Vorabinformation: Einige Stadträte informierten sich in Tirol über die highline179, die längste Hängeseilbrücke der Welt im Tibet Style. Bürgermeister Alois Oberer (rechts) aus Reutte empfing die Gruppe aus dem Schwarzwald. Neben ihm steht Bürgermeister Klaus Mack. Foto: Stadt

Gemeinderäte informieren sich über Highline 179 in Tirol. Projekt große Chance für Stadt. Mit Kommentar

Bad Wildbad/Reutte - Einige Bad Wildbader Stadträte haben sich mit Bürgermeister Klaus Mack über die Hängeseilbrücke Highline 179 in Reutte/Tirol informiert.

Ein fast baugleiches Projekt wird auf dem Bad Wildbader Sommerberg entstehen. Von Interesse waren daher für die Besucher die Wegeführung zur Brücke, das gastronomische Umfeld und die Auswirkungen auf den Einzelhandel der Stadt. Der Projektleiter der Firma Eberhardt, Roland Haag, reiste ebenfalls nach Österreich, um mit den Stadträten die Ausgestaltung der Einrichtung in Bad Wildbad anhand der technischen Gegebenheiten in Tirol zu besprechen.

Bürgermeister Alois Oberer empfing die Delegation aus dem Schwarzwald und führte sie auf die Höhe der Burgruine Ehrenberg. Der steile Aufstieg erforderte zwar etwas Anstrengung, doch mit Informationen am Wegesrand ist die Tour interessant gestaltet.

Man war sich schnell einig, dass die Anbindung in Bad Wildbad aus zwei Gründen punkten kann: Zum einen wird der Wanderweg vom Sportplatz aus zwar länger, aber nicht so anstrengend sein. Zum anderen besteht mit der Bergbahn eine bequeme Möglichkeit, die Brücke auch auf anderem Wege zu erreichen.

Einmaliges Erlebnis erfordert Mut

Oben angekommen wagte sich die Gruppe auf die leicht schwankende Hängebrücke. Die Highline 179 überspannt mit ihren 406 Metern das Tal und führt über die Fernpass-Bundesstraße B 179. Ein einmaliges Erlebnis, das Mut erfordert, schaut man doch durch die Gitterroste der Brücke direkt 114 Meter in die Tiefe.

Mit einer Sondererlaubnis konnte Stadtrat Jürgen Schrumpf mit dem Auto bis zur Höhe gefahren werden, um die Brücke problemlos mit dem Rollstuhl zu befahren. Auch dies war eine wichtige Erkenntnis, spielt doch die Barrierefreiheit aller Einrichtungen in Bad Wildbad eine große Rolle.

Reuttes Bürgermeister Oberer berichtete, dass man aufgrund des großen Besucherandrangs am Einstieg der Brücke ein Informationszentrum mit Toiletten errichten werde.

In Bad Wildbad sollen von Anfang an Toiletten am Einstieg vorgesehen werden. Das hatte die Stadt dem Investor zur Bedingung gemacht.

Der Parkplatz war an diesem sonnigen Samstagnachmittag mit knapp 100 Fahrzeugen belegt, die Brücke gut besucht. Überträgt man diese Größenordnung in Tirol auf Bad Wildbad, scheint das geplante Parkkonzept realistisch zu sein.

Auf dem Areal befinden sind neben der Hängeseilbrücke allerdings auch eine große Gastronomie und die Burgenwelt Ehrenberg.

Die gesamte Anlage wird durch einen Verein betrieben, hinter dem unter anderem die Marktgemeinde Reutte steht. Neben einem großen Veranstaltungssaal sind weitere Erlebnis-Ausstellungen angesiedelt.

Vom gastronomischen Angebot beeindruckt

"Der letzte Wilde" lautet dann auch die Ausstellung des Naturparks Tiroler Lech, die die Delegation aus dem Schwarzwald besuchte. Finanziert mit Mitteln des Naturparks ergänzt sie einen Verkaufs-Shop. Die Idee, in der Bergstation des Sommerbergs einen Infobereich über die Region zu schaffen, wäre eine ähnliche Lösung für den Schwarzwald.

Beeindruckt waren die Schwarzwälder vom Restaurant Salzstadl, der große Gruppen mit einem hervorragenden gastronomischen Angebot versorgt. Der Salzstadl ist tatsächlich eine alte Salz-Lagerhalle aus Holz, die eigens in die Burgenwelt nach Reutte transportiert und dort wieder aufgebaut wurde.

Auch Reuttes Kommunalpolitik war ein Thema. Bürgermeister Oberer begrüßte die Stadträte aus dem Schwarzwald in seinem 500 Jahre alten Rathaus. Trotz einiger Entfernung profitiere die Innenstadt Reuttes von der touristischen Einrichtung der Brücke, so der Bürgermeister. Mit einem Leerstandsmanagement und Mietzuschüssen für leer stehende Läden befördere man die Entwicklung. So konnte man die Belegung der Läden von 80 auf 90 Prozent steigern.

Oberer bestätigte aber auch, dass er größere Flächen für Einzelhandels-Investitionen bereitstellen könne, was in Bad Wildbad schwierig ist. Man diskutiere gerade, ob man eine Einkaufsstraße zur Fußgängerzone erklären solle. Diese Diskussion kam den Vertretern aus dem Schwarzwald dann doch sehr bekannt vor, steht man in Bad Wildbad doch vor einer ähnlichen Entscheidung, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.

Die Bad Wildbader Stadträte waren sich nach dieser Reise einig: Die Hängeseilbrücke wird ein besonderes Projekt für die Stadt. Die touristische Entwicklung wird weiter befördert.

Alle Akteure Bad Wildbads sollen die Chancen zu nutzen: Nur wenn das Angebot den Zielgruppen entspricht, kann eine Wertschöpfung aus den neuen Besuchern generiert werden.

Am Samstag, 29. Juli, ist eine öffentliche Wanderung vom Sportplatz zum Standort der neuen Brücke geplant. Projektleiter Roland Haag erläutert vor Ort dieses Vorhaben. Treffpunkt ist am Sportplatz in Wildbad. Anmeldungen sind bis Donnerstag, 27. Juli, bei der Verwaltung unter der Telefonnummer 07081/93 01 16 oder unter der E-Mail-Adresse n.bauer@bad-wildbad.de möglich.

KOMMENTAR: Konzept gefragt

von Wolfgang Krokauer

Bad Wildbad hat sehr unter den Gesundheitsreformen gelitten. Als die Übernachtungszahlen wegbrachen, fiel die Stadt in eine Art Agonie. Jetzt blicken die Verantwortlichen wieder zuversichtlich in die Zukunft. Neben dem 2014 eröffneten Baumwipfelpfad soll die Kurstadt jetzt auch eine Hängebrücke bekommen. Wenn alles gut geht, wird sie genauso ein Besuchermagnet wie der Baumwipfelpfad. Doch dann muss sich die Stadt ernsthaft Gedanken, wo all die Autos parken sollen. Schon jetzt steht Bad Wildbad an schönen Wochenenden kurz vor dem Kollaps. Wenn dann noch einige Baustellen hinzukommen – wie jüngst geschehen – ist das Chaos programmiert. Deshalb ist ein schlüssiges Konzept genauso nötig, wie die eine oder andere Attraktion selbst. Sonst fahren die Besucher wieder verärgert ab und kommen dann nicht mehr.