Bürgermeister Klaus Mack und die Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH, Stefanie Dickgiesser, diskutieren über die touristische Zukunft Bad Wildbads. Foto: Stadt Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: "Zukunftswerkstatt 2030" ist in Planung

Ein Baumwipfelpfad, die Hängebrücke Wild Line und zuletzt der Abenteuerwald. Der Tourismus in Bad Wildbad nimmt laut Pressemitteilung Fahrt auf.

Bad Wildbad. Mehr als 350 000 neue Gäste sind im Jahr zusätzlich in der Stadt. Das birgt große Chancen, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. Bad Wildbad wolle sich aber nicht ausruhen, sondern die Entwicklung offensiv vorantreiben, sagen die Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad, Stefanie Dickgiesser, und Bürgermeister Klaus Mack: "Wir sind von Bad Wildbads touristischer Zukunft fest überzeugt und wollen die Herausforderungen angehen."

Ein neues Hotel

Das Image der Stadt habe sich in den vergangenen Jahren gewandelt: Bad Wildbad gelte landesweit als Modell, wie sich eine Stadt im Tourismus neu aufstellen kann. Dabei setzten die Verantwortlichen keineswegs nur auf Erlebnisangebote auf dem Sommerberg. "Mit dem Projekt Staatsbad 4.0 wollen wir das Kurzentrum neu erfinden", so Mack. So werde vom Land derzeit das Kurhaus saniert. Ein neues Dach wurde aufgebracht, die Fassade saniert. Das Gebäude erhält einen neuen Zugang, dazu wird der Entreebereich angepasst. Die Dachterrasse wurde reaktiviert und steht künftig für Veranstaltungen zur Verfügung. "Das war ein erster wichtiger Schritt. Jetzt brauchen wir Lösungen für das Neue Eberhardsbad (NEB) und die Vitaltherme", sagt der Bürgermeister. Die Vital Therme müsste ohnehin saniert werden. Das NEB präge seit Ende der 1990er-Jahre ungenutzt das Stadtbild. Mit dem Land stehe man in guten Verhandlungen, was die Idee des Projekts "Staatsbad 4.0" betreffe, die Vital Therme an den Standort des NEB zu verlagern. Dann würde der Weg für ein neues Hotel am heutigen Standort der Vital Therme frei. Das würde zusätzliche Übernachtungsgäste in die Stadt bringen und mehr Besucher in die Thermen locken. Im Moment werde die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Varianten untersucht. "Ziel muss ein modernes Thermalbad sein, um den Status des Heilbads langfristig zu sichern", ist Mack überzeugt. Es werde aber viel politischen Einsatz verlangen, dieses Projekt umzusetzen, heißt es weiter. Die Aufgaben des Landes seien vielfältig und es sei nicht selbstverständlich, dass das Land in seine Staatsbädern investiere. "Manche Bundesländer haben sich von ihren Staatsbädern komplett verabschiedet", gibt Mack zu bedenken. In Bad Wildbad werde hingegen investiert. Die Bädergesellschaft des Landes baue derzeit eine große Erlebnissauna ins Palais Thermal ein.

Nach wie vor seien die Stadtverantwortlichen auf der Suche nach neuen Übernachtungsformen. "Wir führen mit potenziellen Investoren Gespräche", sagt Dickgiesser. Ziel sei es, den neuen Zielgruppen auf dem Sommerberg passende Angebote zu machen. Mit der Zertifizierung als nachhaltiges Reiseziel werden schon jetzt neue Übernachtungspakete geschnürt. "Wir bieten in Zusammenarbeit mit dem neuen E-Bike-Verleih geführte E-Bike-Touren für Übernachtungsgäste an", sagt die Geschäftsführerin. Insgesamt würden die Pauschalangebote für die neuen Zielgruppen weiterentwickelt. Die Touristik verkaufe regionale Produkte wie den neuen Kurpark-Honig. Gemeinsam mit einem Start-Up-Unternehmen gebe es bald Cabriofahrten mit restaurierten elektrobetrieben VW-Käfern. In der Innenstadt hätten sich die Hotels weiterentwickelt: Der Panoramabau des Badhotels wurde saniert und das Hotel Sonnenhof hat einen neuen Eingangsbereich geschaffen. Im Hotel Rothfuß wurde sogar eine Schneekabine für Wellnessgäste eingerichtet. "Das sind alles Innovationen, die für einen modernen Tourismus stehen", so Dickgiesser und Mack. Stolz könne die Stadt sein, dass mit Familie Sperr ein Investor für den Bahnhof gefunden wurde. "Das wird ein richtiges Schmuckstück", ist Mack überzeugt.

