Skilift ohne Zugseil – das wird sich auf dem Sommerberg wohl nicht so schnell ändern. Foto: Bechtle

Aufstiegshilfe ohne Zugseil. Kürzerer Tellerlift geht bei guter Schneelage in Betrieb.

Bad Wildbad - Die Skizunft ist derzeit nicht in der finanziellen Lage, ein neues Seil zu kaufen und zu montieren. Schließlich rechnet man mit einem Betrag von 8000 bis 10.000 Euro, jeweils abhängig vom Stahlpreis. Außerdem stammen Motor und Getriebe des großen Lifts aus dem Jahr 1962. Also könnte über kurz oder lang auch hier Ersatz nötig sein.

Zudem ist noch ein Kredit von derzeit 94.000 Euro zu tilgen. Der Ausschuss der Skizunft hat deshalb in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, aus finanziellen Gründen vorläufig kein neues Seil zu kaufen. Fände sich ein Sponsor, so sehe die Sache natürlich völlig anders aus. Kleiner Trost für die Skifahrer: Als Alternative und Aufstiegshilfe für die Alpinsportler ist der kürzere Tellerlift bei entsprechender Schneelage auch weiterhin regelmäßig in Betrieb.

1962 gründeten Freunde der Skizunft Wildbad die "Wiski-GbR" mit dem Ziel, auf dem Sommerberg-Skihang einen Skilift zu bauen, was bereits bis zum Beginn der Wintersaison 1962/63 realisiert wurde. Einige Jahre später entstand auf der anderen Seite des Geländes der kleinere Lift, vor allem für weniger geübte Skifahrer und Kinder. Die Stadtwerke Wildbad übernahmen später die beiden Lifte.

1989 kaufte die Skizunft die Anlagen und betrieb diese selbst, da zwischenzeitlich auch die Skihütte am oberen Rand des Hanges gebaut worden war.

Wegen der keineswegs sicheren Schneelage auf 750 Metern über dem Meeresspiegel hatten die Lifte im Winter sehr unterschiedliche Betriebszeiten, etwa zwischen null und 45 Tagen. In den vergangenen elf Jahren waren es durchschnittlich 22 Tage zu je acht Stunden, also etwa 180 Stunden pro Jahr, was finanziell stets problematisch war. Schließlich gab es unabhängig vom Betrieb jährliche Fixkosten für Versicherung, TÜV, Wechsel der Rollenbatterien, Reparaturen und mehr in Höhe von rund 4000 Euro.

Nachdem im Jahr 2000 der Bikepark auf dem Sommerberg in Betrieb genommen worden war, konnte die Skizunft die Lifte im Sommer an dessen Betreiber vermieten (rund 1000 Stunden Sommerbetrieb), und man sah Licht am Horizont. Mit den zusätzlichen Einnahmen wurden die Lifte saniert, auch konnten die schlechten Winter mit wenigen Betriebstagen finanziell ausgeglichen werden.

Allerdings wurde in den zwölf Jahren der Vermietung an die Betreiber des Bikeparks das Schleppseil des großen Lifts dreimal beschädigt. Beim ersten Schaden finanzierte die Skizunft die Kosten von knapp 10.000 Euro, beim zweiten Mal übernahm die Radsportakademie die Kosten des von ihr verursachten Schadens.

Im Juni 2012 riss das Schleppseil am großen Lift, und in den folgenden Wochen und Monaten gab es viele Termine der Skizunft mit Gutachtern, Radsportakademie sowie Rechtsanwälten. Die Radsportakademie sah sich allerdings nicht in der Pflicht, für den Schaden aufzukommen. Deshalb wurde der Vertrag über den Sommerbetrieb des Lifts nicht mehr verlängert.

Während 1962 und in den Folgejahren der damals einzige Lift in der Region im Winter einen enormen Zulauf hatte, ist heute – auch durch das Angebot zahlreicher weiterer Lifte in der Umgebung – die Zahl der Nutzer stark rückläufig. Dies hängt sowohl mit den schneearmen Wintern als auch mit dem Verhalten der Alpin-Skiläufer zusammen, die nach ihrem Hochgebirgsurlaub den relativ kurzen Sommerberg-Skihang nicht mehr schätzen.