Buntes Treiben beim Festwochenende mit Mittelaltermarkt in Bad Wildbad zum Jubiläum "650 Jahre Überfall im Wildbad", bei dem auch Seine Königliche Hoheit Friedrich Herzog von Württemberg als Ehrengast mit dabei war. Foto: Kunert

Jubiläum gefeiert. Mittelaltermarkt und Festakt. Friedrich Herzog von Württemberg Ehrengast. Mit Video

Bad Wildbad - Besser geht’s nicht: Ein ganzes Wochenende lang begleitete Kaiserwetter die Jubiläums-Feierlichkeiten zu "650 Jahre Überfall im Wildbad". Und schon bei der Öffnung des Mittelaltermarktes im Kurpark und beim Festakt auf dem Kurplatz strömten die Besuchermassen.

Wobei auch der Festakt ebenfalls bereits mehr Historien-Spektakel war als formal-steifer Gastreden-Marathon. Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack rief in knappen Worten die alte Ballade von Ludwig Uhland in Erinnerung, die im 19. Jahrhundert die Legende vom Überfall auf den Grafen Eberhard II. überall in Europa berühmt gemacht hatte. Während der Ehrengast des Tages, Seine Königliche Hoheit Friedrich Herzog von Württemberg, berühmter Nachfahre jenes Grafen Eberhards, auf das enge Band seiner Familie zu Bad Wildbad hinwies.

Wobei Herzog Friedrich mit einem echten Fauxpas für den Lacher des Tages sorgte, als er bereits im zweiten Satz seines Grußworts aus Versehen aus "Bad Wildbad" ein "Bad Urach" machte – das im vergangenem Jahr in Gegenwart der Hoheit sein 700-jähriges Bestehen feierte; deshalb wohl. Aber, ganz der souveräne "Souverän", machte der hohe Gast daraus flugs ein Kompliment "für das wirklich wunderschöne Bad Wildbad". Was die Wildbader Bürger und ihre Gäste augenblicklich wieder versöhnte. Die allesamt ohnehin viel mehr auf Feiern und Erleben eingestellt waren an diesem Wochenende als auf allzu kritischer Nabelschau.

Rund 50 Ritter stellten das Geschehen nach

So überließen die Honoratioren recht zügig den zur Bühne umgebauten Kurplatz vor der Stadtkirche den Akteuren von der Freien Ritterschaft Baden, die sich für die Nachstellung der historischen Ereignisse vom Überfall noch Unterstützung durch die Gruppe "Sgeimb Solais" (gälisch für "die Schönheit des Lichts") besorgt hatten. So dass insgesamt wohl rund 50 Ritter samt Gefolge das geschichtsträchtige Bad von Graf Eberhard (gespielt von Frank Gunkelmann) nachstellten. Das dieser dann auch tatsächlich im an diesem Tag doch nur "ziemlich warmen" Thermalwasser (es war eiskalt – was aber angesichts der Außentemperaturen "Graf Eberhard" wohl eigentlich gar nicht so unangenehm war) im Becken vor der Stadtkirche einnahm – stilecht nur noch mit einer original mittelalterlichen "Bruoch" bekleidet: einer den heutigen Boxer-Shorts nicht unähnliche historische "Unterhose".

Was dem Historien-Spiel auch eine kecke, fast frivole Komponente gab. Aber das Mittelalter, in der sich damals im Jahr 1367 der Überfall im Wildbad abgespielt haben soll, war eben auch eine recht derbe Zeit. Weshalb die späteren Angreifer aus dem Badischen, jener Wolf von Eberstein, Wolf von Wunnenstein und die Herren von Straubenhardt, auch recht rustikal zu Werke gingen, als sie ihr geplantes Attentat auf den verhassten Württemberger Fürsten vorzeitig verraten sahen. Und daher den damaligen Flecken Wildbad brandschatzten und niedermachten, weil dessen Bewohner den hohen Badegast unerreichbar nach Zavelstein auf die dortige Burg in Sicherheit gebracht hatten.

Was die Wildbader – bei aller Feierlaune sechseinhalb Jahrhunderte später – damals auch einen hohen Blutzoll mit vielen Verwundeten und Toten kostete. Zumal zudem wohl nahezu alle Gebäude des Ortes in Flammen aufgingen – was mit ein wenig Feuerzauber auf dem Kurplatz eindrücklich angestellt wurde. Aber das feige Attentat misslang bekanntlich, Graf Eberhard, der Greiner, konnte sich noch eines langen Lebens erfreuen. Und trug als "alter Haudegen" noch maßgeblich dazu bei, der Herrschaft des Hauses Württemberg zu seiner späteren, auch territorialen Größe zu verhelfen.

Zerstörung des Ortes als Chance für Neubeginn

Für Bad Wildbad aber ist der Ur-Ahn des Hauses Württemberg der wohl bis heute berühmteste "Badegast". Und seine von Ludwig Uhland zur Zeit der deutschen Romantik gesponnene Legende über das historische Geschehen bildete den Anstoß, dass die Nachfahren von Graf Eberhard den Weiler am wilden Bad noch im 19. Jahrhundert zum späteren Staatsbad ausbauten. Was sicherlich jeder "Feierei" würdig ist – weshalb Ritterhaufen und Gefolge sich auf dem Kurplatz letztlich die Zuschauer zu einem gemeinsam getanzten Rondo holten. Weil, wie es Bürgermeister Mack in seiner kurzen Festrede ausgedrückt hatte, in der Zerstörung des Ortes ja auch die Chance zum Neubeginn, zum Neuaufbau von Bad Wildbad zu neuer Größe lag. Ein Unterfangen, so Mack weiter, das ja auch ganz aktuell wieder Ziel städtischer Politik sei.

So war es denn ein recht aufgeräumter Festzug, der – angeführt von den Rittern und Gauklern – am Ende gemeinsam vom Kurplatz zum Kurpark zog, um hier das historische Geschehen weiter ausgiebig zu feiern.

Und auch Seine Königliche Hoheit Herzog Friedrich konnte man bis spät in die Nacht an einem der Schank- und Speise-Tische erleben, so ganz und gar nicht die unnahbare Hoheit, sondern volkstümlich und ziemlich gut gelaunt. Mit sichtlich viel Spaß – den auch alle anderen Besucher hatten – an dem bunten Treiben um ihn herum.