Heiko Stieringer (von links), Carsten Dachner, Thomas Braune und der zweite Bürgermeister-Stellvertreter Hartmut Koch bei der Kandidatenvorstellung. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeisterwahlkampf: Kandidatenvorstellung bleibt fair und ausgeglichen / Friedhild Miller nicht dabei

Es hatte ein bisschen was von "Höfen sucht den Super-Bürgermeister" – die Kandidatenvorstellung zur anstehenden Bürgermeister-Wahl im Ort. Eine knackevolle Gemeindehalle, ein straffes Reglement und eine spürbare knisternde Spannung in der Luft.

Höfen. "Ja, der Pulsschlag in Höfen steigt schon spürbar", sagte auch Noch-Schultes Holger Buchelt, der bekanntlich zum 31. Juli dieses Jahres aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurücktreten wird, kurz vor dem Schaulaufen seiner Nachfolge-Anwärter. Buchelt selbst, formal von Amtswegen der offizielle Wahlleiter bei dieser Bürgermeister-Wahl, überließ "die große Show" diesmal aber seinem zweiten Bürgermeister-Stellvertreter, Hartmut Koch, der die Moderation des Abend launig und souverän über die Bühne brachte.

Allerdings musste Koch den Präsentations- und Frage-Reigen mit einer Enttäuschung beginnen: die neben den drei männlichen Kandidaten einzige Frau im Bewerberfeld um den Bürgermeister-Posten in Höfen, Friedhild "Fridi" Miller, ließ sich wegen "Termin-Kollisionen" entschuldigen. Dabei hätte die ehemalige "Wer wird Millionär"-Kandidatin sicher für ordentlich Glamour in den Höfener Gemeindehalle sorgen können. So blieben die Männer im Starterfeld, Thomas Braune, Carsten Dachner und Heiko Stieringer, unter sich. Wobei man gemäß Zuschauerreaktionen von einem durchaus "offenen Rennen" sprechen kann: Alle Kandidaten kommen aus Höfen, haben einen persönlichen Bezug im Ort. Wobei Thomas Braune als amtierender erster Bürgermeister-Stellvertreter und mit 14 Jahren Gemeinderats-Erfahrung in Höfen vielleicht einen leichten Platzvorteil genießt.

Aber ausgerechnet an diesem Abend ist Braune mit einer Erkältung etwas angeschlagen, verzettelt sich als einziger Redner mit den zehn Minuten Rede-Zeit, die jeder Kandidat von Moderator Hartmut Koch zugewiesen bekommt. Abrupt muss Braune seinen Vortrag abbrechen, als der Gong (von Kochs Smartphone) erklingt. Aber die für Höfen in diesem Wahlkampf wesentlichen Themen hat er vorgeben können: der Neubau der Gemeindehalle, die Schaffung von Angeboten für seniorengerechtes Wohnen im Ortszentrum und der Sonnen-Kreisel werden immer wieder angesprochen – von den Kandidaten, aber auch in den Fragen der Bürger. Die die Chance nutzen nachzuhaken: Was wäre mit den Bäumen am Kurpark, wenn der Kreisel käme? Gäb’s wieder "’ne krasse Vollsperrung", wenn man den Kreisel bauen würde? Was passiert mit der alten Gemeindehalle, wenn die neue kommt? Wo soll eine solche Seniorenresidenz denn hin, wo es doch kaum Platz für Neubauten im Ort gebe?

Unterschiede liegen nur in Nuancen

Die Unterschiede in den Antworten und Statements der drei Kandidaten liegen in Nuancen. Der Abriss der alten Gemeindehalle ist eigentlich vom Gemeinderat bereits beschlossen, das direkt angrenzende Haus des Gastes aber soll erhalten bleiben. Allein Kandidat Dachner sähe vielleicht eine Möglichkeit, die alte Gemeindehalle noch zu vermarkten, um Abrisskosten zu sparen und vielleicht sogar Einnahmen mit dem alten Bau zu erzielen. Auch gegen den Kreisel an der Hauptstraße ist Dachner – weil die Genehmigungs- und Förder-Behörden den nicht unterstützen. Er erläutert seine Idee einer Bedarfsampelanlage mit "Schleife" (gemeint ist eine Wartespur in der Liebenzeller Straße). Was alle Kandidaten begreifen: die angrenzenden Bäume am Kurpark sind den Höfenern ein "heiliger Gral" - die dürfen durch keinen Kreisel oder sonstige Lösung angetastet werden.

Heiko Stieringer vertraut derweil seinem Verhandlungsgeschick, dass er als Bürgermeister die zuständigen Förder-Gremien vom Kreisel für Höfen doch noch überzeugen könnte – damit die den Bärenanteil der Kosten übernehmen würden. Stieringer hatte in seinem Vortrag gegenüber den Mitbewerbern gepunktet, weil er berichten konnte, dass er in seinem Wahlkampf zum Beispiel alle wesentlichen Unternehmen/Arbeitgeber im Ort besucht habe – als einziger Kandidat. Er geht also tatsächlich auf Leute zu, klopft an Türen, frönt der zwischenmenschlichen Diplomatie.

Was auffällt: Als einziger der drei Kandidaten erntet Stieringer nach seinem (achtminütigen) Vortrag direkt so gut wie keine Fragen des Publikums. Nur, wie er das mit dem speziellen Verwaltungswissen machen wolle, fragt ihn einer, der das alle Kandidaten fragt – denn keiner der Bewerber ist "Verwaltungsfachwirt", was eigentlich erst jemand zum Bürgermeister prädestiniere. Aber es gibt ja die Crash-Kurse dafür der Schule für Verwaltung in Kehl. Aber ob die drei Herren dort in zwei, drei Tagen lernen, was sonst ein komplettes Studium ausmacht, muss jeder im Publikum selbst für sich entscheiden.

Amtsinhaber Buchelt macht am Rande der Kandidaten-Show keinen Hehl daraus, dass er ein bisschen enttäuscht ist, dass sich kein "echter Verwaltungsfachwirt" um seine Nachfolge beworben hat. "Für den Nachwuchs ist der Job wohl nicht mehr attraktiv genug", vermutet er. Aber er verspricht seinem Nachfolger, egal wer es sein würde, sich aus dessen Amtsführung "komplett rauszuhalten". So habe das sein Vorgänger auch mit ihm gehandhabt. "Das war ein Segen für mich", denn das Höfener Rathaus "verträgt nur einen Bürgermeister".

Sein Favorit für die Wahl am Sonntag? Natürlich gibt Buchelt auf diese Frage keine Antwort. Und Prognosen kann man nach dem Schaulaufen der Kandidaten irgendwie auch nicht abgeben: der Applaus der Höfener war fair verteilt, und die Sympathien für die einzelnen Bewerber irgendwie auch. Was aber die Spannung in Höfen nur eben noch weiter steigert.