Schäfer Gernot Fröschle glaubt nicht, dass die Zuschüsse ausreichen. Foto: Mutschler

Bad Wildbad wird erstes Wolfsgebiet - für Tierhalter Segen und Fluch. Zuschüsse reichen laut Schäfer nicht.

Bad Wildbad - Schon seit längerer Zeit hat es sich ein Wolfsrüde im Nordschwarzwald bequem gemacht. Die Angst geht um, vor allem bei den Schäfern. In der Nacht auf den 30. April wird aus Angst bittere Realität. "GW 852m", wie der Wolf in den Akten heißt, richtete auf einer Weide bei Bad Wildbad ein Blutbad an. 44 Schafe von Gernot Fröschle werden getötet.

Bad Wildbad wird nun zum ersten Wolfsgebiet (offizieller Name: "Förderkulisse Wolfprävention") im Südwesten. Für die Halter von Schafen und Ziegen ist das Segen und Fluch zugleich. Zwar bekommen sie vom Land 90 Prozent der Kosten für Schutzzäune bezahlt, haben aber keinen Anspruch auf Entschädigung für gerissene Tiere, wenn sie diese nicht ausreichend schützen. Schäfer Fröschle nennt die geplanten Fördermittel einen "Sparwitz". Er beklagt: "Wir kriegen Zuschüsse, aber die reichen nicht aus."

Ob es mit Zäunen allein getan ist, bezweifelt derweil Wildtierbiologe und Wolfsexperte Peter Sürth. Von 1996 bis 2003 untersuchte er für die Wildbiologische Gesellschaft München und das "Carpathian Large Carnivore Project (CLCP)" in Rumänien das Verhalten der Wölfe, Bären und Luchse. Seine Aufgabe war die Erforschung der großen Beutegreifer Wolf, Braunbär und des Eurasischen Luchses sowie deren Anpassungsverhalten an intensiv genutzte Kulturlandschaften. "Die Systeme, wie wir unsere Weidetiere halten, sind nicht angelegt auf Angriffe von außen", sagt Sürth. Deshalb müsse der Schutz "neu durchdacht und geändert" werden.

Dennoch werde der Wolf ein Faktor sein, "den man einkalkulieren muss, wenn man Weidetiere verliert". Es werde dauerhafte und erhebliche Konflikte geben. Die Weidetierhalter bräuchten jemand, "der weiß, wie der Wolf tickt". Daran müsse man im Team arbeiten.

"Aber so eine Beratungsstelle haben wir nicht, obwohl wir seit 10 bis 15 Jahren wissen, dass der Wolf kommt", sagt Sürth weiter. "Wir werden in ein paar Jahren ein Wolfsrudel haben. Daran müssen wir uns gewöhnen", ist er sich sicher.

Auch wenn sie statistisch nicht belegbar sei, müsse man die Angst vor dem Wolf ernst nehmen. Aber in ein paar Jahren oder Jahrzehnten werde sich die Angst normalisieren. Der Wolf bringe eine Menge Veränderungen mit sich, aber das heiße nicht, dass etwa der Tourismus sterben werde, meint der Experte.