Projektwoche der Fünf-Täler-Schule: Jugendliche der Klasse 8c während eines Rollenspiels, in dem es um die Frage der Aufnahme von Flüchtlingskindern ging, und die abschließende Besprechung im Stuhlkreis mit Referent Tim Hauptlorenz (hinten Mitte). Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Projektwoche: Vielzahl an verschiedenen Angeboten

Bad Wildbad-Calmbach. Die fünften bis neunten Klassen der Fünf-Täler-Schule in Calmbach gestalteten in dieser Woche statt des regulären Unterrichts eine Projektwoche mit einer Vielzahl von Angeboten. Ziel war es, das Gemeinsame und die Gemeinschaft der Menschen hervorzuheben und eine gewisse Prävention gegenüber populistischen Gedanken zu schulen. Dabei wurden ganz unterschiedliche Partner in den Unterricht gebeten.

Einer der Partner ist der Internationale Bund (IB), der verschiedene Workshops und Exkursionen anbietet. Der Internationale Bund ist als Freier Träger mit fast 14 000 Mitarbeitern einer der großen Dienstleister in der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit. Der IB arbeitet gemeinnützig und unterstützt Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung dabei, ein selbstverantwortetes Leben zu führen, wobei als Maxime für den IB der Leitsatz "MenschSein stärken" gilt. 1949 wurde der IB gegründet. Sein unternehmerisches Handeln basiert auf gesellschaftlichem Engagement und der Übernahme sozialer Verantwortung, wobei es gegen Diskriminierung und Rassismus geht und für demokratische Werte und Vielfalt. Der IB wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert.

Deutschlandweit arbeiten seit Anfang 2018 über 160 Jugendmigrationsdienste (JMD) gemeinsam mit Schulen daran, jungen Menschen Lebensperspektiven aufzuzeigen, und so eine Radikalisierung zu verhindern. Dabei werden "Respect Coaches" eingesetzt, die mit der jeweiligen Schule ein Konzept zu Primärprävention entwickeln. Die Grundlage der Tätigkeit der "Respect Coaches" heißt: "Lass uns reden – reden bringt Respekt!".

Respektvolles Miteinander

Teil des Programms ist ein verständnis- und respektvolles Miteinander an Schulen. Zudem sollen Jugendliche vor religiös begründetem Extremismus geschützt werden Die Umsetzung findet bundesweit an 160 Standorten statt.

Und einer dieser Standorte ist die Fünf-Täler-Schule in Calmbach. "Respect Coach" ist Ralf Gaus, der als staatlich anerkannter Arbeitserzieher in der Nebenstelle Calw des Bildungszentrums Nordschwarzwald im IB Süd beauftragt ist, die Organisation, Koordination, Gestaltung, Begleitung und schließlich Dokumentation des Projekts durchzuführen.

In der Klasse 8c der Fünf-Täler-Schule wurde das Projekt "Flüchtlinge an unserer Schule" durchgeführt, ein Planspiel rund um das Thema Integration. Referent war Tim Hauptlorenz vom Demokratiezentrum Baden-Württemberg. Er ist derzeit Student der Sozialwissenschaft und Politik und führte in das Rollenspiel ein.

Thema war die Aufnahme von 45 Flüchtlingskindern an der Schule, wogegen eine Elterngruppierung sich wehrte. Nach einer inhaltlichen Einführung wurden die Rollen verteilt, wobei alle Schüler der Klasse bei einer fiktiven Versammlung Rollen übernahmen, unter anderem als Bürgermeister, Schulleiter, Lehrer, Eltern, Geschäftsleute und Flüchtlinge und nun ihre Meinung zu dem Problem in Worte fassen mussten.

In den Diskussionen rund um das Thema erfuhren die Teilnehmer auch, wie es in einer normalen Versammlung zugeht und auch wie man miteinander umgeht.

Sie brachten ihre Argumente pro und contra vor, akzeptierten Aussagen der anderen, sprachen einander an und stellten dabei fest, dass solch ein Rollenspiel gar nicht so einfach ist. Natürlich wurde abgestimmt, und die Mehrheit war schließlich für die Aufnahme der Flüchtlinge, wobei nach einer rund einstündigen Diskussion versucht wurde, diese Abstimmung in Frage zu stellen. Also durchaus wirklichkeitsgetreu.

Der Referent Hauptlorenz, der in das Rollenspiel an keiner Stelle eingriff, versammelte anschließend die Schüler im Stuhlkreis um sich, wobei es durchaus wichtig war, manche Begriffe genau zu definieren: Flüchtling, Ausländer, Asylant, Verfolgter, Migrant, Einwohner, Aussiedler, Deutscher, da bisweilen die Sinnhaftigkeit dieser benutzten Worte nicht ganz klar war. In der Nachbesprechung wurden Standpunkte und Feststellungen nachgefragt und bisweilen auch korrigiert.

Ein weiterer Workshop als Rollenspiel war "Dunja", bei welchem über drei fiktive Religionsgemeinschaften diskutiert wurde, damit Schüler erfahren, was für das Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft benötigt wird.

Neben Workshops fanden auch andere Aktivitäten statt, so der Besuch der Sprungbude in Stuttgart und des Klettergartens in Karlsruhe.

Einer der Schüler äußerte sich am Schluss: "Das war richtig cool, vor allem als es so richtig laut wurde in der Diskussion" (beim Rollenspiel). Ob das Ziel der Projekttage erreicht wurde, wird sich im weiteren Leben der Jugendlichen zeigen.