Marina Lahmann, Leiterin des Calmbacher Heimat- und Flößermuseums, versuchte sich mit Unterstützung von Stefan Bengs im Wiedendrehen. Foto: Ziegelbauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Besucher lernen in Calmbach ein altes Handwerk kennen / Modellfloß soll erweitert werden

Von Heinz Ziegelbauer

Das städtische Heimat- und Flößermuseum sowie die "Flößergilde" Calmbach haben in Calmbach den Museumstag organisiert.

Bad Wildbad-Calmbach. Gleich mehrere Stationen wurden aus diesem Anlass aufgebaut. Sie befanden sich im Heimat- und Flößermuseum an der Bergstraße, am Lindenplatz, an der Kleinenz als Wasserweg für die einstige Flößerei und auf dem Floßplatz an der Zufahrt zum Waldfreibad.

Etwa 30 interessierte Besucher aus der Region kamen ins Heimat- und Flößermuseum. Marina Lahmann, die für das Museum verantwortlich ist, und die ehrenamtliche Bereuerin Ingrid Wöllert begrüßten die Gäste.

Holz wird bis nach Holland transportiert

Wöllert befasste sich in ihrer knapp halbstündigen Führung hauptsächlich mit den Exponaten, die mit der Flößerei zusammenhängen. Zu sehen waren Geräte für den Holzhieb und die Verarbeitung in den einst zehn Calmbacher Sägewerken. Außerdem ging es um den Bau der Flöße. Dabei erfuhren die Besucher, dass das Holz aus dem Enztal bis zur Fertigstellung der Enztal-Eisenbahn mithilfe von Flößen zunächst auf der Enz bis Bietigheim, von dort in größeren Einheiten auf dem Neckar bis nach Mannheim und dann weiter auf dem Rhein bis nach Holland transportiert wurde.

Bei einem kurzen Stopp vor der evangelischen Kirche und auf dem Weg zur Wehranlage bei der Engen Brücke erfuhr die Gruppe von Marina Lahmann Interessantes über Johann Friedrich Goßweiler (1722 bis 1785). Er war Erbauer des Hauses Bergstraße 1 im Jahr 1773 sowie des Rathauses und einflussreiches Mitglied der einstigen Calwer Holzhandelscompagnie. Bei dem Vortrag durfte ein Auszug aus dem Märchen "Das kalte Herz" von Wilhelm Hauff nicht fehlen.

Am Lindenplatz besichtigten die Gäste die "Flößer Christian" genannte Metall-Skulptur des vor etwa 20 Jahren von Holzschnitzer Theo Gütermann aus Enzklösterle in Lebensgröße geschaffenen Flößers "Flaizer-Gide". Zum Schutz vor der Zerstörungswut mancher Zeitgenossen steht er seit Ende 2014 im Heimat- und Flößermuseum.

Am Wehr der Engen Brücke angelangt, berichtete Stefan Bengs, Vorstandsmitglied der "Flößergilde" und in entsprechender Kleidung von der letzten Demonstrations-Floßfahrt auf der Enz im Jahr 1992.

Auf einem Wanderweg am Fuße des Meistern entlang erreichte die Gruppe den Floßplatz, wo schon der Wiedofen angeheizt war. Stefan Bengs, Thomas Eitel, Wolfgang Grammel, Jürgen Kübler, Marco Metzler und Patrick von Pigage bereiteten sich als Mitglieder der "Flößergilde" auf das Wiedendrehen vor. Nach einer Vorführung boten sie den Besuchern an, selbst eine Wiede zu drehen. Daraufhin versuchte sich Marina Lahmann mit tatkräftiger Unterstützung von Stefan Bengs in diesem alten Handwerk.

Wie beim Wiedendrehen von Mitgliedern der Flößergilde zu erfahren war, soll voraussichtlich noch in diesem Jahr das Modellfloß um ein zusätzliches Gstör erweitert werden. Danach ist eine Überdachung des Modellfloßes zum Schutz vor Witterungseinflüssen vorgesehen. Außerdem hat die Flößergilde vor, auf ihrem Areal einen vereinseigenen Grillplatz anzulegen.