Nachtwanderer sind in etlichen Städten unterwegs. Auch im Bad Wildbader Stadtteil Calmbach gibt es bald Ansprechpartner für Jugendliche. Foto: Jaspersen/Kugel

20 Erwachsene machen mit. Aggressionen und Vandalismus sollen begrenzt und soziales Klima verbessert werden.

Bad Wildbad - Das Projekt Nachtwanderer in Bad Wildbad nimmt konkrete Formen an. Hauptamtsleiter Alexander Rabsteyn spricht von einer überragenden Resonanz. Rund 20 Leute wollten derzeit mitmachen. Was versteht man unter Nachtwanderer? Engagierte und geschulte Erwachsene ab 25 Jahren. Sie sind Ansprechpartner für Jugendliche und in kleinen Gruppen an Wochenenden nachts unterwegs. Die Nachtwanderer gehen dorthin, wo sich die Jugendlichen in der Öffentlichkeit aufhalten. So wirbt die Stadt fürs Mitmachen.

Im Januar wurde bekanntlich ins Forum König-Karls-Bad eingeladen. Man stellte das Öhringer Projekt Nachtwanderer vor. Auf der Homepage der großen Kreisstadt im Hohenloher Land zwischen Schwaben und Franken werden die Nachtwanderer, die es seit Juni 2009 gibt, unter anderem so präsentiert: in kleinen Gruppen freitags und/oder samstags zwischen 21 und circa 1.30 Uhr unterwegs; an öffentlichen Plätzen, Discos und Veranstaltungsorten im gesamten Stadtbereich präsent.

Sie möchten eine angenehme Atmosphäre schaffen, Vertrauen aufbauen, Hilfe und Unterstützung in verschiedenen Situationen anbieten, für respektvolles Miteinander eintreten, Aggressionen und Vandalismus begrenzen und das soziale Klima verbessern. Das Team umfasst Ehrenamtliche aller Berufs- und Altersgruppen. Übrigens: Im Jahr 2009 hatten die Nachtwanderer in Öhringen 27 Einsätze mit rund 400 Stunden absolviert, im vergangenen Jahr 68 mit 720 Stunden. Bis zum Juli des vergangenen Jahres waren sie bereits 250 Mal unterwegs.

Der Kontakt kam, wie berichtet, durch Bürgermeister Klaus Mack zustande. Bei einem Gespräch mit dem früheren Öhringer OB Jochen K. Kübler, von 1978 bis 1987 Schultes in Enzklösterle, war nämlich auch das Projekt ein Thema. Das Bad Wildbader Stadtoberhaupt zeigte gleich großes Interesse.

"Ich bin ein Fan der Nachtwanderer"

Bei der Veranstaltung im Forum König-Karls-Bad gab es Infos aus erster Hand. Und zwar vom Öhringer OB Thilo Michler sowie von Irmgard Kircher-Wieland und von Günter Reustlen, die beide schon seit einigen Jahren in der Großen Kreisstadt als Nachtwanderer im Einsatz sind. Günter Reustlen, ehemaliger Polizei-Jugendsachbearbeiter und jetziger Leiter sowie Organisator der Gruppe, zufolge wurde diese Aktion einst in der norwegischen Hauptstadt aus der Taufe gehoben und zunächst von der Hansestadt Bremen nach Deutschland transferiert. Mittlerweile läuft das Projekt allein in Baden-Württemberg in etwa 20 Kommunen mit guten Erfolgen.

"Ich bin ein Fan der Nachtwanderer", bekannte OB Michler. Sie seien eine "riesengroße Bereicherung" für Öhringen. Bürgermeister Klaus Mack sah in dem Projekt eine gute Möglichkeit, Jugendlichen auf einer besonderen Ebene zu begegnen. Und auch sein Stellvertreter Jochen Borg hielt es für möglich, damit kritische Situationen bis hin zu Sachbeschädigungen zu vermeiden. "Für uns wäre das eine Entlastung", war vom Ersten Polizeihauptkommissar Martin Schaible, der mit Gerd Lehmann als einem der vier Jugend-Sachbearbeiter des Wildbader Polizeipostens zugegen war, zu hören.

Ende Februar gab es eine weitere Info-Veranstaltung der Stadt in der Goßweilerschule. Und im April wird noch mal eingeladen. Nebenbei: Beim öffentlichen Markt zum Thema "Bad Wildbad gestaltet Zukunft" am 6. April in der Trinkhalle gibt es auch einen Stand der künftigen Bad Wildbader Nachtwanderer.

Wie Hauptamtsleiter Rabsteyn gestern auf Anfrage sagte, sei Ralf Kuhnle federführend für das Projekt. Dieser sei im Bauhof beschäftigt und insbesondere in Calmbach sehr stark ehrenamtlich engagiert. Dort soll auch der Start erfolgen. Gab es doch laut Rabsteyn in diesem Stadtteil vornehmlich Probleme mit Jugendlichen. So zum Beispiel am Bahnhof und dem früheren Lindenplatz.

Nächsten Monat werden die nächsten Schritte besprochen. So müssen die künftigen Nachtwanderer an einem Rotkreuzkurs und an einem Deeskalationstraining teilnehmen. Außerdem gibt es Jacken mit einem Nachtwanderer-Logo.

Läuft alles nach Plan, dann kann voraussichtlich im Sommer begonnen werden. Wobei die Öhringer ihre Bad Wildbader Kollegen vorab zum Probe-Nachtwandern eingeladen haben.