Heinz Betz kämpft um die Beförderung der Biker mit der Sommerbergbahn. Foto: Mutschler

Bikepark-Betreiber wollen, dass Radfahrer auch am Wochenende mit Sommerbergbahn fahren dürfen. Mit Glosse

Bad Wildbad - Seit 2003 betreibt die Radsportakademie den Bikepark auf dem Sommerberg in Bad Wildbad. Seit dem Bau des Baumwipfelpfades gibt es jedoch Probleme mit der Nutzung der Sommerbergbahn. Eine erste Klage gegen die Stadt wurde abgelehnt (wir berichteten). Die Akademie will aber weiter kämpfen.

Eröffnet wurde der Park im Jahr 2000, zuerst unter einem anderen Betreiber. Als die Stadt 2003 nach einem neuen Pächter suchte, bekam die gerade in Gründung befindliche Akademie, ehemals eine Abteilung der Dekra im Hotel und Kongresszentrum in Altensteig-Wart, den Zuschlag.

"Wir sind eingestiegen, ganz klar mit der Nutzung der Bergbahn", sagt Geschäftsführer Heinz Betz. Dafür gab es auch eine klare Regelung mit der Stadt: Pro verkauftem Ticket zahlte die Akademie einen festgelegten Betrag an die Stadt für die Nutzung der Bahn. "Das sollte eine gewisse Auslastung für die Bergbahn bringen", so Betz weiter. Und das Konzept ging auf – der Bikepark war Austragungsort von insgesamt sechs Deutschen Meisterschaften und einem Europacup-Rennen, sagt Betz, der unterstreicht: "Alles in Kooperation mit der Stadt."

Die ersten zehn Jahre sei alles gut gelaufen. Auch nach der Sanierung der Bergbahn 2011 bis 2012, als der Gemeinderat einen Festbetrag in Höhe von 20.000 Euro plus Mehrwertsteuer beschloss. "Das bedeutete fast eine Verdoppelung unserer Kosten", so der Bikeparkbetreiber. Dennoch habe alles soweit funktioniert. Auch weil die Stadt eine neue Zufahrt zur Talstation für die Biker von der Bätznerstraße gebaut habe. Die Talstation selbst und auch der Ausstieg an der Bergstation seien ebenfalls bikergerecht umgebaut worden.

Unter der Überschrift "Die Sommerbergbahn ist gerettet!" heißt es im "Bad Wildbad Report 2011" unter anderem: "Die neue Bergbahn wird einige Vorteile haben: So werden die Fahrtzeiten flexibler und die Zielgruppen besser getrennt sein. Die Nutzer des Bikeparks werden bereits von der Bätznerstraße entlang der Bergbahntrasse geführt und die Bahn über einen separaten Eingang betreten. Spezielle Abteile werden den Radfahrern vorbehalten."

Und auch das Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2013, das unserer Zeitung vorliegt, habe suggeriert, so Betz, dass der Transport der Räder mit der Bergbahn, außer an Spitzentagen, weiter möglich sei.

Gutachten rechnet nur an Spitzentagen mit Einschränkungen

Das Gutachten rechnet an diesen Spitzentagen – und auch da nur in den Spitzenstunden – mit rund 650 ankommenden Besuchern des Baumwipfelpfades, sodass bei einer maximalen Förderleistung von 900 Personen eine Reserve von rund 250 Fahrgästen pro Stunde verbleiben.

Im Gutachten heißt es: "Die Sommerbergbahn kann also – unter der Voraussetzung, dass an den Spitzentagen nur eingeschränkt Fahrräder transportiert werden – den durch den Baumwipfelpfad verursachten Besucherandrang bewältigen." Die Einschränkung für die Radfahrer sollte so aussehen, dass die Fahrräder in diesen Spitzenstunden mit einem separaten Shuttle-Service auf den Sommerberg transportiert werden und nur die Fahrradfahrer mit der Bergbahn fahren und oben am Ausstieg ihre Räder wieder in Empfang nehmen.

So war der Plan – die Realität sehe aber anders aus. Bereits während der Sanierung der Sommerbergbahn wurde für die Radfahrer ein Shuttle eingesetzt. "Alles hat soweit funktioniert", sagt Heinz Betz: "Während der Bauzeit gab es das Bus-Shuttle, an dem wir uns auch beteiligt haben." Und dann kam der Baumwipfelpfad. Irgendwann sei dann von den Stadtwerken mitgeteilt worden, "dass wir am Wochenende nicht mehr transportiert werden und wir selbst für ein Shuttle sorgen sollen", so Betz. Dafür sei eine Beteiligung durch die Stadtwerke als Betreiber der Bahn und die Stadt zu jeweils einem Drittel der Kosten zugesagt worden, so der Bikepark-Betreiber.

