Sichtlich Spaß hatten Maximilian und Liam (von links) als sie mit den "Vagrants" auf der Bühne abrocken durften. Foto: Ferenbach

Mehr als 2000 Besucher kommen zur 26. Auflage ins Obere Enztal. Organisationsteam ist zufrieden.

Bad Wildbad - Sommer, Sonne, Festival, Polterplatz: Bei der 26. Auflage des Polterplatz-Open-Airs hat mal wieder alles gepasst, insbesondere das Wetter.

Mehr als 2000 Besucher und einige Vierbeiner dürften es in der Summe gewesen sein, die am Wochenende zum Umsonst-und-draußen-Festival im Oberen Enztal gepilgert sind und zum Teil dort auch im Zelt oder Campingbus übernachtet haben.

Zufriedene Gesichter gab es jedenfalls beim Organisationsteam vom Förderkreis Jugendhaus Bad Wildbad um Jörg Achache und Kim Rothfuß, zumal es entlang der Partymeile auch durchweg friedlich blieb. Was auch daran liegen mag, dass die – auch äußerlich auffällige – Punkszene aus den ersten Jahren des Festivals zunehmend verschwunden ist. Auch heuer sorgten wieder neun Bands aus der Region, knisterndes Lagerfeuer, sommerliche Cocktails, Weißwurstfrühstück für Helfer und Camper sowie die familiäre Atmosphäre für ausgelassene Stimmung an der Enz.

Mehr als nur ein Festival-Opener war am Freitagabend "Madeira Cake" aus Holzgerlingen, die mit ihrem tanzbaren Alternative Rock und Crossover gerne mehr Zuhörer um sich geschart hätten. Die Fans der Lokalmatadore "Everything in Boxes", die mit einigen neuen Songs aufwarten konnten und souverän eine technische Störung der Soundanlage meisterten, hatten dafür eine eher kurze Anreise, so dass sich der Polterplatz langsam füllte.

Weiter die Stimmung anheizen konnte "Royal Tea Club" aus Mühlacker mit ihrer professionellen Performance. Sympathisch wie Frontman Simon Weidicke sich einfach so ins Publikum mischte und dieses zum kollektiven Hüpfen vor und auf der Bühne animierte. Für ein fulminantes Finale sorgte der erfrischende Bläsersound von "Yakuzi", zu dem die Fans bis weit nach Mitternacht abtanzten.

Deutsche Titel

Am zweiten Festivalabend beherrschten deutschsprachige Bands das Bühnenprogramm. Selbst Renate Iorio von der amerikanisch-australischen Band "The Vagrants" ließ ihre deutschen Wurzeln und ihre Vorliebe für deutsches Bier in der Publikumsansprache durchblicken. Einen Abstecher ins Schwäbische gab es zum Auftakt mit der "Sommelädr Kapell", die das Publikum unter anderem mit auf ihren Vatertagsausflug und zum Feuerwehreinsatz nahm. Nach sieben Jahren Bandgeschichte verabschiedeten sich "Die Gespreizten Beine" aus Straubenhardt mit einem letzten Aufruf von Sänger Dorian Sengle "Spreizt eure Beine und tanzt". Für Bein- und Hüftschwünge zu den Reggae-Rhythmen von Posaunist Ali Willings gab es denn auch Bonbons und kostenlose Band-T-Shirts. "Es macht immer wieder Freude, hier zu spielen", meinte Sänger Simon. Die explosive Kraft von "The Vagrants" sprang vom ersten Ton an auf das Publikum über. Sich zuprosten und umarmen, auch wenn man sich nicht kennt, war zum Abschluss mit "Grünen Welle" angesagt. Und das Publikum ließ sich nicht zwei Mal bitten. Ihre einzigartige Stilmischung aus Hip-Hop, Ska, Reggae und Punk mit deutschem Sprechgesang von der rappenden "Locke" sorgte für anhaltende Begeisterung. Wer danach noch genügend Reserven hatte, tanzte in der Hütte bei DJ Strobo bis in die Morgenstunden weiter.