Der Baumwipfelpfad ist Schauplatz der Caïn-Uraufführung Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Nach Rossinis Petite messe solennelle erklingt auch Neue Musik in Bad Wildbad / Caïn von Francesco Carluccio

Wie fast jedes Jahr wird auch der zeitgenössischen Musik ein gewisser Raum bei Rossini in Wildbad gewidmet. Dazu gehörte Adriana Hölszkys Porträtkonzert 2014 oder die umjubelte Wolfgang Rihm-Uraufführung von Colonos 2008.

Bad Wildbad. 2018 gibt es auch ein eigens für Wildbad komponiertes Stück des italienischen Komponisten Francesco Carluccio: Im Anschluss an die Aufführung der Petite messe solennelle am 24. Juli wird sein Werk Caïn gespielt. Es basiert auf einem Kapitel aus Gérard de Nervals Orientreise, der Abstieg in die Hölle von Adoniram, dem Architekten, der auf Geheiß Solimans (Salomon) den Tempel in Jerusalem erbaut hat, dessen repräsentatives Bronze-Becken im Zentrum eines Unglück steht. Er wird bei seinem Abstieg in Visionen mit seinem Urahnen Tubal-Kain (Abel) konfrontiert und schließlich auch mit Kain selbst.

Es handelt sich um eine Oratoriums-Szene, denn der gestisch-theatralische Aspekt ist in dieser Komposition grundlegend, in nahezu der selben Besetzung wie die Petite messe solennelle. Das Thema ist jedoch nicht geistlicher Natur und könnte flüchtig betrachtet sogar als Sakrileg verstanden werden.

In biblischer Tradition

Die Figuren wurzeln in der biblischen Tradition, werden von Nerval jedoch frei bearbeitet, wie sie ihm von den türkischen Improvisatoren und Bänkelsängern in den Istanbuler Cafés abends erzählt wurden, die über diesen Themen improvisierten, sie veränderten und variierten und schließlich mit orientalischen Traditionen vermischten. Carluccios besonderes Interesse in diesem Stück ist es, die Archetypen der gesanglichen Ausdrucksformen zu erforschen, in diesem Fall in Anlehnung an das französische Theater-Idiom.

Die Uraufführung findet zusammen mit der Petite messe solennelle am 24. Juli ab 20 Uhr auf dem Turm des Baumwipfelpfades statt. Es singen Silvia Dalla Benetta (Sopran), Mert Süngü (Tenor), Marina Comparato (Mezzo) und Matija Meić (Bassbariton). Die musikalische Leitung des Abends hat Antonino Fogliani inne.