Rund 60 Interessierte hatten sich bei der Führung im Bahnhof Wildbad um Marina Lahmann (mit Notizen in der Hand) und Investor Thomas Sperr (rechts daneben) geschart. Foto: Schwarzwälder Bote

Baudenkmal: Rund 60 Interessenten bei der Führung im Rahmen des Enztalbahn-Jubiläums / Bewirteter Speisewagen auf Vorplatz

Eine der vielen Aktivitäten im Rahmen des Jubiläums der Enztalbahn war eine Führung durch Marina Lahmann von der Stadtverwaltung zusammen mit Hauseigentümer und Investor Thomas Sperr um und durch den Bahnhof.

Von Hans Schabert

Bad Wildbad. 60 Interessierte erfuhren, was vorgesehen ist sowie, dass die Herrichtung der Räume – die beantragte Genehmigung vorausgesetzt – im Herbst starten soll.

Über das bisher Bekannte hinaus, beispielsweise dass ein Café und weiterer Gastronomiebetrieb entstehen sollen (wir berichteten), war manch Neues zu erfahren und in großen, bunten Schautafeln dargestellt. Für einen gastronomischen Betrieb will Sperr den Wartesaal im Mittelbau instand setzen. Die ehemalige überdachte Durchfahrt soll einbezogen und nach Außen verglast werden. Fürs ganze Haus, möchte der Bauherr den ursprünglichen Charakter soweit irgend möglich erhalten.

Neuer Platz für Kiosk

Die vor allem für den württembergischen König und hohe Gäste – heute würde man sagen VIPs – dienenden einstigen Empfangsräume im Südflügel hinter dem Kiosk sollen samt diesem mit ihren Stuckdecken und der geplanten Wiederherstellung der ursprünglichen Beläge an Wänden und Böden Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre bieten. Der bestehende Kiosk soll im Norden einen neuen Platz bekommen. Daneben sind auf der Freifläche neue Parkplätze geplant.

Eine Gartenwirtschaft ist um das ehemalige Toilettengebäude geplant. Unterhalb der bestehen bleibenden Mammutbäume auf dem Vorplatz soll die Aufstellung von einem bewirteten Speisewagen aus dem Jahr 1920 ein besonderes Zeichen setzen. Dies und manch anderes gelte allerdings noch unter Vorbehalt, schränkte Sperr ein, denn die Genehmigung der Stadt – mit deren Verwaltung wirklich gut zusammenzuarbeiten sei – stehe noch aus. Aber mit dem Museum, in dem das ehemalige Schienenrestaurant bisher steht, sei der mögliche Ankauf geklärt. "Das ist eine super Idee", meinte einer der Betrachter der Bild-Simulation.

Auch wenn das Handwerk momentan recht gut ausgelastet ist, hofft Sperr, dass er das Vorhaben bis um das Jahresende 2019 fertigstellen kann, wie er auf eine Frage aus dem Teilnehmerkreis erläuterte. Der Denkmalschutz begleitet das Ganze, und der Bauherr kennt sich in der Materie aus. Vor allem im Stuttgarter Raum habe er seit den 1980er-Jahren einige ähnliche Projekte abgewickelt, wie er erläuterte. Wichtig ist ihm auch, dass er vom Energieaufwand her mit seinem Wildbader Schmuckstück ein "Effizienzhaus 100" erreichen kann – ohne Abstriche wie sie teils für Denkmale zulässig sind.

Es sei ein Glück, das der 1870 – zwei Jahre nach Aufnahme des Bahnbetriebs – fertiggestellte Bahnhof in den fast anderthalb Jahrhunderten praktisch unverändert geblieben sei, hob Marina Lahmann hervor. Sie ging kurz auf die Eisenbahngeschichte ein.

In England 1825 als Kohle-Transportbahn, in Deutschland 1835 zwischen Nürnberg und Fürth und zehn Jahre später in Württemberg von Ludwigsburg über Stuttgart nach Esslingen seien die ersten Eisenbahnen gefahren, erläuterte Marina Lahmann.

Bald danach, noch vor 1850 habe es erste Bemühungen des Königreichs Württemberg und Bestrebungen Wildbads in einer Denkschrift gegeben, die Enztalbahn zu bauen.

Vor allem des Holztransports wegen wurde das Vorhaben als sinnvoll und wünschenswert eingestuft und von 1865 bis 1868 ausgeführt. Man könne so jährlich 500 Flöße sparen und rechne mit 24 000 Nutzern lauteten Begründungen.

Offensichtlich war auch dem König der Schienenstrang zu seinem Staatsbad wichtig: Schon zwei Tage nach der Inbetriebnahme reiste er mit der neuen Bahn an.