Das Landespolizeiorchester unter der Leitung von Stefan R. Halder begeisterte mit einem tollen musikalischen Programm. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Benefizkonzert: Eine Reise in die Welt hochkarätiger Blasmusik / Auftritt zugunsten des Vereins "Weißer Ring"

Stehende Ovationen. Eine Atmosphäre der Begeisterung. Stimmen der Zuhörer: Einfach toll! Wo? In der voll besetzten Bad Wildbader Trinkhalle am Donnerstagabend. Zum vierten Mal begeisterte das Landespolizeiorchester (LPO) Baden-Württemberg unter der Stabführung von Stefan Halder das Publikum mit einem Blasmusikkonzert der Sonderklasse.

Bad Wildbad. Halder und das LPO verstanden es, vom Auftakt mit der württembergischen Hymne, "Preisend mit viel schönen Reden" bis zum Ende des Konzerts die Besucher mitzunehmen auf eine musikalische Reise in die Welt hochkarätiger Blasmusik.

Ganz bewusst hatte Halder die lautmalende Originalkomposition für Blasmusik "Orient Express" von Philip Sparke an den Anfang gesetzt. Ein Werk, welches das Publikum hörbar in diesen berühmten Zug von Straßburg bis Konstantinopel mitnahm. Da hörte man das Rattern der Räder, die Fahrt durch weite ebene Landschaften und durch dumpfe Tunnels, die Warnsirene der Lokomotive und schließlich das Ablassen des Dampfes und das Bremsen bei der Ankunft. Auf die Spur des Orientexpress’ führte auch das weitere Programm mit der schnellen Polka "Eljen Magyár!" von Johann Strauß (Sohn).

Besonders berührend war eine Episode des aus Rumänien stammenden Saxofonisten Anton Toth, der mit der Erinnerung an eine Episode verschmähter Liebe in Rumänien die Komposition "Meleaguri Mistice" des österreichischen Komponisten Thomas Doss einleitete, um dann während der Musik den rumänischen Text dieses Klagegedichts zu sprechen.

Die musikalische Reise führte weiter nach Osteuropa, wozu passend das Konzertwerk "Klezmer Classics" von Johan de Meij erklang. Diese Komposition ist eine wunderbare Mischung aus gefühlvollen Melodien von in die USA ausgewanderten Juden, chassidischem Tanz und Lobliedern auf den Schabat, teils melancholisch klagend und wiederum überschäumend lebhaft, vom LPO einzigartig umgesetzt und von den Zuhörern begeistert aufgenommen.

Die bekannte und schwungvolle "Petersburger Schlittenfahrt" von Richard Eilenberg beschloss den ersten Teil des Programms, wobei die Kompositionen zuvor überwiegend von jüngeren Komponisten der heutigen Zeit stammten. Ein Orchester zum Anfassen. Das merkte man in der Pause, denn sowohl Halder, der Leiter dieses professionellen Orchester als auch ein Teil der Musiker mischten sich unter das Publikum, um über die gehörte Musik und die Arbeit im LPO zu informieren, das einzige vom Land Baden-Württemberg finanzierte Profiorchester.

Spenden statt Eintrittsgeld

Gleichzeitig informierte der Hauptsponsor dieses Benefizkonzerts, Harald Richter, sowie Roland Heilig, Außenstellenleiter des Vereins "Weißer Ring" im Kreis Calw , über die Arbeit dieser Organisation, welche die Spenden erhält, die statt Eintrittsgeld erwünscht waren. "Weißer Ring" wurde 1976 von Eduard Zimmermann (Aktenzeichen XY ungelöst) gegründet, unterstützt Kriminalitätsopfer und trägt zur Verhütung von Straftaten bei. "Weißer Ring" ist bundesweit tätig und überhaupt die einzige Organisation dieser Art in Europa.

Ganz weihnachtlich wurde es im zweiten Programmteil, den das LPO ohne seinen Dirigenten mit dem durch Glockenspiel eingeleiteten "Sleighride" (Leroy Anderson) eröffnete. Halder informierte anschließend, dass das LPO seit einem Jahr mit der Staatlichen Hochschule für Musik kooperiere, mit dem Ziel der Pflege der Musik für Blasorchester. Zu diesem innovativen Kooperationsmodell gehöre auch die praktische Orchesterarbeit im professionellen Klangkörper des LPO. Zwei Stipendiaten, Konstantin Heieck (Bariton) und Christina Becker (Klavier und Keyboard), wurden deshalb auf die Trinkhallenbühne gebeten und bereicherten vokal und instrumental das musikalische Weihnachtsprogramm des LPO. Mit "Blue Christmas", "Santa Claus is coming to town", "Let it snow" und "Rudolph, the red nosed Reindeer" begeisterten die Musiker nochmals die Zuhörer in der Trinkhalle.

"Danzon No. 2" nennt sich das bekannteste Werk des mexikanischen Komponisten Arturo Márquez Navarro, das ein weiterer Höhepunkt unter den musikalischen Darbietungen war. Dieses umfangreiche sinfonische Werk mit verschiedenen solistischen Auftritten einzelner Instrumente, in das Klänge der mexikanischen und kubanischen Volksmusik integriert sind, erzählt musikalisch überschäumende Lebensfreude und tiefe Melancholie sowie verschiedene Stimmungen, die klangmäßig außergewöhnlich umgesetzt sind und von den Musikern des LPO wie auch von ihrem Leiter Stefan Halder meisterlich umgesetzt wurden und begeisterten.

"Das war spitze", betonten zum Schluss sowohl Bürgermeister Klaus Mack, Schirmherr dieses Benefizkonzerts, als auch Harald Richter. Auch Roland Heilig schloss sich dem Dank an die Mitwirkenden an diesem Konzerts und natürlich ihrem charmanten, schwungvollen und sympathischen Dirigenten Halder an. Natürlich gab es Zugaben. Mit "I’m dreaming of a white Christmas" sowie dem Weihnachtsliederpotpourri "In dulci jubilo" rundeten die Mitwirkenden auf der Bühne ein tolles Konzert ab. Als Abschiedsgeschenk für die Besucher versprach Stefan Halder, auch im nächsten Jahr wieder zur Vorweihnachtszeit mit hervorragender Blasmusik des LPO in der Trinkhalle aufzutreten.