Weiteres Parkhaus?

Verkehrlich stoße die Stadt allerdings an ihre Grenzen. Im Verkehrsgutachten anlässlich der Einrichtung des Baumwipfelpfades im Jahr 2014 ging der Verkehrsexperte noch von rund 15 Spitzentagen aus, an denen die Stadt einen Überlauf der Parkkapazitäten zu erwarten hat. Heute seien es tatsächlich mehr als 30 Tage, insbesondere an Sonntagen. "Natürlich freuen wir uns, dass im Moment die Stadt fast jeden Tag voll ist", sagt der Bürgermeister. Man nehme aber die Kritik sehr ernst, dass man die Verkehrsproblematik besser in den Griff bekommen müsse. So werde man den Parkplatz Marienruhe besser ausschildern. In der Ladestraße habe man im Frühjahr zusätzliche provisorische Parkplätze geschaffen. In diesem Bereich könnte auch ein weiteres Parkhaus entstehen. Dazu wäre aber eine Grundauslastung unter der Woche notwendig. Die Stadt prüfe derzeit, wer diesen Bedarf haben könnte. "Im Blöcherweg testen wir derzeit eine Verschwenkung der Fahrbahn, um den Verkehr zu verlangsamen und damit die Anwohner besser zu schützen", so der Bürgermeister.

Wenn es gelingen würde, neben der Bergbahn eine zweite Aufstiegshilfe vom Sportplatz auf den Sommerberg zu bauen, könnten zwei Ziele erreicht werden: Der Sommerberg könnte weiterentwickelt und die Verkehrsströme in der Stadt entzerrt werden. Das würde zu einer spürbaren Entlastung führen. "Ein Sessellift oder eine Kabinenbahn müssen aber wirtschaftlich funktionieren", so Mack. Deshalb brauche man einen eigenen Frequenzbringer in Form einer Waldrodelbahn: "Wir haben uns deshalb in Todtnau die Hasenhornbahn angeschaut. Das wäre ein vergleichbares Projekt für Bad Wildbad". Stand heute wisse man, dass solch ein Projekt technisch machbar sei. Die Gespräche mit dem Land hätten ergeben, dass die Stadt Zugriff auf Flächen im Bereich des Windhofes nehmen könne, um Parkmöglichkeiten zu schaffen. Jetzt gelte es, die Rahmenbedingungen festzulegen und Investoren anzusprechen. "Wir haben die einmalige Chance, den Tourismus auf dem Berg naturverträglich und modern weiterzuentwickeln", so Dickgiesser. "Gleichzeitig besteht die Chance, das Kurzentrum neu zu erfinden und auch dort zusätzliche Übernachtungsgäste, aber auch Thermenbesucher zu generieren", ergänzt Mack. Insgesamt müsse mehr Frequenz organisiert werden. "Das Parkraumkonzept ist entscheidend für die künftige Entwicklung", so die Verantwortlichen. Mit einem Kurbähnle könne man die Talstationen der Sommerbergbahn und der Aufstiegshilfe verbinden. Davon würde auch der Kurpark profitieren. Ob sich tatsächlich Investoren finden, sei derzeit aber noch offen.

Dickgiesser und Mack wollen zunächst im Herbst eine offene "Zukunftswerkstatt Tourismus 2030" veranstalten. Mit den Bürgern, den Leistungsträgern und Tourismusexperten soll geklärt werden, wo sich Bad Wildbad im Tourismus hin entwickeln soll. "Wir brauchen eine breite Diskussion, wie wir den Tourismus in den nächsten Jahren gestalten wollen", sagt Mack.