Liliana Turicianu und Wolfgang Seibold nach der Schumann-Matinée im Forum König-Karls-Bad. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Matinée im Forum König-Karls-Bad erzählt von Konzerten der Pianistin / Mittelpunkt war immer die Musik

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. "Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen", so heißt es bei Matthias Claudius, und genau so war es bei Clara Schumann. Ihr ganzes künstlerisches Leben lang war sie auf Konzertreisen. In einer Matinée anlässlich des Clara-Schumann-Wochenendes ließ Musikwissenschaftler Wolfgang Seibold aus Waldbronn drei davon lebendig werden.

Ihre erste selbstständige Reise – ohne ihren Vater Friedrich Wieck – unternahm sie im Alter von 19 Jahren. Über Nürnberg, Ansbach, Stuttgart und Karlsruhe fuhr sie mit der Postkutsche nach Paris – also alles andere als bequem. Fast einen Monat lang war sie damals unterwegs und gab auch Konzerte. Dass ihr die Pariser Gesellschaft nicht gefiel, ist aus ihren Briefen zu entnehmen: "In Gesellschaften hier ist es kaum auszuhalten. In einem kleinen Stübchen sitzen über 50 Damen um das Clavier herum und benehmen sich auf die fadeste Weise, wissen nicht, wie den Kopf drehen – die Franzosen sind mir furchtbar verhasst, diese Frivolität, das Nichts-thun, Cocettieren, das ist unglaublich!" Die von ihrem Vater sehr streng erzogene Clara Schumann sah die Musik als ihren Lebensmittelpunkt. Und nicht das gesellschaftliche Drumherum. Dazu kam, dass der Komponist und Musikkritiker Hector Berlioz über ihr Konzert nicht so urteilte, wie sie es empfand: "Sein Aufsatz über mich war malizös!"

Gemeinsam mit ihrem Gatten Robert Schumann war sie im Jahr 1844 vier Monate lang auf Russlandreise, zuerst in St. Petersburg, dann in Moskau. Von der Zarenfamilie, vor der sie in St. Petersburg spielte, war Clara begeistert. Die Reise nach Moskau war nicht einfach. Schumann schreibt: "Das war ein Weg, wie man sie in Deutschland nicht kennt, nichts wie Löcher, aber Löcher ellentief, dass man hineinfiel, man glaubte nicht heraus kommen zu können. Zum Glück können die russischen Schlitten ihrer breiten Kufen wegen nie umschlagen, sonst hätten wir wohl Arme und Beine brechen können." In Moskau waren dann zahlreiche Konzerte und Einladungen zu absolvieren.

Nach dem Tod von Robert Schumann im Juli 1856 unternahm sie verstärkt Konzertreisen, schließlich hatte sie für den Unterhalt ihrer sieben Kinder zu sorgen. Holland, Wien, Budapest und Prag waren die Ziele, dann erfolgte ihre erste Fahrt nach London. Nach drei Konzertreisen war sie in England bekannt geworden. 1867 spielte sie zum ersten Mal im Crystal Palace vor rund 4000 Menschen. Zahlreiche England-Tourneen schlossen sich bis 1888 an.

Mit Liliana Turicianu hatten die Veranstalter eine Konzertpianistin gewonnen, die alle Zuhörer begeisterte. Die musikalischen Emotionen setzte die Pianistin in meisterliche Interpretationen der jeweiligen Stücke um, darunter auch weniger bekannte Kompositionen von Clara Schumann: das tempogeladene "Le Sabbat" (Der Hexentanz), das "Scherzo op. 14", gleichermaßen rasant und besinnlich, sowie mehrere Sätze aus Robert Schumanns bekanntem "Carnaval". Abschließend erklang der erste Satz aus Robert Schumanns "Fantasie", über den Schumanns Braut Clara schrieb: "Ich hab während Deiner Fantasie einen schönen Traum geträumt." Auch die Zuhörer waren begeistert von Liliana Turicianus Spiel, was sich deutlich durch Beifall und in Bravo-Rufe äußerte.