Peter Jung-Teltschik verlässt Bad Wildbad. Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder-Bote

Wechsel: Der Bad Wildbader Stadtbaumeister Peter Jung-Teltschik hat keine Lust aufs Altenteil

Andere in seinem Alter denken an den Ruhestand – oder sind bereits in Rente. Nicht so Bad Wildbads Stadtbaumeister Peter Jung-Teltschik. Der 64-Jährige wechselt zum 1. April nach Rottweil – und verschwendet keinen Gedanken daran, sich aufs Altenteil zu setzen.

Bad Wildbad. "Architekten und Planer sind Triebtäter", sagt Jung-Teltschik und erzählt von seinem Schwiegervater: "Der ist Anfang 90 und baut immer noch Häuser." Der Ruhestand war für ihn immer ein "virtuelles Thema". Natürlich habe er sich überlegt, was er machen will, wenn er alt ist. Ein zweites Studium zum Beispiel.

Aber dann änderte sich die Rechtslage wegen des Fachkräftemangels. "Man kann arbeiten so lange man will", erklärt er. Sein regulärer Renteneintritt wäre Ende 2018, Anfang 2019. Aber für ihn sei schnell klar gewesen, "dass ich weitermache". Und dann habe sich herum gesprochen, dass er sich das vorstellen kann. So meldete sich ein ehemaliger Studienfreund, "den ich seit 40 Jahren kenne", der sehr um ihn gekämpft habe und nun sein neuer Vorgesetzter wird. "Rottweil hat mich sanft abgeworben", erzählt er. Auch den dortigen Personalausschuss habe er überzeugt, dass Rente mit 65 für ihn kein Thema sei.

Dass er jetzt den Arbeitgeber wechselt, habe aber nichts damit zu tun, dass er in Bad Wildbad nicht zufrieden gewesen wäre. Im Gegenteil. "Ich bin sehr verwachsen mit der Stadt und dem Bürgermeister", sagt er und spricht von einem produktiven Verhältnis auf Augenhöhe mit Bürgermeister Klaus Mack, den er als "sehr angenehmen, vorbildlichen Chef" bezeichnet.

Vor seiner Zeit in Bad Wildbad war er bis 1998 selbstständiger Architekt, bevor er die Leitung des Bauamtes übernahm. Nach fast 20 Jahren an der gleichen Stelle freut er sich nun auf etwas Neues. In Rottweil wird der bisherige Stadtbaumeister "nur" Abteilungsleiter für Stadtplanung, was ihn aber nicht im geringsten stört. "Dort habe ich acht Ingenieure unter mir, mit denen ich zusammen arbeiten kann", freut er sich auf die neue Aufgabe: "Stadtplanung ist mein Ding."

In Bad Wildbad sei er mit vielen spannenden Projekten beschäftigt gewesen. Da ist natürlich der Sommerberg mit Baumwipfelpfad und Hängebrücke oder die Weiterentwicklung der Schulinfrastruktur, einem der "wichtigsten weichen Standortfaktoren". Das Stadtbahn-Projekt inklusive Verlängerung bis zum Kurpark sei ausschlaggebend gewesen, dass er sich damals in Bad Wildbad beworben habe, erinnert er sich noch gut an dieses "Mega-Projekt".

Er selbst bezeichne sich aber nicht als Vater oder Mutter, sondern als "Hebamme bei Projekten". Bei seiner Arbeit gehe es darum, Chancen zu erkennen und die Wege zu ebnen, dass man sie auch nutzen kann.

In Rottweil wird er sich mit der klassischen Stadtentwicklung beschäftigen. Dazu gehört die Stadtsanierung und die Entwicklung von nicht mehr genutzten Industriebrachen. Ein großes Projekt wird für ihn auch das Bewerbungsverfahren für die Landesgartenschau 2028 werden. Gerade die sei eine gute Möglichkeit zur Stadtentwicklung, das habe man bei den Bundesgartenschauen in Stuttgart oder der Landesgartenschau in Nagold sehr gut gesehen. Viele würden dabei nicht an Stadtentwicklung denken, aber "diese Chancen muss man erkennen".

Das Beispiel Rottweil zeige, dass ein Projekt wie der Aufzugturm unglaubliche Wirkung haben könne: "Plötzlich ist man wieder sexy." Dass er selbst mit diesem "genialen Projekt" nichts mehr zu tun hat, stört ihn nicht. "Man muss nicht alles machen", sagt er.

Und wie lange will er denn noch arbeiten? Das, so sagt er schmunzelnd, habe ihn der Personalausschuss in Rottweil auch gefragt und er habe eine Hand mit fünf Fingern hoch gestreckt. "Ich bin so optimistisch zu sagen, fünf Jahre packe ich", sagt er. Schließlich fühle er sich fit und ernähre sich gesund. Nach diesen fünf Jahren sei er 69. "Wenn ein Mitarbeiter mal eine Sieben vorne stehen hat, wird es für die Stadt prekär", peilt er das Ende seiner Tätigkeit zu diesem Zeitpunkt an.

Dann kann er ja immer noch ein zweites Studium beginnen. Oder Häuser bauen. Denn das, so weiß er ja schließlich, geht auch noch mit 90.