Fußball: FV Wildbad macht in der ersten Kreisliga-Saison seiner Vereinsgeschichte vor allem in der Offensive eine gute Figur

107 Jahre lang musste der FV Wildbad auf diese Saison warten: Zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte spielen die Kurstädter in der Kreisliga – und sorgen dort bisweilen vor allem in der Offensive für Furore. Mit der Platzierung ist der Verein jedoch noch nicht zufrieden.

Die vergangene Saison in der Kreisklasse A war für den FV Wildbad vor allem eines: eine Machtdemonstration. Satte 120 Tore hatte die Kurstadt-Offensive erzielt und das Team von Trainer Erdogan Aksoy mit vier Punkten Vorsprung auf den TSV Wimsheim in die Kreisliga Pforzheim geballert. Allein 40 Treffer gingen auf das Konto von Waldemar Schmidt. Weitere 13 Treffer steuerte Tim Reule bei, der zu Saisonbeginn mit einem Schlüsselbeinbruch ausgefallen war, dann aber wieder in die Spur fand.

Das Duo lehrt nun auch eine Etage höher der Konkurrenz das Fürchten: Schmidt hat in acht Spielen bereits sechs Tore erzielt, Reule führt mit acht Treffern die Torschützenliste der Kreisliga an. Für Patrick Metzler vom Spielausschuss des FV Wildbad ist das keine Überraschung: "Wenn einer in der A-Klasse 40 Tore macht, dann trifft der auch in der Kreisliga. Die Offensive ist unser Eckpfeiler." Die Tore fallen beim FV Wildbad allerdings nicht nur vorne, sondern auch hinten: Mit 23 Gegentreffern stellt die Aksoy-Truppe die löchrigste Defensive der Kreisliga. Metzler ist sich jedoch sicher: "Wir werden wieder stabiler stehen."

Härtere Gangart

Die Wildbader Defensiv-Schwäche kommt nicht unbedingt überraschend, sondern ist Resultat der neuen Umgebung. In der Kreisliga hat der FVW in seiner Vereinsgeschichte noch nie gespielt. Vor allem an eines musste sich die Mannschaft daher erst gewöhnen: "In dieser Liga geht es körperlich doch ganz anders zur Sache", stellt Metzler fest. Konsequenz: mehr Verletzungen und mehr Blessuren, die im Lauf der Woche nicht immer auskuriert werden können. Mit drei Siegen und fünf Niederlagen steht der FV Wildbad momentan auf dem elften Tabellenplatz. "Natürlich hatten wir uns einen besseren Saisonstart erhofft, hatten aber auch ein schweres Auftaktprogramm", betont Metzler. Gegen Germania Union Türkspor Pforzheim (3:6) und den SV Büchenbronn (1:2) setzte es zwei Auftaktniederlagen, ehe gegen Mitaufsteiger Wimsheim (3:1) der erste Saisonsieg folgte. Gegen die SpVgg Conweiler/Schwann schoben die Kurstädter einen 5:2-Sieg hinterher. Die wieder aufkommende Euphorie wurde jedoch mit Niederlagen gegen den 1. FC Bauschlott (0:1), Fatihspor Pforzheim (2:4) und Germania Singen (1:5) jäh gestoppt. Zuletzt konnte der FV mit einem 2:1-Sieg beim TSV Wurmberg/Neubärental die Abstiegsränge verlassen.

Verein setzt auf Nachwuchs

Die härtere Gangart in der Kreisliga bekam unter anderem der vielversprechende Neuzugang Jens Störner zu spüren, der vom SV Langensteinbach (Landesliga Mittelbaden) nach Bad Wildbad gewechselt war. Er fiel vor drei Wochen mit einer Muskelverletzung aus, hat inzwischen aber zumindest das Lauftraining wieder aufnehmen können. Trainer Aksoy war somit gezwungen, drei junge Perspektivspieler aus der zweiten Mannschaft in den Kader zu integrieren: Petrit Musliu, Moritz Richter und Torwart Dominik Ott. "Die haben ihre Sache sehr gut gemacht", lobt Metzler. Im Lauf der Saison wolle man nun weitere Eigengewächse peu à peu an den Kreisliga-Kader heranführen. Stark entwickelt habe sich laut Metzler auch Alen Sakonjic, der die Kapitänsbinde von Peter Kiefer übernommen hat, der in der Sommerpause zum ASV Arnbach (Kreisklasse C) gewechselt war. Selbstbewusst zieht Sakonjic als Mittelfeldmotor die Fäden im Wildbader Spiel nach vorne.

Ausgeglichene Liga

Für Metzler steht fest: Auf Platz elf wird der FV Wildbad die Saison nicht beenden. "Wir wollen auf keinen Fall im Tabellenkeller versumpfen, sondern ins Mittelfeld aufrücken", sagt der Chef des Spielausschusses und fügt hinzu: "Das trauen wir uns zu, weil wir eine spielerisch starke Mannschaft haben." Natürlich: Man müsse sich erst einmal darauf einstellen, nun nicht mehr von Sieg zu Sieg zu eilen, wie das noch in der vergangenen Saison der Fall war. Metzler: "Letztes Jahr sind wir von der Euphorie getragen worden, vor allem in der Rückrunde. Jetzt in der Kreisliga lässt sich das aber nicht mehr so einfach kompensieren, wenn ein, zwei Spieler nicht voll auf der Höhe sind. Das haben wir den Jungs aber auch klar gemacht." Gerade zuletzt beim 2:1-Sieg beim TSV Wurmberg/Neubärental habe die Mannschaft jedoch gezeigt, dass sie dieses Prinzip verstanden hat – auch weil sie körperlich besser dagegengehalten hat. "Mit Härte kann man in dieser Liga etwas erreichen", betont Metzler und unterstreicht: "In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Das hat man zuletzt gesehen, als der Tabellenvorletzte Langenalb den Spitzenreiter Bauschlott geschlagen hat. Die Kreisliga ist viel ausgeglichener als die A-Klasse."

Euphorie im Umfeld

Für den FV Wildbad ist die Marschrichtung damit klar: Siege einfahren und wieder eine Euphoriewelle erzeugen. Im Umfeld des Vereins schwappt die noch immer: Neue Sponsoren konnten in der Sommerpause gewonnen werden, dazu kommen nun 20 bis 30 Zuschauer mehr zu den Heimspielen. "Da sind auch Gesichter dabei, die man schon eine Weile nicht mehr auf dem Sportplatz gesehen hat", freut sich Metzler. Es ist also auch in der Hinsicht eine historische Saison.