher Muskelkraft. Aufgrund der begrenzten Traglast der Brücken und des eingeschränkten Platzes können hier keine schwereren Geräte oder Bagger eingesetzt werden. Presslufthammer dröhnen. Ein Vorschlaghammer scheppert auf blanken Stahl. Ein paar Meter durchtrennt ein Mitarbeiter der AVG mit einer Flex eine Schiene, damit das Teilstück in einer Weiche eingepasst werden kann. Die Funken sprühen. Heavy Metal in Neuenbürg. Bis die 25 Kilometer lange Strecke zwischen Pforzheim und Bad Wildbad wieder für den Stadtbahnverkehr freigegeben wird, betreibt die AVG für ihre Fahrgäste mit Bussen einen Schienenersatzverkehr. "Wir wissen, dass wir unseren Fahrgästen mit der Sperrung einiges zumuten. Aber diese Maßnahmen dazu, die Qualität des Bahnbetriebs dauerhaft zu sichern. Wir sind zufrieden mit dem Baufortschritt und liegen gut im Zeitplan", so Weißmann, der davon ausgeht, dass die Arbeiten planmäßig abgeschlossen werden.