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Stefanie Dickgiesser wechselt "aus freien Stücken" nach Bad Wildbad

Es war eine handfeste Überraschung – auch ein Coup: Zum 1. November wechselt Stefanie Dickgiesser, die bisherige Chefin der Touristik und Kur in Schömberg, nach Bad Wildbad, wo sie die Geschäftsführung der Touristik Bad Wildbad GmbH übernehmen wird.

Bad Wildbad/Schömberg. Für die 34-Jährige ein respektabler beruflicher Aufstieg. Bisher war sie Abteilungsleiterin (mit acht Mitarbeitern) und in nahezu jeder Entscheidung weisungsgebunden. Künftig als Geschäftsführerin (mit 25 Mitarbeitern) erwartet sie einerseits deutlich mehr Verantwortung – denn Dickgiesser wird neben Bad Wildbad in Personalunion auch die Gemeinden Enzklösterle und Höfen im Tourismus mit vertreten sowie auch der Kurgärtnerei und dem städtischen Veranstaltungs-Management vorstehen.

Aber auch mehr "direkte Gestaltungsmöglichkeiten" erhofft sich Dickgiesser im neuen Job, um im Bereich Marketing, touristischer Entwicklung und Personalmanagement verstärkt eigene Akzente setzen zu können. Dickgiesser hat einst Betriebswirtschaft studiert, Schwerpunkt Touristik. Vor Schömberg war sie mehrere Jahre Referentin für Fortbildung und Medien beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Doch die Touristik war immer ihr eigentliches Ziel. Ihr Auslandsjahr im Studium absolvierte Dickgiesser im englischen Newcastle, wo sie an der dortigen Partner-Uni ihrer Stuttgarter Hochschule auch den Bachelor machte.

"Ich wäre dumm gewesen, wenn ich es nicht gemacht hätte", kommentiert Dickgiesser denn auch folgerichtig ihre Bewerbung in Bad Wildbad. Natürlich kennt sie die seit Bekanntwerden heftig brodelnde Gerüchteküche in Schömberg und dem ganzen Nordschwarzwald – und stellt dazu zwei Dinge klar: "Ich verlasse nicht Schömberg – sondern ich gehe nach Bad Wildbad." Das sei ein feiner, aber für sie sehr wichtiger Unterschied. Außerdem "wurde ich nicht von Bad Wildbad in Schömberg abgeworben", stellt sie entsprechende Vermutungen klar. Ihre Bewerbung sei von ihr ausgegangen "und aus absolut freien Stücken erfolgt".

Dass sie letztlich aus einem "enorm starken Bewerberfeld" mit 22 Kandidaten erst den Zuschlag vom Aufsichtsrat der Touristik Bad Wildbad GmbH, dann auch vom Gemeinderat erhalten habe (wir berichteten), belege, wie richtig diese Entscheidung gewesen sei. Die Nachricht von der erfolgreichen Bewerbung habe sie per E-Mail ausgerechnet während des Geburtstags ihres Vaters erreicht, "da war ich sowieso in Feierlaune." Sie habe sich "tierisch gefreut". Gehofft habe sie schon, sich im Bewerberfeld durchsetzen zu können. "Aber wirklich damit gerechnet habe ich eigentlich nicht."

Jetzt möchte sie vor allem nach vorne blicken – sich vorbereiten auf die neuen Aufgaben in Bad Wildbad. Doch ein bisschen Blick zurück muss sein: "Ich hoffe auf Verständnis in Schömberg für meinen Schritt", sagt Dickgiesser schließlich. Sie sagt auch, dass sie seit der Bestätigung, dass sie die Bewerbung in Bad Wildbad gewonnen habe, nicht wirklich viel geschlafen habe: viel Aufregung, aber auch viele Gedanken, die sie sich mache. Würde Sie den Eindruck bestätigen, den man als Beobachter ihrer Arbeit in den letzten knapp zwei Jahren haben konnte, dass Sie bisher irgendwie "mit angezogener Handbremse" im Job gefahren sei? Dickgiesser formuliert es lieber so: "Ich hoffe, mich mit meinen neuen Aufgaben so entfalten zu können, wie ich es mir immer gewünscht habe."

Also lieber der Blick nach vorne als zurück. In Schömberg selbst lässt Bürgermeister Matthias Leyn verkünden, dass er das Thema Dickgiesser "zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren" wolle. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Schömberger Gemeinderat, Joachim Zillinger, wird ebenfalls mit dem Hinweis zitiert, er werde sich zur "Causa Mack – Dickgiesser" nicht äußern. Darauf habe er sich mit seinen Kollegen von der UWV und der SPD geeinigt. Auch Christoph Eck, der Vorsitzende des Vereins "Tourismus, Handel, Gewerbe" (THG) bleibt einsilbig: Kein Kommentar auch von ihm. So klingt kein Scheiden im Guten.

Tatsächlich bestätigt Stefanie Dickgiesser, dass sie mit Bekanntwerden ihres Weggangs aus Schömberg dort mit sofortiger Wirkung von allen ihren Aufgaben freigestellt worden sei. Sie habe jetzt also reichlich Zeit, die sie nutze, um sich auf ihre neuen Aufgaben vorzubereiten. Auch ein paar Tage Urlaub plane sie noch, eine Städtereise nach Lissabon. Kraft tanken, den Kopf frei bekommen für die ab November anstehenden, enormen Herausforderungen. Aber genau da wiederum ist Dickgiesser als ausgewiesene Tourismus-Expertin sehr guter Dinge. Zur für sie ja erfolgreichen Bewerbung habe auch eine Präsentation von Ideen und Visionen für Bad Wildbad gehört, die bei den Entscheidern dort auf sehr positive Resonanz gestoßen sei.

Was genau da zu erwarten sei? Dickgiesser möchte noch nicht zu viele Erwartungen wecken, setzt im Interview nur die bekannten Stichworte Staatsbad, Sommerberg, Einzelhandelsbelebung, Investorensuche – für genau die sie eigene Ideen mitbringe. Allein zum Thema Rossini wagt sie ein bisschen mehr zu erzählen, ohne aber auch hier natürlich bereits ins Detail zu gehen: "Das Rossini-Festival ist wirklich ein super Highlight für Bad Wildbad. Mein Wunsch wäre hier, Möglichkeiten zu schaffen, um breitere Zielgruppen für diese ganz außergewöhnliche Musik und Kunst zu begeistern."

Und sonst? Vielleicht ein kleines "Trostpflaster" für Schömberg, das irgendwie den Eindruck vermittelt, über den plötzlichen Verlust der bisherigen Tourismus-Chefin ordentlich zu schmollen: "Bad Wildbad ist ganz sicher die zentrale, herausragende Destination im Nordschwarzwald", so Dickgiessers Einschätzung. Touristik-Werbung für Bad Wildbad zu machen, bedeute aber immer auch – gerade im Netzwerk und Zusammenwirken mit der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald – dass alle anderen Kommunen der Region davon automatisch mit profitierten. Ein kleines bisschen werde sie daher also immer auch irgendwie für Schömberg tätig bleiben.