Im guten Miteinander habe man dann gesagt, "das probieren wir". Von dieser in Aussicht gestellten Beteiligung sei nichts übrig geblieben und die Kosten für den Transport von 20.000 auf circa 70.000 Euro in die Höhe gegangen. Weil sich in vielen Gesprächen mit Bürgermeister und den Verantwortlichen bei den Stadtwerken keine Lösung ergeben habe, entschloss sich die Radsportakademie zur Klage, um die Dinge zu klären. Denn in dem Vertrag, der 2013 neu geschlossen wurde, heiße es, dass die Konditionen über die Beförderung mit der Sommerbergbahn GmbH abzustimmen sei.

Die generelle Nutzung der Bergbahn durch die Radfahrer sieht der Bikepark dadurch nicht infrage gestellt. "Für uns war immer klar, dass das Transportmittel zum Bikepark gehört", sagt Betz. Schließlich sei der Bikepark von der Stadt für die Auslastung der Bergbahn geplant worden. Außerdem habe die Stadt selbst mittlerweile rund 700 000 Euro in den Bikepark investiert.

"Jetzt zu sagen, das geht uns nichts mehr an, wir haben damit nichts zu tun. Ihr müsst selbst gucken", findet Betz befremdlich. "Wir hätten uns einfach gewünscht, dass die Stadt mit uns zusammen nach einer einvernehmlichen Lösung sucht und uns nicht so im Regen stehen lässt", macht er seinem Ärger Luft. Und selbst wenn die Finanzierung des Bus-Shuttles geklärt wäre, ideal sei diese Lösung nicht.

Schlechte Parksituation führt zu langen Staus in der Stadt

Denn durch die schlechte Parksituation und das nicht funktionierende Parkleitsystem in der Stadt und auf dem Sommerberg komme es regelmäßig zu Staus, indem dann auch das Bus-Shuttle feststecke. "Warum bleiben an den schönen Tagen die Biker mittlerweile weg?", fragt Heinz Betz und beantwortet die Frage gleich selbst: "Unsere Kunden kommen zum Radfahren und nicht, um im Stau zu stehen."

Trotz aller Widrigkeiten habe die Akademie die Option gezogen und den Vertrag bis Ende 2020 verlängert. Dennoch sei klar, dass Lösungen gefunden werden müssen, denn: "Der Betrieb mit der Qualität, die unsere Besucher erwarten, ist nicht mehr aufrechtzuerhalten", so Betz, der sicher ist: "Mit der Hängebrücke werden unsere Probleme noch größer." Deshalb wolle man den Vertrag genau prüfen lassen und habe nach der abgewiesenen Klage Berufung am Oberlandesgericht in Stuttgart eingelegt. Denn, so macht Betz deutlich: "Der Bikepark ist ein großer Teil des Unternehmens. Es geht auch um die Existenz."

Glosse: Lange Schlange

Von Bernd Mutschler

Stell’ dir vor, es gibt einen schönen Bikepark, irgendwo im Nordschwarzwald – und du kommst nicht hin. Der Bad Wildbader Bikepark wurde eröffnet, um die Sommerbergbahn besser auszulasten. Das Konzept ging auf, die Bahn wurde modernisiert und viele Jahre lang war alles Friede, Freude, Eierkuchen. 2013 ändert sich dann alles: Der Baumwipfelpfad wird eröffnet und die Besucher überrennen das Städtchen und stehen Schlange. An der Bergbahn – und auf der Straße hinauf zum Sommerberg. Mitten drin stauen sich dann auch die Biker mit ihren Rädern im Bus-Shuttle den Berg hoch und bleiben als Konsequenz bei schönstem Biker-Wetter und erwartet großem Andrang einfach weg.

Nun könnte man ja einfach sagen, fahrt doch den Berg einfach wieder hoch, machen die bei der Tour de France ja schließlich auch. Leider sind Downhill-Räder für die Bergauffahrt völlig ungeeignet. Also wird auch nichts aus der Geschäftsidee: E-Downhill-Räder, aufgeladen mit stadteigenem Elektrostrom, während die "Radler" ein ebensolches zu sich nehmen und so auch noch die Gastronomie stärken.

So gilt eben wie bei den Fallschirmspringern: Runter kommen sie alle. Nur das Rauf ist das Problem.