Guido Wolf (links) geht voraus: Der Tourismusminister besucht den Baumwipfelpfad in Bad Wildbad. Foto: Mutschler

Tuttlinger stellt in Stadt Imagekampagne für Tourismus in Aussicht. Urlaub soll im Ländle verbracht werden.

Bad Wildbad/Berlin - "Die Schifffahrt auf dem Bodensee und anderswo, Speisewirtschaften und Freizeiteinrichtungen unter freiem Himmel dürfen wieder öffen. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen Sehnsucht haben, das Angebot anzunehmen", sagt Guido Wolf (CDU). Der Tuttlinger ist nach Bad Wildbad in den Nordschwarzwald gekommen. Er hat am Montag dem Baumwipfelpfad einen Besuch abgestattet. Der baden-württembergische Tourismusminister zelebriert eine "kleine Eröffnungsfeier für den Schwarzwald".

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Wolf weist aber auch darauf hin, dass es wichtig sei, vorsichtig zu bleiben. Man solle wegen der Corona-Pandemie auf die Abstandsregeln und den Hygieneschutz achten. "Wir können die Lockerungen nur erhalten, wenn wir vorsichtig bleiben", mahnt er. Er gibt sich aber zuversichtlich: "In den vergangenen acht Wochen ist in den Köpfen der Menschen etwas passiert".

Urlaub in Baden-Württemberg

Dennoch macht er deutlich: "Allein mit Lockerungen wird es nicht getan sein." Deshalb wolle man gemeinsam mit den verschiedenen Urlaubs-Destinationen Baden-Württembergs eine Imagekampagne vorbereiten. Man sei gerade dabei, das Marketing in Einklang zu bringen und dem Ganzen die Botschaft zu geben: "Verbring deinen Urlaub im Ländle." Und das aus zwei Gründen: Der Urlaub in Baden-Württemberg sei sicher. Außerdem könne man so auch seine Solidarität zu den verschiedenen touristischen Betrieben zeigen.

Auch wenn das Konzept noch in Bearbeitung ist, sei natürlich klar: "Der Urlaub steht vor der Tür. Viel Zeit können wir uns damit nicht lassen", macht Wolf klar.

Ortswechsel: Außenminister Heiko Maas (SPD) sitzt am Montag in Berlin. Der Saarländer sagt: "Die Deutschen sind nun einmal die Reiseweltmeister". Und ergänzt: "Viele Länder in Europa sind stark vom Sommertourismus abhängig, gerade auch von deutschen Reisenden." Damit komme Deutschland eine besondere Verantwortung zu, vor dem Sommer einen "kontrollierten Wiedereinstieg in den europäischen Tourismus" mit zu organisieren. Maas lädt daher die Außenminister aus wichtigen Urlaubsländern Europas am Montag zu einem "Nachbarschaftsdialog" per Videokonferenz. Mit seinen Kollegen aus Bulgarien, Griechenland, Italien, Kroatien, Malta, Österreich, Portugal, Slowenien, Spanien und Zypern berät der SPD-Politiker darüber, wie internationaler Tourismus in diesem Jahr überhaupt noch möglich sein kann, ohne dass das gefährliche Coronavirus prompt wieder kreuz und quer durch Europa geschleppt wird.

Maas mahnt zur Vorsicht

Derzeit lockern viele Urlaubsländer ihre nationalen Corona-Beschränkungen nach und nach. Staaten wie Griechenland werben bereits wieder um deutsche Urlauber, damit die Hotels und Restaurants des Landes im Sommer nicht leer bleiben. Maas mahnt angesichts solcher Stimmen aus einzelnen Ländern zur Vorsicht: "Wir wollen kein europäisches Wettbieten um Touristen." Ziel sei ein gemeinsames Vorgehen in Europa, bei dem "nicht Geschäftsinteressen an erster Stelle kommen, sondern immer gesundheitliche Fragen". Für sicheres Reisen brauche es mehr als eine Grenzöffnung. So muss etwa noch geklärt werden, wie sich Infektionsketten nachverfolgen lassen, wenn ein Tourist im oder erst nach dem Urlaub positiv auf Corona getestet wird. Auch gebe es im Kreis der Länder unterschiedliche Vorstellungen darüber, ob die Installation einer Corona-App auf dem Handy, ein negativer Test auf das Virus oder Fiebermessen bei der Einreise verpflichtend sein könnten, sagt Maas.

Bis dazu Klarheit herrscht, dürfte es noch eine Weile dauern. Maas stellt eine nächste Gesprächsrunde der beteiligten Staaten in zwei Wochen in Aussicht. Der Tourismus-Experte der FDP-Bundestagsfraktion, Marcel Klinge (Wahlkreis Schwarzwald-Baar), fordert, dass Tourismusbranche und Bürger rechtzeitig vor der Sommersaison Gewissheit darüber bekommen, ob und wie in diesem Jahr Urlaub im europäischen Ausland möglich ist. "Urlauber und auch die vielen kleinen und mittleren Reiseveranstalter und Reisebüros, die nach langen Wochen direkt vor der Insolvenz stehen, brauchen dringend eine planbare und sichere Perspektive", sagt er unserer Zeitung.

In einem ersten Schritt will Außenminister Maas die derzeit geltende weltweite Reisewarnung der Bundesregierung am 15. Juni aufheben und zunächst für die europäischen Staaten durch gezielte und regional unterschiedliche Hinweise ersetzen. Reiselustige sollen so erkennen können, welche Gebiete sie aufgrund des Infektionsgeschehens weiterhin lieber meiden sollten – und wo ein Urlaub möglich sein kann. Doch auch dann dürfte sich ein solcher Aufenthalt deutlich von den Reisen in den vergangenen Jahren unterscheiden.

Touristen müssten sich in diesem Jahr auf Einschränkungen etwa an Stränden, in Restaurants und Innenstädten einstellen, mahnt Maas. Es dürfe jetzt nicht der Eindruck entstehen, dass bereits alles wieder so sei wie früher: "Das wird dieses Jahr nicht so sein. Und zwar egal, wo man hinfährt." Von Reisen in das außereuropäische Ausland rät der deutsche Außenminister mit Verweis auf die anhaltende Ausbreitung des Coronavirus beispielsweise in Ländern Lateinamerikas gleich ganz ab. Hier gelte es, "größte Vorsicht" an den Tag zu legen, sagt Maas. Vielleicht sei es besser, sich in diesem Jahr einfach auf Europa zu konzentrieren.