Die Bürgermeister Julian Christ, Gernsbach (von links), Klaus Mack (Bad Wildbad), Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker, Kristina Schreier, Leiterin des Infozentrums, und Gernsbachs Hauptamtsleiter Thomas Lachnicht bei der Vorstellung des Masterplans auf dem Kaltenbronn. Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Das Infozentrum Kaltenbronn soll zu einem Naturparkhaus weiterentwickelt werden

Rund 400 000 Besucher kommen jedes Jahr auf den Kaltenbronn. Dennoch gibt es direkt vor Ort kaum Wertschöpfung. Auch das Infozentrum ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen und die Ausstellung nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik. Das soll sich nun ändern – ein Naturparkhaus soll entstehen.

Kaltenbronn/Bad Wildbad/Enzklösterle. "Der Kaltenbronn ist etwas Besonderes und es ist die Aufgabe, ihn aus dem Dornröschenschlaf zu wecken", sagte Gernsbachs Bürgermeister Julian Christ. Bei dieser Aufgabe für den Zweckverband Infozentrum Kaltenbronn, dem die Kommunen Bad Wildbad, Enzklösterle und Gernsbach angehören, will der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord helfen. Deshalb hat der Naturpark einen Masterplan entwickelt, mit dem das Gebiet am Kaltenbronn aufgewertet werden soll.

Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack, in Personalunion auch Vorsitzender der Naturparks, ging bei der Vorstellung des Masterplans noch einmal kurz auf die Geschichte des Infozentrums ein, das als gemeinsames Naturparkportal der Kommunen Bad Wildbad, Enzklösterle und Gernsbach und großen Zuschüssen durch das damals neue Leader-Aktionsprogramm eingerichtet worden sei. Mittlerweile sei das aber "in die Jahre gekommen" und auch die Ausstellung bedürfe einer Erneuerung. Deshalb hab man sich bei einer Klausurtagung überlegt, "wie entwickeln wir uns weiter". Der Kaltenbronn im Norden des Naturparks sei geradezu ideal als Standort für ein Naturparkhaus und es seien "alle der Meinung, das dies der richtige Weg wäre". Allerdings wolle man sich nicht nur auf das Haus beschränken, sondern auch die Region in den Blick nehmen und habe einen Masterplan erarbeitet, der die strategische Ausrichtung für die nächsten fünf Jahre vorgebe.

Gewisse Konflikte

Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker bezeichnete den Kaltenbronn mit seinen rund 400 000 Besuchern als den "touristischen Hotspot" im Nordschwarzwald. Dennoch habe man "keinen Cent Wertschöpfung auf dem Kaltenbronn". Dabei schreie diese große Zahl an Besuchern danach, mehr zu machen. Dunker sprach "ein gewisses Konfliktpotenzial" zwischen Tourismus und der einzigartigen Moorlandschaft an. Dennoch sehe man in einem Naturparkhaus eine Riesenchance, die Leitthemen Klimaschutz und Nachhaltigkeit gut zu präsentieren. Der Geschäftsführer stellte klar, dass man nicht unbedingt mehr Touristen hier wolle, sondern die Verweildauer und somit auch die Einnahmen erhöhen.

Der Plan sieht vor, ein neues Haus zu bauen. "Wenn man weiterkommen will, macht man einen Neubau", ergänzte Dunker. Dort soll dann neben einer Ausstellung auch ein Shop untergebracht sein, der regionale Produkte vermarktet. Auch die Tourismusorganisationen der Region könnten sich hier präsentieren. Auch die bereits vorhandenen Umweltbildungs- und Naturerlebnisangebote sollen von hier organisiert werden. Zusätzlich könnte es "Moorerlebnisstationen" geben, also Aussichtsplattformen im Moorgebiet. Ganz billig dürfte das Vorhaben allerdings nicht werden. Mack und Dunker rechnen mit Kosten zwischen acht und zehn Millionen Euro für das Naturparkhaus. "Klar, wir sprechen von einer erheblichen Investition", sagte Mack. Deshalb sei es wichtig, einen Partner zu finden, mit dem man das Projekt umsetzen könne. Wer das sein könnte, sei noch völlig offen.

"Wir haben eine Vision für den Kaltenbronn erarbeitet, jetzt müssen wir an die Umsetzung gehen", so Mack weiter. Deshalb habe man als ersten Schritt beim Land Mittel für die Stelle eines "Umsetzungsmanagers" beantragt. Dieser soll in den kommenden zwei Jahren die Machbarkeit prüfen, Partner, Investoren oder Zuschussprogramme ausfindig machen. Denn die Kommunen seien alleine nicht in der Lage, große Investitionen zu tätigen – dies sei Aufgabe des Naturparks, gemeinsam mit dem Zweckverband und den Landkreisen. Natürlich sei das Vorhaben gewagt, aber mit dem Infozentrum sei man vor zehn Jahren genauso gestartet.

Trotzdem könne man nun noch nicht genau sagen, "wie es hier weitergehen wird", eine Fortentwicklung sei aber möglich. Als mögliche Partner nannte Mack den ForstBW sowie das Land Baden-Württemberg, aber auch Stiftungen oder private Investoren seien denkbar. Mack ergänzte zuversichtlich: "Das Land sieht Kaltenbronn als wichtiges Thema".

Die Gemeinde Gernsbach will mit der Aufstellung eines Bebauungsplans die Rahmenbedingungen für die Entwicklung auf dem Kaltenbronn schaffen. Als zweiten Schritt will Gernsbachs Bürgermeister die Frage angehen, wie man vor Ort Wertschöpfung in Form von Übernachtungen generieren kann. Deshalb wolle man eine Hotelbedarfsanalyse beim Land beantragen, um gezielt auf Investoren und bereits vorhandene Anbieter zugehen zu können, so Christ weiter. Es sei wichtig, Angebote vor Ort zu schaffen, sagte er und auch er zeigte sich zuversichtlich, "beim Land auf offene Ohren zu stoßen".

Nun gehe es an die Planung, ergänzte Mack, und in zwei Jahren könne man sehen, ob man den Plan umsetzen könne oder das Projekt scheitert.