Bürgermeisterin Petra Nych (von links) gratulierte zusammen mit Heidelbeerprinzessin Sina I. Helmut Schäfer im Beisein seiner Frau Biggi und Tochter Martina zum 50-jährigen Jubiläum seiner Ehrenbürgerschaft. Fotos: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Der 88-Jährige Helmut Schäfer hat die Entwicklung des Ortes entscheidend mitgeprägt / Zahlreiche Auszeichnungen

Zusammen mit Heidelbeerprinzessin Sina I. war Enzklösterles Bürgermeisterin Petra Nych zu Helmut Schäfer nach Bad Wildbad gekommen, um ihm zum wohl einmaligen 50-jährigen Jubiläum der Verleihung der Ehrenbürgerwürde in ihrer Gemeinde zu gratulieren.

Enzklösterle/Bad Wildbad. Dabei wurde deutlich: Wer mit dem ehemaligen Hotelier zusammentrifft, dem wird nicht langweilig.

Helmut Schäfer, dem seine 88 Jahre nicht anzumerken sind, schwelgt in der vielfältigen Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart und nach wie vor sprudeln Zukunftsideen gerade so aus ihm heraus. Er hat das Tanz- und Heidelbeerdorf im Oberen Enztal über Jahrzehnte hinweg geprägt. "Auch die Heidelbeerprinzessin habe ich geschaffen", bemerkt er so ganz nebenbei.

Schon vor einem halben Jahrhundert hatten seine Verdienste so viel Gewicht, dass ihm die Ehrenbürger-Urkunde überreicht wurde. Sie gelte auch seiner Frau Biggi, unterstreicht er. Nach dem Krieg zunächst im Film- und Werbewesen tätig, dann die baden-württembergische Vertretung einer Berliner Tabakfirma führend, ging Schäfer in die Ausbildung zum Tanz- und Tanzsportlehrer. Im Mai 1956 erwarb er die Qualifikation als Gesellschaftstanz- und Ausbildungslehrer des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrer Verbandes.

Sein Können und Wissen ergänzte er weiter durch Studien in England in den Standard- und in Paris und Lyon in den Lateinamerikanischen Tänzen. Die Übernahme und Führung der renommierten Tanzschule Burger-Schäfer in Stuttgart, auch Ausbildungsstätte für mehr als 200 Tanzlehrer bundesweit, war die nächste Station. Eine Dozententätigkeit an der Evangelischen Akademie Bad Boll zum Thema "Tanz in der Gesellschaft" folgte. Im Verbandswesen engagiert, war er nicht nur in der Öffentlichkeitsarbeit daheim, sondern wirkte immer auch als "Netzwerker".

Tanzmühle ist deutschlandweit bekannt

Dies alles sollte nicht zuletzt Enzklösterle zugutekommen. "Das Thema Tanzen ist mit dem Tourismusort seit mehr als 50 Jahren verbunden, und das hat unbedingt mit Helmut Schäfer zu tun!", unterstreicht Bürgermeisterin Petra Nych. Das erste Trainingslager für Amateure der oberen Leistungsklassen hat Schäfer in Enzklösterle 1963 gegründet. In der Folgezeit wurde daraus die "Tanzmühle", die in ganz Deutschland und international bekannt wurde.

Bis zu 120 Pressevertreter aus der schreibenden Zunft, von Rundfunk und Fernsehen aus der ganzen Bundesrepublik reisten an, um die damit verbundene Bundespressekonferenz (des Tanzes) im Enztal nicht zu versäumen. Dank Schäfer habe es in Tanzkreisen geheißen: "Wer Weltmeister im Tanzen werden will, muss in Enzklösterle gewesen sein." Immer wieder mit dabei waren auch die 13.fachen Weltmeister Bill und Bobby Irvine aus England. Bis zu 280 000 Übernachtungen im Jahr wurden dadurch in der Enztalgemeinde erreicht.

Noch heute werden mehrfach durchs Jahr hindurch Tanzsportseminare und Vorbereitungsturniere durchgeführt. Zum Programm gehört auch der jährliche Lehrgang "Super Kombi" für Wertungsrichter des Tanzsportverbands Baden-Württemberg, der allein in diesem Jahr in der 31. Auflage 400 Teilnehmer in die Festhalle von Enzklösterle lockte. Mit dem von Schäfer und seiner Frau 1972 gegründeten ersten Tanzhotel in Deutschland, dem "Schwarzwaldschäfer", stellten sich auch Hobby- und Gelegenheitstänzer ein, die Spaß und Geselligkeit genossen und bis heute genießen.

Als Autor des Buches "Vom Schamanentanz zur Rumba", das den Untertitel "Die Geschichte des Gesellschaftstanzes" trägt, ist Schäfer zusammen mit dem Historiker Helmut Günther 1975 in Erscheinung getreten. Dieses ist bis heute begehrtes Fach- und Lehrbuch. Es würde den Beitrag sprengen, die unzähligen Ehrenämter und Auszeichnungen von Helmut Schäfer lückenlos zu nennen. Er wirkte ab 1976 bis heute im Dehoga als Orts-, von 1989 bis 2010 als Kreisvorsitzender, ist seit Abgabe der Aufgabe Kreis-Ehrenvorsitzender. Hier erwarb er sich um das Ausbildungswesen Verdienste.

Ab 1972 war der Ehrenbürger von Enzklösterle in den verschiedensten Fremdenverkehrsorganisationen von der örtlichen Ebene bis zum Tourismusverband Schwarzwald tätig. Er erhielt Ehrenzeichen des Dehoga, der Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und der Tanzsportverbände.

Der vom Tanzlehrerverband und den Medien vergebene "Goldene Tanzschuh" fasst 1976 eingraviert zusammen: "In Dankbarkeit für einzigartige Leistungen in der Kongress- und Fernseharbeit sowie als Organisator der Bewegungstherapie auf dem Parkett". Nur logische Folge von allem war 2012 die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande.