Seine gute Vernetzung möchte Hans Wurster durch das Spielgerät im Kurpark demonstrieren. Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeisterwahl: Der 64-jährige Hans Wurster aus Simmersfeld tritt in Enzklösterle an

Erst kurz vor Bewerbungsschluss zur Bürgermeister-Wahl in Enzklösterle hat Hans Wurster seine Unterlagen abgegeben. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten verrät er, dass das dennoch – oder gerade deshalb – eine wohl überlegte Entscheidung gewesen sei.

Bad Wildbad. Bereits im November habe er von einem Gemeinderatsmitglied erfahren, dass Petra Nych bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten wird, erklärt Hans Wurster. Bevor er sich zur Bewerbung entschloss, wollte er zuerst "mit den Leuten abklären, wollen die mich überhaupt?". Also hat er zunächst viele Gespräche geführt – mit den Gemeinderäten, mit Gewerbetreibenden und Bürgern. Viel sei er auch in Gaststätten unterwegs gewesen und hätte oft einfach auch nur zugehört, was denn die Leute ihm so alles erzählten.

Dies macht er auch während des Gesprächs mit unserer Zeitung. "Was erwarten Sie denn von Ihrem Bürgermeister?", fragt er zwei Passanten. Nach kurzer Überlegung sagt einer der beiden älteren Herren: "Er muss sich um die Verwahrlosung kümmern. Jedes zweite Gebäude zerfällt." Teilweise seien die Häuser bereits "gefährlich baufällig. So kann man keinen Ort voran bringen." Bei diesem Thema ist Wurster als Leiter des Bauamts und Ortsbaumeister der Gemeinde Althengstett in seinem Element.

Wenn er gewählt werde, will er mit den Eigentümern ins Gespräch kommen, "sehr oft kommen dann auch Lösungen" ist er durch seine Berufserfahrung überzeugt. Oft könne so durch Fördermittel oder Investoren neuer Wohnraum entstehen. Wichtig sei es ihm auch, Neubaugebiete zu entwickeln. "Hier gibt es keinen einzigen Bauplatz", stellt er fest. Deshalb habe er sich bereits im Flächennutzungsplan angeschaut, wo Gebiete möglich sind und er ist sich sicher: "Möglichkeiten gibt es." Entwickeln könnte man die dann, so Wursters Idee, mit einem Erschließungsträger von außerhalb, sodass der kommunale Haushalt nicht belastet werde.

Auch die Frage nach der Zeiteinteilung wird ihm an diesem Tag nicht zum ersten Mal gestellt. Die 30 Prozent Freistellung sieht er dabei nur als einen Teil seines Aufwands für das Amt als ehrenamtlicher Bürgermeister, "der Rest ist Ehrenamt. Ich war mein ganzes Leben ehrenamtlich tätig, dieses Engagement gehört selbstverständlich dazu". Und dieses Ehrenamt will er ausfüllen, auch außerhalb der regulären Arbeitszeit, also abends und am Wochenende. Da er in Simmersfeld wohne, sei er ja in zehn Minuten im Ort, sagt er. Zudem möchte er noch mit einem weiteren Pfund wuchern – seinem Alter. Der 64-Jährige habe nun den Bescheid bekommen, dass er im Oktober 2020 in Rente gehen könne, "und dann bin ich zu 100 Prozent hier", verspricht er. Der Grund dafür sei einfach. Seine Frau müsse noch einige Jahre länger arbeiten, die erwachsenen Kinder sind aus dem Haus. Bevor er dann zu Hause den Garten umgrabe, will er sich lieber in Enzklösterle engagieren und den Ort weiter entwickeln.

Dass dies angesichts der finanziellen Situation der Gemeinde nicht leicht werden dürfte, ist ihm dabei bewusst. Deshalb ist es sein Ziel, die Verschuldung zu verringern. Eine Möglichkeit dazu sieht er im Bevölkerungszuwachs. Denn pro Einwohner gebe es Schlüsselzuweisungen. Je mehr Menschen also im Ort wohnen, desto mehr Geld steht der Gemeinde zur Verfügung. So kommt das Thema wieder auf Wohnbauentwicklung. In Althengstett habe er als Bauamtsleiter fünf Wohngebiete entwickelt und die dafür nötigen Grundstücksverhandlungen geführt.

Bei allen Gesprächen höre er immer wieder, "wir haben kein Geld", sagt Wurster. Er habe den genehmigten Haushalt für 2018 gesehen und sehe, "was dahinter steckt". Deshalb sei es für ihn eine "besondere Herausforderung, mit wenig Geld viel zu leisten". Dabei hofft er auch auf das große ehrenamtliche Engagement, das es in der Gemeinde bereits gebe, wie etwa das Projekt X oder das entwickelte Leitbild. In diesem Leitbild steckten schon so viele Ideen drin, auf die man ansetzen könne, zeigt er sich begeistert und "fasziniert".

Zusammenarbeit mit Gemeinderat, Vereinen und Tourismus

Auch deshalb sieht er als sein oberstes Projekt, so er gewählt wird, in der "sehr guten Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, den Vereinen und dem Tourismus". Wichtig sei es ihm dabei, die beiden Fraktionen – Tourismus- und Wohnfraktion – zusammen zu bringen. Neben der Entwicklung von Wohnraum möchte er auch den Tourismus fördern und vorhandene Einrichtungen erhalten. Auch wenn man wenig finanzielle Mittel hätte, müsse man doch säen, um dann auch etwas ernten zu können.

Wurster bezeichnet sich selbst als "unwahrscheinlich gut vernetzt". Und dieses, sowohl berufliche als auch ehrenamtliche, Netzwerk will er in seine Arbeit einbringen. Diese Arbeit würde er am liebsten sofort beginnen. Auch hier sieht er einen Vorteil für sich: Seit mehr als zehn Jahren ist er in der Gemeindeverwaltung tätig, davor saß er 20 Jahre in Simmersfeld im Gemeinderat. "Ich bin vom Fach und kann ohne Einarbeitung sofort loslegen", ist er überzeugt.

Sollte er gewählt werden, möchte er am langen Montag und einem zweiten Wochentag in Enzklösterle sein. Doch nun steht erst einmal der Wahlkampf an: die Infoveranstaltung am Samstagabend gehört dazu.

Außerdem will er bei Hausbesuchen seinen Flyer verteilen und mit den Leuten ins Gespräch kommen. Und so erfahren, was denn die Bewohner Enzklösterles von ihrem zukünftigen Bürgermeister erwarten.