Mit einem gezielten Schuss aus seiner Pistole kann der verfolgte "Schattenkrieger" auf der "Wild Line" (Markus Kiefer; im Hintergrund) den Angreifer im Hubschrauber vertreiben. Von einer Kugel getroffen, muss der Heli spektakulär abdrehen. "Alles im Kasten", quittiert Regisseur Armin Schnürle (links im Vordergrund) die gelungenen Aufnahmen. Foto: Kunert

Action-Szenen für "Schattenkrieger" von Mania Pictures: Schusswechsel mit Bösewicht im Helikopter.

Bad Wildbad - Blutüberströmt und mit einem Schulterdurchschuss humpelt ein Mann durch den Forst am Sommerberg, auf der "Wild Line" stellen ihn seine Verfolger vom Hubschrauber aus – es kommt zum Schusswechsel: Action-Time der Calwer Film-Produktion "Mania Pictures".

"Schattenkrieger" heißt deren neuestes Projekt. Rund um Ostern nächstes Jahr soll der Streifen in die hiesigen Kinos kommen. Die "Wild Line", die spektakuläre Stahl-Hängebrücke hoch über Bad Wildbad, war sofort eine Wunsch-Kulisse der regionalen Filmemacher, erzählt Regisseur und "Set-Director" Armin Schnürle, während die Crew an diesem Mittag auf den zweiten Anflug des bestellten Helikopters wartet.

Dramatische Verfolgung

Bisher hieß die Filmreihe, in der "Schattenkrieger" erscheinen soll, bekanntlich "Tatort Calw". Nach Intervention der ARD musste der Serien-Titel geändert werden: "Mordkommission Calw" lautet jetzt der Name der regionalen Thriller-Reihe. "Schattenkrieger" erzählt darin die Geschichte eines Mannes, der sein Gedächtnis verloren hat; und bei den Recherchen seiner eigenen Vergangenheit auf einmal ein Killer-Kommando auf den Fersen hat.

Am vergangenen Wochenende wurde bereits der finale Show-Down auf dem Gelände eines Calwer Recycling-Zentrums gedreht (wir berichteten). Hier auf dem Wildbader Sommerberg findet quasi die "Ouvertüre" der dramatischen Verfolgungsjagd statt.

Eigentlich war der Dreh mit dem Hubschrauber aus Neckarsulm bereits für Montag früh angesetzt, aber wegen Nebels musste der Pilot auf halben Weg wieder umdrehen. Am Dienstagmittag sind die Bedingungen besser, eigentlich ideal: kaum Wind, klare Sicht, bedeckt – das heißt, nicht zu viel Sonnenlicht.

Markus Kiefer spielt den Mann mit der Amnesie – und dem Schulterdurchschuss. Maskenbildnerin Bianca Dreher fährt ihre ganze Kunst auf, um Kiefer mit Theaterblut und Silikon-Wunden für seinen Auftritt auf der "Wild Line" vorzubereiten. Dass Kiefer heute humpelt, ist aber echt: "Ich hab’ ’nen akuten Bandscheibenvorfall", erzählt er. Vor einer Woche hat’s ihn erwischt. Aber den Dreh deswegen abzusagen? "Kein Gedanke." Mit Schmerzmitteln und einer Leib-Manschette scheint die sichtbare Pein für Kiefer halbwegs aushaltbar. "Aber meine Kampfszene", wenn er Mann gegen Mann mit dem Killer-Kommando um sein Leben prügelt, "werden wir wohl im Dezember nachdrehen müssen".

Jetzt aber hockt einer von Kiefers Film-Gegnern mit der MP von Heckler und Koch im Anschlag in der offenen Tür des weißen Helikopters. "Wenn wir mal ein richtig großes Budget haben, bekommen die Bösewichter einen schwarzen Hubschrauber", macht Regisseur Schnürle auf eines der Details aufmerksam, die seine Amateur-Produktion von einem professionellen Hollywood-Blockbuster unterscheiden. Aber das Adrenalin der Beteiligten hier auf der "Wild Line" ist umso echter – und am Zenit, als der Heli immer wieder neu seine abgesprochenen Flug-Formationen an der Hängebrücke abfliegt.

Per (echtem) Funkgerät steht Schnürle direkt mit dem Piloten im Hubschrauber in Kontakt, kann seine Anweisungen so minutiös durchgeben. Was nicht so ganz einfach ist, da Schnürle gleichzeitig auch eine der Kameras für den Dreh bedient.

Weitere Kameras sind auf dem anderen Ende der "Wild Line" aufgestellt, zudem wird aus dem Hubschrauber heraus und mit einer parallel fliegenden Drohne gefilmt. Was zusätzlich erschwerend hinzukommt: Anders als beim Dreh tags zuvor, als man vor den ersten Besuchern auf der Hängebrücke filmen konnte, ist jetzt "laufender Betrieb" auf der neuen Wildbader Sehenswürdigkeit – heißt: zahlreiche Menschen sind auf der Wild Line unterwegs, verfolgen das spektakuläre Geschehen. Und versetzen die filigrane Stahl-Konstruktion immer wieder in deutlich spürbare Schwingungen. So "ruhige" Bilder aufzunehmen ist alles andere als einfach.

Aber nach einer guten Stunde ist der ganze Spuk vorbei, alle Bilder aus allen erdenklichen Einstellungen im Kasten. Doch keine Zeit zu Verschnaufen für das Team. Die Uhr tickt, der Hubschrauber soll noch für eine weitere Szene eingesetzt werden. "Jetzt freue ich mich auf die Schlussrechnung", sagt Armin Schnürle noch mit einem leicht besorgten Unterton in der Stimme. Man vergisst es schnell: Das hier ist das Hobby der ganzen Männer und Frauen am Film-Set, die für die insgesamt 20 angesetzten Drehtage einen Großteil ihres Jahresurlaubs opfern. Und die Buchung des Action-Heli bildet dabei quasi ein kostspieliges "Sahnehäubchen" für diese Art von Abenteuer-Ferien. "Wir sind halt film-verrückt", hatte das Kiefer, der Mann mit dem falschen Schulterdurchschuss und dem echten Bandscheibenvorfall, genannt. Und – das stimmt wohl.